Sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung schützt nicht davor, im Alter auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Diesen Schluss lassen Zahlen zu, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf Anfrage der Linksfraktion nannte.

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Demnach gingen 2019 insgesamt rund 2,9 Millionen Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Vollzeit-Beschäftigung nach, bei der sie weniger als 2.050 Euro im Monat verdienten. Trotz 45 Arbeitsjahren würden die Betroffenen eine Rente auf Grundsicherungsniveau bekommen. Laut Rentenversicherungsbericht 2019 zählen genau 1.407.449 Deutsche zu den 'besonders langjährig Versicherten', die 45 Beitragsjahre zur Rentenkasse vorweisen können.

Über die Anfrage der Linksfraktion im Bundestag berichtete das ZDF, dem auch die Antwort aus dem Ministerium vorliegt.

Gegenüber dem ZDF sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch, dass es nicht sein könne, dass diejenigen, die ein Leben lang arbeiten, am Ende in der Grundsicherung landen würden. Nahezu jeder siebente Beschäftigte sei davon betroffen; insbesondere in den Branchen Verkehr und Logistik, Einzelhandel, Gastronomie und Baugewerbe.

BMAS hofft auf höhere Einkommen

In dem Schreiben führt das SPD-geführte Ministerium aber auch aus, dass die vorliegenden Zahlen keine Aussage über die gesamte Erwerbsbiografie hinweg zulassen würden. Mit anderen Worten: Kann ja sein, dass die Betroffenen irgendwann mehr verdienen.

Peter Weiß, arbeitsmarktpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, verwies gegenüber dem ZDF auf die zu Jahresbeginn eingeführte Grundrente. Damit würde sichergestellt, dass Menschen mit langen Erwerbsbiografien mehr Rente im Alter zur Verfügung steht, als jenen, die weniger gearbeitet haben. Zudem könnten auch Geringverdiener vom rein arbeitgeberfinanzierten Zuschuss zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) profitieren. Weiß plädierte dafür, eine bAV verpflichtend einzuführen.

Linke will höheren Mindestlohn

Linken-Chef Bartsch, dessen Fraktion die Anfrage stellte, sprach sich hingegen für einen höheren Mindestlohn aus. Konkrete Zahlen nannte er aber gegenüber dem ZDF nicht.

Im Gegensatz dazu wagte sich Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, mit konkreten Zahlen nach vorn: „Wir müssen das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent hochsetzen, wir brauchen eine Mindestrente unabhängig davon, wie lange jemand eingezahlt hat - und eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro.“

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Würden diese Vorschläge nicht umgesetzt, befürchtet Schneider eine „Lawine der Altersarmut“ auf Deutschland zurollen.

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