Die Reform der Riester-Rente ist wohl tatsächlich der Bundestagswahl 2021 ‚zum Opfer gefallen‘. Diesen Schluss lassen jedenfalls Äußerungen von Dr. Peter Schwark, Geschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), zu.

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In einem Online-Gespräch der Bayerischen erinnerte der Verbandsfunktionär nicht nur an die Seltenheit, dass die Anbieter-Verbände mit gemeinsamer Stimme vorsprachen. Schwark bestätigte auch, dass es sogar eine Einladung aus den zuständigen Ministerien gab, um Reformschritte abzustimmen. Dieses Treffen sei kurzfristig abgesagt worden, so Schwark. Vor der Wahl, spekulierte der GDV-Mann, habe sich wohl niemand an entsprechende Reformen getraut.

Doch auch in den Wahlprogrammen findet die Riester-Rente keine Erwähnung mehr. Stattdessen soll - je nach politischer Coleur - etwas Neues her. Davor warnte Schwark allerdings entschieden. Der Vertrauensverlust durch das ‚Sterbenlassen‘ sei nicht zu unterschätzen.

Mit dem ‚Sterbenlassen‘ der Riester-Rente wollte sich Maximilian Buddecke, Vorstandsmitglied der Bayerische ProKunde AG, aber auch trotz Höchstrechnungszins-Senkung nicht abfinden: „Ja, es ist eine Herausforderung für Versicherer, bei einem sehr niedrigen Zinssatz die zugesagten Garantien zu erwirtschaften. Durch die Garantiezinssenkung können viele Versicherer Riester nicht mehr oder nur zu langen Laufzeiten oder hohen Beiträgen anbieten. Und das widerspricht dem eigentlichen Konzept von Riester, die Rentenlücke vor allem auch für Geringverdiener auszugleichen.“ Darum habe er Verständnis, wenn einige Anbieter dieses Wagnis nicht eingehen wollten und sich aus dem Markt zurückziehen. „Natürlich gibt es einen Reformbedarf und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, das Modell zukunftsfähig zu machen.“

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„Die Komplexität des Produktes ist viel zu hoch“, befand Peter Bofinger, Professor an der Universität Würzburg und ehedem Wirtschaftsweiser. Zudem sprach sich Bofinger dafür aus, dass weitere Finanzprodukte förderfähig sein sollten. So beklagte sich der Wirtschaftswissenschaftler, dass ETFs keine staatliche Altersvorsorge-Förderung erhalten. Es bräuchte ein einheitliches Fördersystem, so Bofingers zentrale Forderung.

Die Bayerische: Riester-Rente 2022 nur noch als Nettotarif?

Darauf könnte er sich wohl auch mit Dr. Peter Schwark und Maximilian Buddecke verständigen. Beide plädierten für eine Vereinfachung der Förderung und Entbürokratisierung der Riester-Rente. „Der Gedanke hinter Riester ist letztlich, ein niedrigschwelliges Angebot zu schaffen, die Menschen in die private Vorsorge zu bringen. Dieses sehen wir nicht nur als vertriebliches, sondern auch als gesamtgesellschaftliches Ziel“, so Maximilian Buddecke.

Die Bayerische: Riester-Rente 2022 nur noch als Nettotarif?

Bei der Bayerischen will man trotz der angespannten Zinssituation in diesem Jahr noch am Riester-Neugeschäft festhalten. „Obschon wir gerade auch in der Altersvorsorge offensiv Lösungen und Produkte empfehlen, die mehr Chancen und damit höhere Renditen auch ohne Garantie bieten, werden wir hier verlässlich bleiben“, so Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen.

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Mit der Rechnungszinssenkung von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent zum 01.01.2022 wird bei Neuabschlüssen in erster Linie die garantierte Leistung aus der „KlassikRente“ reduziert. Bei der „Garantierente Zukunft“ wird die Garantie auf 80 Prozent reduziert, wodurch sich die Topfaufteilung des dynamischen 3-Topf-Hybrids (Anlage im Sicherungsvermögen der Bayerischen, Wertsicherungsfonds, freie Fonds) verändert und dadurch wieder mehr Guthaben in die renditeträchtige freie Fondsanlage fließt.

„Es wird ab dem 01.01.2022 keine Garantien mehr mit 100 Prozent auf dem Markt in der bAV geben. Wer dies unbedingt möchte, kann bei uns noch 2021 einen entsprechenden Abschluss machen. Unsere Tarifwelt mit einer 100-Prozent-Garantie bleibt bis zum Jahresschluss geöffnet“, sagt Ute Thoma, Leiterin Betriebliche Vorsorge Vertrieb.

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Bei der Riester-Rente ist diese Absenkung aufgrund der ausgebliebenen Riester-Reform und einer damit verbundenen Reduktion des vorgegebenen Garantierahmens nicht möglich, weswegen die Bayerische das Produkt komplett neu kalkuliert und 2022 voraussichtlich nur als Nettotarif anbieten wird.

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