Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr deutliche Spuren am Kapitalmarkt hinterlassen. Während die internationalen Aktienmärkte die massiven Verluste im Jahresverlauf wieder aufholen konnten, war das Zinsniveau zum Jahresende 2020 niedriger denn je. Ein ähnlicher Trend ist für die Solvenzquoten festzustellen. Auch hier gehen die Werte mehrheitlich, aber nicht bei allen Anbietern zurück.

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Die Gesellschaften verzeichnen bei der aufsichtsrelevanten Quote teils deutliche Rückgänge. So sank die aufsichtrelevante Solvenz der Lebensversicherer im Schnitt um 9,98 Prozent und liegt nun bei 390,11 Prozent. Darin sind auch etwaige Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen enthalten. Die durchschnittliche Netto-Solvenzquote bzw. SCR-Quote (ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung) fiel um 18,77 Prozent auf 211,49 Prozent. Die MCR-Quote, die die „Netto-Mindestkapitalanforderung zum Erhalt des Geschäftsbetriebs“ anzeigt, ist ebenfalls gesunken. Diese Kennzahl gibt an, ob die Versicherer in der Lage sind "im Normalbetrieb", also ohne Krisen-Szenario, aktuelle Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden zu erfüllen. Dieser Wert sank im Vergleich zum Vorjahr um 21,98 Prozent auf nun 566,77 Prozent. Das zeigt die Auswertung der Solvenzberichte durch den Zweitmarktanbieter Policen Direkt.

„COVID-19 fordert Lebensversicherer auch in ihrer Finanzstabilität. Das erste Krisenjahr hat die Risikopuffer der Gesellschaften deutlich belastet“, sagt Henning Kühl, Leitender Aktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV) mit Blick auf die aktuellen Solvenzquoten. „Trotz des neuerlichen Zinsverfalls im vergangenen Jahr fallen die Solvenzquoten auf Marktebene weiterhin hoch aus“, ordnet Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann die Ergebnisse ein. „Bei einzelnen Anbietern wird das Solvenzkapital aber zunehmend knapper, auch weil die Wirkung von Übergangsmaßnahmen mit der Zeit abnimmt. Der Umbau des Geschäftsmodells unter den extremen Zinsbedingungen wird dann zu einem echten Kraftakt.“

Weitere Sorgenfalten dürften einige Anbietern beim Gedanken an das anstehende Solvency II-Review bekommen. „Die beabsichtigten Modelländerungen an den Zinsstrukturkurven würden die Bedeckungsquoten gerade bei den Versicherern mit garantielastigen Beständen, die vielfach schon eine niedrige Solvenzkapitalausstattung aufweisen, zusätzlichunter Druck setzen.“, erklärt Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will.

Die Netto-Quote der Versicherer liegt bei 211,49 Prozent. Sie zeigt den Kapitalpuffer ohne Übergangshilfen an. In Summe hätten 17 Gesellschaften ohne diese Hilfen die 100er Marke nicht übersprungen. Einige der Unternehmen befinden sich aber bereits im Run-Off. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es erst 13 Unternehmen in dieser Kategorie.

Diese Versicherer haben eine Nettoquote von weniger als 100 Prozent:

Landeslebenshilfe (0 Prozent)
Süddeutsche Lebensversicherung (0 Prozent)
Versicherer im Raum der Kirchen (3 Prozent)
Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (10 Prozent)
DEVK Leben (13 Prozent)
PB Lebensversicherung (20 Prozent)
Frankfurter Münchener Lebensversicherung (25 Prozent/Run-Off)
Signal Iduna Lebensversicherung (33 Prozent)
DEVK Allgemeine (36 Prozent)
Debeka Lebensversicherungsverein a.G. (36 Prozent)
Frankfurter Lebensversicherung (38 Prozent/Run-Off)
Ergo Leben (52 Prozent/Run-Off)
Athora Lebensversicherung (66 Prozent/Run-Off)
HUK-Coburg Leben (67 Prozent)
Bayerische Beamten Leben (70 Prozent/Run-Off)
HDI Lebensversicherung (84 Prozent)
neue leben (87 Prozent)

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Lebensversicherer mit besten Solvenzquoten

Derzeitiger Branchenprimus ist die Dialog Leben. Der Maklerversicherer weist eine stolze Netto-Quote von 812 Prozent auf. Die Generali-Tochter konnte sich sogar um 3,57 prozent verbessern. Bei der MCR-Quote kann die Dialog sogar eine Quote von 3.246 Prozent vorweisen. Für die Europa Leben ging es um 1,82 Prozent runter. Dennoch landet der Kölner Direktversicherer aus dem Continentale Versicherungsbund mit einer Netto-Quote von 808 Prozent auf Rang zwei. Den dritten Platz der Netto-Quoten-Spitzenreiter kann sich die Ergo Vorsorge Leben sichern. Der Fondsspezialist legt um 10,96 Prozent zu und kommt mit einer Netto-Quote von 577 Prozent ein. Den undankbaren vierten Platz holt die Deutsche Lebensversicherungs-AG. Die Allianz-Tochter erreicht eine Netto-Quote von 548 Prozent. Das sind immerhin 14,64 Prozent weniger als im Vorjahr.

  • Dialog Lebensversicherungs-AG (812 Prozent)
  • Europa Lebensversicherung (808 Prozent)
  • Ergo Vorsorge Lebensversicherung (577 Prozent)
  • Deutsche Lebensversicherungs-AG (548 Prozent)
  • Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG (513 Prozent/Run-Off)
  • Delta Direkt Lebensversicherung (490 Prozent)
  • Vereinigte Postversicherung Versicherungsverein a.G. (475 Prozent
  • Lebensversicherung von 1871 (435 Prozent)
  • Lifestyle Protection (414 Prozent)
  • Generali Deutschland Lebensversicherung AG (388 Prozent)

Die größten Gewinner und Verlierer

Den stärksten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr konnte die ehemalige Generali Leben erzielen. Diese heißt nun Proxalto und konnte die Nettoquote um fast 52 Prozent auf 296 Prozent verbessern. Auf den Rängen folgen die Talanx-Tochter Lifestyle Protection und die Provinzial Rheinland.

Diese Versicherer verbesserten ihre Nettoquote:

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  • Proxalto Lebensversicherung (51,79 Prozent)
  • Lifestyle Protection (38,00 Prozent)
  • Provinzial Rheinland (36,41 Prozent)
  • Generali Deutschland Lebensversicherung (22,78 Prozent)
  • neue leben Lebensversicherung (19,18 Prozent)
  • Nürnberger Beamten Lebensversicherung (16,06 Prozent/Run-Off)
  • Bayerische Beamten Lebensversicherung (12,90 Prozent)
  • Aioi Nissay Dowa Life (11,61 Prozent)
  • ERGO Vorsorge Lebensversicherung (10,96 Prozent)
  • Delta Direkt (4,93 Prozent)
  • Mecklenburgische Lebensversicherung (3,65 Prozent)
  • Dialog Leben (3,57 Prozent)
  • Vereinigte Postversicherung Versicherungsverein a.G. (0,42 Prozent)

Die Versicherer, deren Netto-Quote sank:

Viele Unternehmen mussten teilweise deutlich niedrigere Quoten ausweisen. Konkret betrifft das 65 der 82 Versicherer. So haben immerhin 27 Unternehmen eine um über 30 Prozent geringere Netto-Quoten als Ende 2019. Genau 12 Gesellschaften stürzten mit der Nettoquote sogar um über 50 Prozent ab.

Die Unternehmen mit den größten Verlusten bei der Netto-Quote sind:

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  • Versicherer im Raum der Kirche Leben (-90,91 Prozent)
  • DEVK Deutsche Eisenbahn Versicherung Lebensversicherungsverein a.G. (-86,46 Prozent)
  • Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (-81,82 Prozent)
  • Signal Iduna Lebensversicherung (-71,05 Prozent)
  • Direkte Leben (- 70,60 Prozent)
  • R+V Lebensversicherung AG (-64,85 Prozent)
  • DEVK Allgemeine Lebensversicherungs (-64,36 Prozent)
  • Bayern Leben (-62,65 Prozent)
  • Itzehoer Lebensversicherung (-56,35 Prozent)
  • R+V Lebensversicherung aG (-54,24 Prozent)
  • Credit Life (-53,27 Prozent)
  • Condor Leben (-52,73 Prozent)

Die größten Verlierer sind die Versicherer im Raum der Kirchen (-90,91 Prozent), die DEVK Deutsche Eisenbahn Versicherung Lebensversicherungsverein a.G. (-86,46 Prozent) sowie die Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (-81,82 Prozent). Zu den Unternehmen mit gesunkener Netto-Quote zählt aber auch die Allianz Leben. Das Münchener Unternehmen verlor 27,98 Prozent und hat damit eine Nettoquote von 157 Prozent.

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