In den letzten Jahren entpuppte sich die Schaden- und Unfallversicherung als eine Sparte, die den Versicherern gute Zahlen und Wachstum bescherte. Das hat sich auch im Coronajahr 2020 nicht geändert, wie ein aktueller Marktausblick des Kölner Analysehauses Assekurata zeigt. Im Gegenteil: Die Krise spielte den Versicherern sogar teilweise in die Karten, sodass sie nun noch profitabler dastehen.

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„Die pandemiebedingt verringerte Mobilität hat 2020 zu einem deutlichen Rückgang von Verkehrs-, Sport- und Freizeitunfällen geführt. Zusätzlich haben vergleichsweise geringe Elementarschäden dazu beigetragen, dass die deutschen Schaden-/Unfallversicherer im Geschäftsjahr 2020 den versicherungstechnischen Gewinn deutlich von 5,2 Milliarden Euro auf 7,4 Milliarden Euro steigern konnten“, berichtet Dennis Wittkamp, Autor der Studie und Fachkoordinator Schaden/Unfallversicherung bei Assekurata.

Deutlich weniger Ausgaben für Schäden

Den positiven Trend vermerkten die Versicherer im Coronajahr sowohl bei den Beiträgen als auch den Schäden. Zwar stiegen die Bruttobeiträge mit 2,1 Prozent etwas weniger stark als im Mittel der vergangenen zehn Jahre, als man sogar um 2,9 Prozent per annum wachsen konnte.

Aber die Versicherungsleistungen reduzierten sich ebenfalls: von 53,3 Milliarden Euro in 2019 auf 52 Milliarden Euro. Folglich sank auch die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 92,8 auf rund 90 Prozent. Das sei ein sehr guter Wert im Vergleich zum Zehn-Jahres-Schnitt 2010-2020 von 95,7 Prozent, berichten die Domstädter. Stark vereinfacht: Solange die Combined Ratio unter 100 Prozent liegt, erzielt das Versicherungsunternehmen einen auf das entsprechende Versicherungsgeschäft bezogenen Gewinn.

Viele „vitale Ertragsträger“

Um die wirtschaftliche Situation der Schaden-/Unfallversicherer noch genauer abbilden zu können, weist Assekurata zusätzlich einen „Ertrags- und Wachstumsindikator“ aus, einer kombinierten Betrachtung von Ertrag und Wachstum. Hierfür wird die Combined Ratio als branchengängige Ertragskennzahl in Relation zur Zuwachsrate nach Verträgen gesetzt. Dabei wurde nach den einzelnen Zweigen der Sparte unterschieden.

Alle Zweige hätten sich auch 2020 als sogenannte „vitale Ertragsträger“ erwiesen, schreibt Assekurata. Mit einer Ausnahme: die Unfallversicherung. Als „vital“ charakterisiert das Analysehaus Zweige, die eine Combined Ratio unter 100 Prozent aufweisen (oberer Bereich der Abbildung) und zugleich einen Bestandszuwachs an Verträgen verzeichnen (rechter Bereich).

Assekurata

Mit Blick auf die Schäden zeigen sich Hausrat-, Haftpflicht- und Unfallpolicen wieder als Erfolgslieferanten. Die Kraftfahrtversicherung konnte besonders vom Coronajahr profitieren: Weil auch weniger gefahren wurde, mussten die Versicherer weniger für Schäden zahlen. Neben der Rechtsschutzversicherung sei KfZ ein wichtiger Wachstumstreiber gewesen.

Wittkamp erwartet im Kraftfahrt-Geschäft sogar einen neuen Preiskampf für das Jahr 2021. „Die Schadenentwicklung eröffnet Raum für marktweite Beitragssenkungen, ohne die Profitabilität allzu negativ zu beeinflussen. Durch Beitragsrückerstattungen für das Jahr 2020 sinkt zudem das Beitragsniveau für das Wechselgeschäft 2021/2022. Wer dort eine Rolle spielen will, wird nicht umherkommen, die Prämien ebenfalls auf ein entsprechendes Niveau abzusenken“, prognostiziert der Experte.

Mit Blick auf das Neugeschäft seien zudem Cyberversicherungen Krisengewinner. „Viele Unternehmen haben sich stärker mit ihren IT-Risiken auseinandergesetzt und zeitnah um Versicherungsschutz gekümmert“, erläutert Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. Ein Grund sei, dass mehr Arbeit ins Homeoffice verlegt wurde - und auch die IT-Schäden bei Firmen zugenommen hätten. Das schaffe ein wachsendes Bewusstsein für Cybergefahren. Dem stehen aber auch steigende Schadenkosten gegenüber. Bereits aus dem Hiscox berichtete in seinem Cyber Readiness Report, dass die Zahl von Cyber-Attacken auf deutsche Firmen 2020 von 41 auf 46 Prozent gestiegen sei.

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Weitere Ergebnisse des Marktausblicks können auf der Webseite von Assekurata kostenpflichtig bestellt werden.

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