Zur Finanzierung bräuchte es einen Maßnahmen-Mix: Die Erwerbs­beteiligung von Frauen und Migranten müsse gesteigert und die Situation von prekär Beschäftigten verbessert werden. „Älteren Beschäftigten wollen wir ein ge­sünderes und längeres Arbeiten ermöglichen“, so Kurth. Greifen diese Maßnahmen nicht oder nicht im erforderlichen Umfang, könnte der Rentenbeitragssatz ab 2030 angehoben werden.

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Der Riester-Rente erteilte Kurth eine Absage: „Das Vorhaben, die Alterssicherung in großem Stil auch über die Kapitalmärkte zu organisieren, muss spätestens seit der Finanzkrise als gescheitert gelten.“

Gesetzliche Rentenversicherung besser als ihr Ruf

Neben Grünen und Linken will auch die SPD den Schwerpunkt der künftigen Rentenpolitik auf die Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung legen. Die Genossen wollen vor allem deren Finanzierung auf breitere Schultern verteilen und auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete einzahlen lassen. Denn pauschales längeres Arbeiten würde vor allem eins bedeuten: Die Menschen mit höheren Abschlägen bestrafen, so Ralf Kapschak, rentenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion gegenüber der DAV.
Als „beste Ergänzung“ zur gesetzlichen Rente sieht Kapschak die betriebliche Altersversorgung. Auch, wenn er einräumen muss, dass die neuen Möglichkeiten für Tarifpartner noch kaum genutzt werden. Die Nicht-Erfüllung von Erwartungen hat das Sozialpartner-Modell aus Sicht der SPD mit der (wesentlich älteren) Riester-Rente gemein. Laut Kapschak könnten freiwillige zusätzliche Rentenbeiträge eine Alternative zur Riester-Rente werden.

Gesetzliche Aktienrente einführen

Die Stärkung der gesetzlichen Rente stellt sich die FDP hingegen völlig anders vor. Sie plädiert für eine gesetzliche Aktienrente als Teil der ersten Säule. „Wir wollen, dass jeder Versicherte etwa zwei Prozent des Bruttoeinkommens in eine gesetzli­che Aktienrente einzahlt. Der Beitrag zur umlagefinanzierten, gesetzlichen Rente wird entsprechend gesenkt. Durch unser Modell erwerben endlich gerade auch Geringverdie­ner Eigentum für die Altersvorsorge. Und durch eine Entlas­tung des Umlagesystems wird die Rente weniger abhängig vom demografischen Wandel und bleibt für die Jüngeren bezahlbar“, beschreibt Johannes Vogel, rentenpolitischer Sprecher FDP-Bundestagsfraktion, das Konzept gegenüber der DAV. Darüber hinaus soll die zweite und dritte Säule mit „mehr Anlagemöglichkeiten und Verbraucherfreundlichkeit“ gestärkt werden.

Die Frage nach einem höheren Renteneintrittsalter beantwortet Vogel mit einem Blick nach Skandinavien. Ein flexibler Renteneintritt soll es jedem Einzelnen überlassen, wann er oder sie in die Rente gehen will, so die Liberalen. Wenn Menschen selbst entscheiden können, würden sie im Schnitt sogar länger arbeiten wollen, so Vogel.

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Renten- und Steuerreform zusammen

Die politisch weitgehend isolierte AfD stellte ihr Rentenkonzept im November 2020 vor. Dort wird vor allem auf Steuerfinanzierung gesetzt. Nach den Vorstellungen der AfD kann eine Rentenreform aber nur im Zuge einer gleichzeitigen Steuerreform gelingen. Grundgedanke dahinter: Alle Steuerzahler finanzieren die Rentnergeneration und bauen so eigene Ansprüche auf spätere Leistungen auf. Beamte und Selbstständige sollen ebenfalls in die Gesetzliche Rente einzahlen. Selbstständige können aber durch Nachweis privater Vorsorge wieder austreten bzw. wären beitragsfrei.
Das Renteneintrittsalter will die AfD in Abhängigkeit von der Kinderzahl gestalten.

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