Versicherungsbote: Nach dem ganzen Streit um Leistungen aus BSV-Policen nun eine eigene Lösung zu starten, klingt erst einmal nach einer sehr mutigen Entscheidung. Wie kam es dazu?

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Michael Morgenstern ist seit November 2020 Chief Financial Officer (CFO) bei dem Gewerbeversicherer mailo.mailoMichael Morgenstern: Die Gastronomie ist für uns eine der wichtigsten Zielgruppen. Daher war für uns schnell klar, dass wir auch hier weiterhin eine Deckung für das Risiko Betriebsschließung - nun auch wieder im Zusammenhang mit COVID-19 - anbieten wollen. Als gänzlich „eigene“ Lösung würden wir sie im Übrigen nicht bezeichnen, da hier das Bedingungswerk des GDV Pate stand. Damit lösen wir unser Versprechen gegenüber Kunden und Maklerpartnern ein, umgehend ein Produkt-Update umzusetzen, sobald die Diskussionen auf GDV-Ebene „spruchreif“ werden. Die Entscheidung ist daher nicht mutig, sondern konsequent.
Wir haben uns in diesem Zusammenhang aber für eine möglichst weitgehende Lösung entschieden, die mit der Öffnungsklausel auch schnell für zukünftig neu auftretende Krankheitserreger gerüstet ist.

Welche positiven Aspekte konnten Sie aus den aktuellen Rechtsstreits in die eigene Produktentwicklung einfließen lassen?

Die aktuellen Streitigkeiten um die Auslegung der Bedingungen haben vor allem eins gezeigt: Die Kunden und auch Maklerpartner brauchen Klarheit! Die Diskussionen auf GDV-Ebene hatten den großen Vorteil, dass sehr viele Facetten und Besonderheiten der BSV-Thematik sowie verschiedenste Erfahrungswerte aus der Regulierung „auf den Tisch kamen“, diskutiert und bei der Lösungsfindung berücksichtigt werden konnten.
Wir haben großen Wert darauf gelegt, den Deckungsumfang gut verständlich zu regeln und dies auch in unserer Kundenkommunikation deutlich zu machen.

Was heißt das konkret? Leistet Ihre Lösung bei präventiven, flächendeckenden Betriebsschließungen durch Behörden?

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Gerade in diesem Punkt ist sicherlich die Grenze der Versicherbarkeit in der Privatwirtschaft schnell erreicht, da die Betriebsschließung nicht von einer konkreten Betroffenheit des versicherten Betriebes ausgelöst wird und so nicht kalkulierbar ist. Präventive Maßnahmen in diesen Größenordnungen können daher nicht Teil der Deckung in einer für den Endkunden bezahlbaren Versicherungslösung sein. Wir leisten bei behördlichen Einzelanordnungen gegen den versicherten Betrieb oder die dort beschäftigten Personen.

„Gastronomen sollten sich BSV-Schutz noch leisten können“

Mit welchen Leistungen will sich mailo von den Wettbewerbern abheben?

Erstmal heben wir uns von einem Teil des Wettbewerbs aktuell schon dadurch ab, dass wir weiterhin eine Betriebsschließungsversicherung anbieten und bereits jetzt eine leistungsfähige, aktualisierte Basis nutzen. Außerdem wenden wir den dynamischen Verweis in das Infektionsschutzgesetz mit Öffnungsklausel an und bieten damit eine kundenorientierte Lösung für die Zukunft.
In der öffentlichen Wahrnehmung ist die BSV-Thematik derzeit sehr präsent. Die Risiken von Gastronomiebetrieben sind jedoch deutlich vielfältiger. Und hier haben wir Dank unseres modularen Produktangebots für viele Gastronomen, von einem einfachen bis zu einem Rundum-Schutz, eine einfache, passgenaue und preis-leistungsstarke Deckung im Angebot. Dies alles gepaart mit unserem schnellen und einfachen Abschluss sowie einer kostenlosen Differenzdeckung für bis zu 18 Monate macht mailo für Kunden und Makler sicher zu einer sehr interessanten Alternative im Markt.

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Gibt es für dieses Produkt auch bestimmte Zielgruppen? Wie wird der Beitrag berechnet?

Wir haben hier zum jetzigen Zeitpunkt insbesondere die Zielgruppe der Gastronomie im Blick. Der Beitrag wird basierend auf der Versicherungssumme errechnet. Das ist keine Überraschung und keine Evolution. Denn auch in jungen Unternehmen wird hochgradig professionell und im Kern auch noch mit klassischen Formeln und Werkzeugen gearbeitet – auch wenn wir natürlich digitaler denken und systemseitig wie prozessual viel flexibler aufgestellt sind. So war es uns auch möglich, hier binnen kürzester Zeit die neue Lösung umzusetzen und sogar schon im Verkauf zu haben.
Wir prüfen aber das zukünftige Angebot für weitere Zielgruppen wie den Bereich Handel, da auch hier der Bedarf sichtbar gestiegen ist.

Anhand welcher Zahlen entscheidet mailo, ob es sich um ein erfolgreiches Produkt handelt? Gibt es beispielsweise eine Zielsetzung bezüglich der Anzahl der Verträge?

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Es gibt keine explizite Zielsetzung für die absolute Anzahl der Verträge mit Betriebsschließungsversicherung. Wir sehen aber ein verständlicherweise deutlich gestiegenes Interesse bei Kunden und Maklerpartnern. Die BSV-Deckung ist Teil unseres modularen Paketkonzepts und je nach Paket bereits im Standard enthalten. Wir erwarten daher, dass der ohnehin schon signifikante Anteil aufgrund der gestiegenen Nachfrage auch noch deutlich steigen wird.
Wenn wir ein Ziel formulieren müssten, würde es ungefähr wie folgt lauten: Mehr Gastronomen sollten von einer passgenauen und umfassenden Absicherung profitieren – und sich diesen Schutz auch in der aktuellen Zeit noch leisten können. Wir sind überzeugt davon, mit unserem einfachen, modularen und preis-leistungsstarken Angebot – auf Wunsch auch inklusive der neuen BSV-Deckung – eine sehr interessante Alternative für Kunden und Maklerpartner zu sein.

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