Während der ersten Coronawelle im Frühjahr 2020 zeigte sich, dass Lockdowns und geschlossene Grenzen die deutschen Firmen auch dann empfindlich treffen können, wenn sie eigentlich hätten weiterarbeiten können. Denn die -global vernetzten- Lieferketten rissen ab. Es fehlte an Bauteilen, Werkzeug, Materialien. Der fehlende Austausch hat ganze Volkswirtschaften in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt. Die Lieferketten waren sowohl im Inland als auch im Ausland gestört.

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Um die Unternehmen in dieser Situation zu schützen, spannte die Bundesregierung gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft einen gewaltigen Schutzschirm auf. Mit 30 Milliarden Euro bürgte der Staat für Lieferausfälle und Warenkredite. Das hat sich offenbar gelohnt, wie nun die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag zeigt. Demnach hat die Bundesregierung mehr an Einnahmen erhalten als an Schäden begleichen müssen: Beitragseinnahmen von 585 Millionen Euro stehen demnach lediglich Schadenzahlungen in Höhe von 108 Millionen Euro gegenüber. Auf die Zahlen machte zuerst das Fachmagazin procontra-online.de aufmerksam.

Bund erhielt das Gros der Beiträge

Hintergrund ist, dass sich der Bund seine Garantien auch teuer bezahlen ließ. Nachdem im Frühjahr 2020 der Schutzschirm aufgespannt wurde, erhielt man zunächst 65 Prozent der Beitragseinnahmen, im ersten Halbjahr immer noch 58,5 Prozent. Während der Bund so im Jahr 2020 insgesamt mit 460 Millionen Euro an den Beiträgen beteiligt wurde, musste er rund 103 Millionen Euro an Schäden begleichen. Das kann sich aber noch ändern, die Zahlen sind vorläufig. „Anzumerken ist, dass etwaige Ausbuchungen und Beitragsrückerstattungen der Warenkreditversicherer an ihre Versicherungsnehmer darin noch nicht vollständig enthalten sind“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Schäden werden im Rahmen der Bundesgarantie im Verhältnis 90:10 geteilt: 90 Prozent zahlt der Bund, 10 Prozent zahlen die Kreditversicherer.

Aktuell hat sich der Bund aber wieder von den Garantien verabschiedet. Der gemeinsame Schutzschirm des Bundes und der Warenkreditversicherer ist vereinbarungsgemäß am 30. Juni 2021 ausgelaufen. „Gespräche mit dem Bund über eine darüber hinausgehende Verlängerung gibt es derzeit nicht, eine erneute Verlängerung wird von allen beteiligten Warenkreditversicherern nicht angestrebt“, hatte sich Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), bereits im März positioniert. Es gäbe auch keinen Grund hierfür: Lieferketten seien wieder weitestgehend intakt, Versicherungsschutz solle wieder „ausschließlich auf Basis marktwirtschaftlicher Prinzipien zur Verfügung gestellt werden“, so Asmussen.

Lieferantenkredite in Deutschland: 340 Milliarden Euro pro Jahr

Eine Warenkreditversicherung schützt Unternehmen vor unbezahlten Rechnungen bzw. offenen Forderungen: auch mit Blick auf Auslands-Exporte. Wichtig ist sie auch deshalb, weil viele Unternehmen mit ihren Warenlieferungen in Vorleistung gehen: Sie liefern die Ware und sind dann darauf angewiesen, dass der Empfänger diese auch bezahlt, geben quasi einen Kredit. Hier war in Corona-Zeiten das Risiko groß, dass die deutschen Firmen auf ihren Forderungen sitzenbleiben: auch weil unklar war, ob nicht im In- und Ausland vermehrt Insolvenzen zu beklagen sein werden.

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"Alleine in Deutschland belaufen sich diese sogenannten Lieferantenkredite auf jährlich ca. 340 Milliarden Euro", berichtet Euler Hermes, weltweit führender Anbieter solcher Policen, auf seiner Webseite. Seit Ende Juni tragen die privaten Versicherer das Risiko derartiger Ausfälle nun wieder selbst. Keine Angaben konnte die Bundesregierung dazu machen, ob aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie mit steigenden Versicherungsprämien zu rechnen sein wird.

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