Die deutschen Ruheständlerinnen und Ruheständler haben höhere Alterseinkommen als noch vor vier Jahren. Das geht aus dem Alterssicherungsbericht 2020 der Bundesregierung hervor. Demnach betrug das Haushaltseinkommen aller Ehepaare und Alleinstehenden ab 65 Jahren 2019 im Schnitt 2.207 Euro netto im Monat: ein Plus von 14,3 Prozent gegenüber 2015. Über die Zahlen berichtet vorab das Handelsblatt (Montag). Neben Renten und Pensionen werden hierbei auch andere Einnahmen berücksichtigt, etwa aus Mieten, Renten- und Lebensversicherungen sowie Zinsen.

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Die gute Nachricht: Die Zahl der Ruheständler, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, ist noch immer vergleichsweise gering. Etwas mehr als 562.000 Personen, die älter als 65 Jahre waren, erhielten laut Statistischem Bundesamt Grundsicherung im Alter nach SGB XII. Das entspreche etwa drei Prozent der Bürger im Rentenalter, berichtet die Bundesregierung. Sozialverbände weisen jedoch wiederholt darauf hin, dass es eine hohe Dunkelziffer bei der Altersarmut gebe: viele bedürftige Rentnerinnen und Rentner scheuen aus Scham den Gang zum Sozialamt bzw. kennen ihre Rechte nicht.

Beim Blick auf die Details zeigen sich aber deutliche Unterschiede bei den Alterseinkommen. Senioren-Paare im Westen haben im Schnitt 2989 Euro netto, im Osten sind es 2577 Euro. Und während männliche Single-Rentner im Westen 1.875 Euro an Einkommen erzielen, sind es im Osten 1563 Euro. Single-Rentnerinnen erhalten weniger: in den alten Bundesländern 1.617 Euro, in Ost 1.567 Euro.

Große Spreizung bei den Altersbezügen

Doch dass auch bei diesen Zahlen weiter differenziert werden muss, zeigen weitere Daten. Renten und Pensionen sind für viele Seniorinnen und Senioren nach wie vor die Haupteinnahme-Quelle. Und da schneiden Beamte im Schnitt deutlich besser ab. Wer für Bund und Kommunen tätig war, erzielt eine Bruttopension von durchschnittlich 3.300 Euro (Männer) bzw. 2.770 Euro (Frauen). Diese Bezüge müssen aber voll versteuert werden. Laut „Handelsblatt“ erhielten Landesbedienstete noch mehr: ohne Zahlen zu nennen.

Wer eine gesetzliche Rente erhält, muss im Schnitt mit weniger auskommen. Männliche Arbeitnehmer im Ruhestand erhielten 2.022 Euro in West und 1.507 Euro in Ost an Bruttorente. Frauen schneiden noch schlechter ab: mit durchschnittlich 917 Euro Rente in den alten und 1.164 Euro in den neuen Bundesländern. Hierbei gilt es zu bedenken, dass Frauen in der ehemaligen DDR eher erwerbstätig waren.

Auch bei den gesamten Alterseinkünften schneiden Frauen schlechter ab als Männer: obwohl 37 Prozent zusätzlich von einer Hinterbliebenenrente von durchschnittlich 993 Euro profitieren. Frauen haben demnach Netto-Alterseinkünfte von 1.307 Euro, Männer von 1.910 Euro.

Große Differenzen bei Selbstständigen

Wie stark die Alterseinkünfte auseinanderklaffen, zeigt ebenfalls ein Blick auf Selbstständige. Im Schnitt erzielen sie Netto-Einkünfte von 1.591 Euro und schneiden damit sogar besser ab als abhängig Beschäftigte. Aber: Fast die Hälfte der 1,9 Millionen Selbstständigen hat weniger als 1.200 Euro im Monat zur Verfügung. Und auch die Zahl der Grundsicherungsempfänger ist in der Gruppe der Unternehmer mit 4,2 Prozent höher als bei Arbeitnehmern im Rentenalter (2,5 Prozent).

Noch deutlicher wird die Differenz, wenn man detailliert die Freiberufler hinzurechnet: also Berufe wie z.B. Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater und Notare, die oft über berufsständige Versorgungswerke verfügen und nicht in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Im Schnitt erzielen sie ein durchschnittliches Alterseinkommen von 3.108 Euro, was spitze unter allen Berufsgruppen ist.

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Wie stark die Alterseinkommen von Rentnern und Pensionären auseinandergehen, zeigte bereits eine frühere Auswertung des Statistischen Bundesamtes, auch wenn sich die Zahlen dieser Studie auf 2018 bezogen. Demnach ist fast jeder fünfte Rentner (19,5 Prozent), der Bezüge aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhält, von relativer Armut bedroht. Das heißt: Alleinstehende Rentner haben weniger als 999 Euro netto im Monat, Zweipersonenhaushalte weniger als 1499 Euro. Dem entgegen ist die Armutsgefährdungsquote bei Beamtinnen und Beamten weit niedriger: hier beträgt sie nur 0,9 Prozent. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens verdient.

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