Über alle drei Sparten hinweg haben die im Rahmen unserer Studie „Das Innovationsbarometer“ angestellten Analysen gezeigt, dass es unter den Versicherungsunternehmen viele Gemeinsamkeiten gibt. So steht (1) bei den meisten Versicherern die Individualisierung der Produkte ganz oben auf der Tagesordnung: Kunden erhalten mehr und mehr die Möglichkeit, die jeweiligen Produkte durch verschiedene Bausteine modular für die eigene Situation anzupassen. (2) werden Technologien eingebunden, um die Produkte so digitaler gestalten zu können: So können einerseits durch neue Leistungsbestandteile und andererseits durch die Möglichkeit der selbstständigen, digitalen Verwaltung neue Mehrwerte geschaffen werden. (3) sind Kooperationen und der Aufbau von Ökosystemen ein zentrales Bestreben der Versicherer: Hierdurch wird das Leistungsangebot erweitert, es werden Präventionsmaßnahmen integriert und bei der Abwendung bzw. Bearbeitung von Schäden erfolgt eine digitale Unterstützung.

Anzeige

Produkte werden modularer und flexibler

Auch in Komposit lässt sich grundsätzlich feststellen, dass die Produkte modularer geworden sind und sich damit besser an die individuelle Situation des Kunden anpassen lassen. Insbesondere neue Technologien, wie Sensoren, die das Verhalten des Kunden tracken und Data Analytics-Lösungen, die dieses auswerten, helfen dabei, „herkömmliche“ Produkte immer stärker zu individualisieren werden. Daraus und durch eine präzisere Berechnung des Schadenerwartungswertes ergibt sich ein größerer Nutzen für den Kunden.

Ein Beispiel für diese Entwicklung ist das Telematik-Produkt der HUK-Coburg. Durch Erfassung von Fahrdaten wie Ort, Zeit, Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsen und Lenken wird das individuelle Risiko berechnet. Auch wird eine umweltfreundliche Fahrweise durch Punkte, die an gemeinnützige Organisationen gespendet werden können, belohnt (Eco-Drive). Auch die R+V bietet seit Juli einen Rabatt für nachhaltiges Verhalten in der Kfz-Versicherung.

Anzeige

Es hat sich gezeigt, dass Innovationen in Komposit durch neue Produkte wie Cyberversicherungen sowie durch Weiterentwicklungen bestehender Produkte getrieben werden. Neue Technologien können aber auch die Leistungen klassischer Versicherungsprodukte erweitern und damit einen Kundennutzen generieren, der über die rein finanzielle Entschädigung im Schadenfall hinaus geht. Dies geschieht beispielsweise durch die Integration von Smart-Home in der Hausrat- & Wohngebäudeversicherungen. Kunden können so präventiv vor Schäden geschützt werden, aber auch die Minimierung der Schadenhöhe bei Eintritt ist möglich. Die Generali hat so Smart-Home-Technik in die Hausratversicherung integriert und gibt durch Sensoren für Tür oder Fenster, Schaltsteckdosen sowie Wassermelder über eine App Warnungen heraus bzw. leitet gegebenenfalls auch automatische Maßnahmen bei Wasseraustritt oder Einbruch ein.

Viele Angebote werden digital und ganzheitlich gedacht

Lebensversicherungsprodukte weisen durch die sehr langen Laufzeiten besondere Charakteristika auf. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass in Leben, wie auch in Kranken, vor allem die Steigerung der Flexibilität im Vordergrund steht. Grundsätzlich werden die Produkte modularer und der Kunde kann die für ihn passenden Bausteine selbst zusammenstellen. Die Digi BUZ der Provinzial ist beispielsweise eine Berufsunfähigkeit für junge Kunden, die digital und modular zusammengestellt werden kann.

Vereinzelt wird zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, das persönliche Verhalten in das Produkt zu integrieren und das Verhalten des Kunden mit Rabatten zu belohnen. Durch das Tracking und die damit geschaffenen Anreize zu einer gesunden Lebensweise kann der Kunde selbst Einfluss auf die Höhe der zu zahlenden Prämie nehmen. Im Generali Vitality pay-as-you-live-Tarif wird auf Basis von Sport, Ernährung und Gesundheitswerden Rückerstattungen bei gesundheitsförderndem Verhalten gewährt.

Anzeige

Zusätzlich steigt die Digitalfähigkeit der Produkte. Es werden zunehmend Möglichkeiten über Plattformen geschaffen, auf denen der Kunde seine Produkte selbst verwalten und ggf. auch anpassen kann. In der betrieblichen Altersvorsorge kooperieren daher viele Versicherer mit Xempus (ehem.xbAV ), einer digitalen Plattform für die Information, Beratung und Verwaltung von bAV-Produkten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben die Möglichkeit auf der Plattform die Verträge zu Verwalten und selbstständig anzupassen. Ebenfalls wird für Vermittler und Versicherer der digitale Vertrieb vereinfacht. Kooperationen werden auch für Präventionsmaßnahmen oder der Linderungen von aufgetretenen Beschwerden eingegangen. So kooperiert die Gothaer im Rahmen ihres FEEL-Programms mit Feel/Sention und Scor zur Vermeidung und Behandlung von psychischen Störungen wie Stress oder Burn-out.

Die Sparte Kranken forciert vor allem das Angebot ganzheitlicher Lösungen. Im Vergleich zu den anderen Sparten wird der Aufbau von Ökosystemen am umfassendsten fokussiert und verschiedene Services zu unterschiedlichsten Gesundheitsthemen eingebunden. So erhält der Kunde nicht nur eine Unterstützung im Krankheitsfall, sondern hat auch Zugriff auf viele Präventionsangebote und Rehamaßnahmen. Die Versicherungskammer Bayern kooperiert beispielsweise mit Unternehmen zur Behandlung von Tinnitus, Unterstützung von Diabetiker und Anti-Stress Maßnahmen.

Anzeige

Vor allem aber haben digitale Services wie Gesundheits-Apps in den sich aufbauenden Ökosystemen eine prominente Berücksichtigung. Die Nürnberger Versicherung bietet z.B. mit HUMANOO eine digitale Gesundheitsplattform, mit EXPARO eine Gesundheitswelt (Onlinekurse, Fitnessprogramme und Expertenanalysen), mit TeleClinic den Zugang zur digitalen Fernbehandlung und mit BetterDoc zusätzliche Services für Kunden zur Unterstützung bei der Arztsuche, an. Ähnlich wie in den Produkten der Sparte Leben wird auch im Krankenbereich die Flexibilität gesteigert und eine bessere Anpassung an die individuelle Lebensplanung ermöglicht.

Seite 1/2/

Anzeige