Fast jeder fünfte Deutsche sorgt nicht zusätzlich für sein Alter vor und verläßt sich ganz auf die gesetzliche Rente. „Nur“ 83 Prozent der Beschäftigten im Alter von 18 bis 67 Jahren haben demnach eine private und/oder berufliche Altersvorsorge abgeschlossen. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Deutschen Bank, über die aktuell das „Hamburger Abendblatt“ berichtet.

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Menschen mit niedrigen Einkommen sorgen seltener vor

Die Umfrage zeigt, dass vor allem Menschen mit geringen Einkommen auf eine zusätzliche Altersvorsorge verzichten. Bei den Haushaltseinkommen bis 1.499 Euro netto -in der Studie als Geringverdiener gewertet- verzichtet fast jeder Zweite (44 Prozent) auf private und berufliche Zusatzvorsorge. Bei den Einkommen zwischen 1.500 und 3.499 Euro netto verzichtet knapp jeder Fünfte (17 Prozent) auf zusätzliche Vorsorge, bei den hohen Einkommen (mehr als 3.500 Euro) sind es nur acht Prozent.

Entsprechend sind auch die Hauptgründe, die dafür genannt werden, weshalb man auf private und betriebliche Altersvorsorge verzichtet. 83 Prozent der Geringverdiener sowie 58 Prozent jener mit mittleren Einkommen geben zu Protokoll, dass ihnen für zusätzliche Altersvorsorge kein finanzieller Spielraum bleibe. Doch selbst bei den Besserverdienenden sagt fast jeder Dritte (29 Prozent), ihm fehle der finanzielle Spielraum.

Dem entgegen werden andere Gründe für den Verzicht weit seltener genannt. Der Aussage, „Ich will mein Geld lieber jetzt als später ausgeben“, stimmen nur sechs Prozent der Geringverdiener und 22 Prozent der Normalverdiener zu. Bei den hohen Einkommen spielt dieser Grund de facto keine Rolle. Das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung ist ebensowenig Grund für den Verzicht, weil sehr gering ausgeprägt. Lediglich zwei Prozent der Geringverdiener und zehn Prozent der Normalverdiener sehen sich durch die gesetzliche Rente gut abgesichert.

Frauen sind schlechter abgesichert

Bereits frühere Studien anderer Institute haben gezeigt, dass Frauen schlechter für das Alter abgesichert sind: brisant auch vor dem Hintergrund, dass sie geringere Anwartschaften in der Rente erwerben. Diese Umfrage bestätigt dies. Männer investieren demnach -private und betriebliche Vorsorge zusammengerechnet- durchschnittlich 150 Euro im Monat zusätzlich für ihr Alter. Bei Frauen sind es im Schnitt nur 100 Euro.

Auch eine diesjährige Studie der Swiss Life kam zu einem ähnlichen Ergebnis, wobei der Altersvorsorge-Anbieter seinen eigenen Bestand auswertete. 43 Prozent der Altersvorsorge-Produkte wurden von Frauen gehalten, 56 Prozent von Männern: ein Unterschied von 13 Prozentpunkten. Frauen sind aber auch überproportional häufig im Niedriglohnsektor aktiv und unterbrechen ihr Erwerbsleben öfters für die Kindererziehung und die Pflege Angehöriger. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) betrug der Niedriglohnanteil 2020 bei den Männern 15,5 Prozent, bei Frauen hingegen 25,8 Prozent.

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Die Deutsche Bank rät auch Geringverdienern dazu, früh mit der Altersvorsorge anzufangen und Fördermöglichkeiten zu nutzen: etwa vermögenswirksame Leistungen (VL). „Wer früh mit dem Sparen beginnt, kann über viele Jahre hinweg auch mit kleinen Schritten ein großes Ziel erreichen, auch schon mit 30 oder 50 Euro monatlich“, sagt Nadin Chucher von der Deutschen Bank dem "Hamburger Abendblatt". Für die Umfrage wurden repräsentativ 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt.

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