Die Menschen in Deutschland werden immer älter. So hat sich auch die Zahl der Hochbetagten ab 85 Jahre und älter bereits zwischen 1991 und 2019 verdoppelt – von 1,2 Millionen Menschen auf 2,4 Millionen Menschen. Jedoch wird die Zahl hochbetagter Menschen laut Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts (Destatis) auf bis zu 6,5 Millionen Hochbetagte in 2055 ansteigen – ein nicht zu unterschätzendes Armutsrisiko.

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Eigenanteile als Armutsrisiko

Denn die staatliche Pflegeversicherung deckt – als zusätzliche Säule der gesetzlichen Sozialversicherung – Kosten keineswegs ab. Und bei Unterbringung in einem Pflegeheim drohen hohe Beträge, die Pflegebedürftige zuzahlen müssen. Mit Stichtag zum 01.07.2021 zahlen die Deutschen bundesweit durchschnittlich 873 Euro an so genannten einrichtungseinheitlichen Eigenanteilen (EEE) für die stationäre Unterbringung. Hinzu kommen 791 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 461 Euro anteilige Investitionskosten – macht deutschlandweit im Schnitt 2.125 Euro (Versicherungsbote berichtete). Auch Kinder haften durch den sogenannten Elternunterhalt für diese Summen. Einzig privater Versicherungsschutz kann vor diesem Kostenrisiko bei Pflegebedürftigkeit schützen.

Ein Produkt, dass hierfür zur Verfügung steht, ist die private Pflegerente. Wie gut aber sind die angebotenen Produkte? Das untersuchen – nun schon mit steter Regelmäßigkeit seit 2011 – die Experten von Morgen und Morgen. Nun veröffentlichte das Rating-Haus ein aktuelles Rating.

Was wurde gemacht?

Ziel des aktuellen Produkttests ist, Bedingungen der Tarife unter die Lupe zu nehmen. Der Preis hingegen spielt für das Rating keine Rolle. Einhundertfünf Tarife wurden diesmal analysiert. Hierfür erstellten die Experten aus dem Taunus insgesamt 32 Fragen.

Die Fragen haben das Ziel, die Leistungsfähigkeit der Tarife zu erforschen – kann eine Frage mit „ja“ beantwortet werden, erhält der Tarif Leistungspunkte. Allerdings wurden Fragen nach ihrer Bedeutung für die Tarifqualität unterschiedlich gewichtet:

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  • Zwölf „weniger wichtige Fragen“ bringen jeweils einen Punkt. Als Beispiel: Bietet der Versicherer Nachversicherungsgarantien bei Heirat und Geburt/Adoption an? Oder bietet er Überbrückungsmöglichkeiten bei Zahlungsschwierigkeiten an?
  • Vierzehn „wichtige“ Fragen bringen je drei Punkte. Hierzu gehört zum Beispiel die Frage, ob der Versicherer auch leistet, wenn die Pflegebedürftigkeit auf einer Suchterkrankung beruht.
  • Sechs "sehr wichtige" Fragen bringen je fünf Punkte. Hierzu gehört unter anderem die Frage, ob Versicherungsschutz auch weiterbesteht, wenn die Mitgliedschaft in der sozialen Pflegeversicherung (SPV) oder in der privaten Pflegeversicherung (PPV) endet oder ob bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall auch rückwirkend geleistet wird.

Insgesamt können die Produkte also 84 Punkte erreichen. Punkte werden sodann in eine fünfstufige Notenskala übersetzt:

  • Bestnote sind fünf Sterne für ein „ausgezeichnetes“ Abschneiden.
  • Wer vier Sterne erhält, hat „sehr gut“ abgeschlossen.
  • Drei Sterne hingegen bedeuten ein „durchschnittliches“ Abschneiden.
  • Zwei Sterne sind im Ergebnis „schwach“.
  • Wer nur einen Stern erhält, der schneidet hingegen „sehr schwach“ ab.

Hohes Niveau oder unterentwickeltes Marktsegment?

Die Rating-Experten von Morgen und Morgen sind mit dem Testergebnis äußerst zufrieden – und bescheinigen dem Markt ein „hohes Niveau“. Denn insgesamt 67 Tarife dürfen sich für ein „ausgezeichnetes“ Abschneiden zukünftig mit fünf Sternen für die Bestnote schmücken.

Hinzu kommen 25 Tarife mit vier Sternen – ihnen bescheinigen die Tester demzufolge ein „sehr gutes“ Ergebnis. Fast 88 Prozent der Produkte überzeugt aus Sicht von Morgen und Morgen also mit überdurchschnittlichen Bedingungen.

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Die dreizehn verbleibenden Tarife landen allesamt bei drei Sternen – Bedingungen dieser Produkte sind demnach „durchschnittlich“. Somit muss keiner der Tarife des Tests ein „schwaches“ oder „sehr schwaches“ Ergebnis hinnehmen.

Franke und Bornberg bewerteten skeptischer

Nun sind zwar Bestnoten bei Produkt-Tests durchaus häufig (Versicherungsbote berichtete). Und doch erstaunt ein Kontrast. Denn anders als Morgen und Morgen konnten die Kollegen von Franke und Bornberg bei ihrem letzten Produkttest zur Pflegerentenversicherung weder die beste noch die zweitbeste Note an einen der Tarife vergeben.

Stattdessen vergaben die Experten aus Hannover an 28,05 Prozent der Tarife nur ein „ausreichend“. Für 1,63 Prozent der Tarife hagelte es gar ein „mangelhaft“ (Versicherungsbote berichtete).

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Dies, jedoch auch die Tatsache nur weniger Anbieter war für die Experten Indiz eines unterentwickelten Marktsegments. Denn nur sechs Versicherer bieten überhaupt die wichtigen Produkte an:

  • Allianz Lebensversicherungs-AG
  • Ideal Lebensversicherung a.G.
  • Swiss Life Deutschland
  • Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G.
  • WWK Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit
  • Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG
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