Der Elektroauto-Bauer Tesla will auch in Deutschland Versicherungen verkaufen. Wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in ihrem aktuellen Journal mitteilt, hat die Versicherungs-Tochter Tesla Insurance Limited, ansässig im Niedrigsteuerland Malta, eine Niederlassung in Deutschland gegründet. Diese soll unter dem Namen „Tesla Insurance Limited (Germany Branch)“ agieren. Wann der Verkauf von Versicherungen hierzulande starten soll, ist nicht bekannt.

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Elon Musk kündigte "großartiges Versicherungsunternehmen" an

Es ist kein Geheimnis, dass Firmenchef Elon Musk aus Tesla auch einen erfolgreichen Versicherer bauen will. Im Heimatstaat Kalifornien können Autofahrer bereits seit August 2019 Kfz-Policen beim High-Tech-Konzern abschließen. Bisher ist es der einzige Bundesstaat in den USA: aber dabei soll es nicht bleiben. Die Tesla-Fahrer in den gesamten USA sowie in anderen Staaten sollen von günstigen Prämien profitieren: möglicherweise weltweit. Vor Investoren sagte Musk im letzten Jahr gewohnt selbstbewusst: „Wir bauen ein großartiges, bedeutendes Versicherungsunternehmen auf“, wie teslamag.de berichtet.

Vorsprung durch Daten

Warum sich das lohnen kann, hatte Musk ebenfalls in einer Telefonkonferenz berichtet. Man habe schlicht einen Informationsvorsprung gegenüber den etablierten Autoversicherern. Tesla verfüge über ausreichend Daten seiner Fahrzeuge und müsse schon "detailliertere Informationen" zu Sicherheitsfragen an Versicherer weitergeben, um ihnen bei der Berechnung von Monatsraten für die Autos zu helfen, so führte Musk im Mai 2019 laut "Manager Magazin" aus.

Nun wolle man die Informationen selbst monetarisieren. Mit Blick auf Kfz-Policen ziele man dabei auf einen Rundum-Service: Defekte Autos können nach einem Unfall in die Werkstatt beordert werden, zusätzliche Carsharing-Angebote per App bereitgestellt, Garantieleistungen für das Auto direkt über die eigene Versicherung abgewickelt.

Wie das aussehen kann, äußerte Finanzchef Zach Kirkhorn laut teslamag.de ebenfalls im Sommer letzten Jahres mit Blick auf die kalifornische Kfz-Versicherung, die Tesla als eine Art Testballon benutzt. So soll das Auto das Fahrverhalten des Nutzers analysieren, um eine Art individuelles Risikoprofil zu erstellen: ähnlich wie bei Telematik-Tarifen. Fahrer sollen dann auch informiert werden, wie sie mit einer anderen Fahrweise Versicherungsbeitrag sparen können. Zudem könne die Technik bei der Rekonstruktion von Unfällen helfen und diese notfalls vermeiden: Filmt doch ein Tesla seine Umwelt und misst den Abstand zum Vordermann. Man suche „revolutionäre Aktuare“ für die eigenen Policen, ergänzte Konzernkopf Musk.

Mehr als nur Kfz-Versicherung

Der Blick auf die aktuelle BaFin-Meldung zeigt aber, dass Tesla mehr anstrebt als eine Kfz-Police. Demnach ist das Unternehmen berechtigt, den Geschäftsbetrieb in folgenden Versicherungssparten und Risikoarten in Deutschland aufzunehmen (gemäß Anlage 1 Versicherungsaufsichtsgesetz):

  • Nr. 1 Unfall
  • Nr. 3 Landfahrzeug-Kasko (ohne Schienenfahrzeuge)
  • Nr. 7 Transportgüter
  • Nr. 8 Feuer- und Elementarschäden
  • Nr. 9 Hagel-, Frost- und sonstige Sachschäden
  • Nr. 10 Haftpflicht für Landfahrzeuge mit eigenem Antrieb
    a) Kraftfahrzeughaftpflicht
    b) Haftpflicht aus Landtransporten
    c) sonstige
  • Nr. 13 Allgemeine Haftpflicht
  • Nr. 16 Verschiedene finanzielle Verluste
  • Nr. 17 Rechtsschutz
  • Nr. 18 Beistandsleistungen zugunsten von Personen, die sich in Schwierigkeiten befinden

Sollten sich die Versicherungs-Policen vornehmlich auf die eigenen Produkte beziehen -was aktuell nur spekuliert werden kann- gilt es hierbei zu bedenken, dass Tesla nicht nur E-Autos baut. Unter anderem ist man auch auf dem Feld der Solartechnik tätig, bietet Hausbesitzern Solarziegel ("Solar Roof") und entsprechende Speicher ("Powerwall") an.

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