Wiltrud Pekarek: Im Schnitt hat jeder vierte Haushalt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Wer Kinder hat, setzt deutlich häufiger auf diesen Versicherungsschutz. Mehr als jedes zweite Paar mit Nachwuchs ist für den Fall einer Berufsunfähigkeit versichert. Die Zahlen belegen, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung zwar schon weit verbreitet, aber durchaus noch ausbaufähig ist. Fakt ist aber auch, dass aufgrund des Gesundheitszustands, der ausgeübten Hobbys oder des Berufs in manchen Fällen keine Berufsunfähigkeitsversicherung möglich ist. Außerdem können sich Kunden den Berufsunfähigkeitsschutz nicht immer leisten. Wir haben aber auch für diese Menschen ein Angebot, etwa die Erwerbsminderungsversicherung, und werden dieses weiter ausbauen.

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In der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung wird selbst von Versicherungsmaklern die zunehmende Berufsgruppendifferenzierung kritisiert und ein Gegensteuern gefordert: weil Risikoberufe kaum bzw. sehr schwer einen bezahlbaren Schutz finden würden. Wie positionieren Sie sich als Mathematikerin und Aktuarin dazu?

Am Markt ist eine zunehmende Tendenz der Berufsgruppendifferenzierung zu beobachten. Die Berufsgruppen werden dabei nicht mehr nur nach kaufmännisch und körperlich Tätigen unterteilt, sondern es werden auch zusätzliche Merkmale wie Bildungsabschluss, Berufsausbildung, Personalverantwortung oder Raucherstatus berücksichtigt. Diese Vorgehensweise wird unserer Meinung nach dem individuellen Einzelfall gerechter und führt zu fairen und risikogerechten Preisen. Langfristig stabile Beiträge sind in der BU ganz zentral. Die Alte Leipziger hat sich von Assekurata als erster Versicherer in einem prospektiven Verfahren prüfen lassen und dabei sehr gut abgeschnitten.

Gewerkschaften und Verbraucherschützer fordern gar eine Rückführung der BU-Risiken in die Sozialversicherung: eben mit dem Argument, dass dieser existentiell wichtige Schutz zu vielen Berufstätigen verwehrt wird. Wie positionieren Sie sich dazu? Ist vielleicht sogar eine Initiative der Privatversicherer gefragt, um gewisse Fehlentwicklungen auszugleichen und dies zu verhindern?

Das ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll. Die Mehrbelastung für die Sozialsysteme wäre enorm. Der private und betriebliche Berufsunfähigkeitsschutz weist eine außerordentlich hohe Qualität auf. Gerade auch, wenn man ihn mit dem staatlichen Erwerbsminderungsschutz vergleicht. Ich sehe das ähnlich wie in der Krankenversicherung: Wer die PKV abschafft, verschlechtert das Versorgungsniveau insgesamt. So wäre es auch mit der BU.

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Wir sehen übrigens vor allem im Bereich der betrieblichen Altersversorgung gute Möglichkeiten, den Berufsunfähigkeitsschutz in der Bevölkerung weiter zu verbreiten. Wenn ein Unternehmen im Zusammenhang mit der bAV auch den BU-Schutz seiner Mitarbeiter ganz oder teilweise finanziert, ist das ein zusätzliches Zeichen der Wertschätzung und Fürsorge für die Arbeitnehmer und stärkt deren Bindung an das Unternehmen. Außerdem trägt ein solches Mitarbeiterangebot dazu bei, dass sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber im Wettbewerb um knappe Fachkräfte positioniert. Hinzu kommen handfeste finanzielle Vorteile und eine vereinfachte Gesundheitsprüfung bei Kollektivverträgen.

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