Wer auf den Vertriebsweg Smartphone setzt, darf optimistisch sein

Das Smartphone als Versicherungszentrale? Der Branchenverband Bitkom wollte es genau wissen – und gab eine kleine Umfrage in Auftrag. Durch den eigenen Meinungsforscher Bitkom Research wurden 1.004 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland telefonisch befragt: „Würden Sie eine Versicherung ausschließlich per Smartphone abschließen?“ Auch wurden weitere Fragen gestellt, zu denen entweder eine zustimmende oder eine ablehnende Antwort erfolgen sollte. Und es zeigt sich: Zumindest jene, die auf den "Vertriebsweg Smartphone" setzen, dürfen optimistisch sein.

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Denn zwar nutzten bisher noch wenige das Smartphone als ausschließlichen Weg zu einem bestimmten Versicherungsprodukt – laut Studie nur sechs Prozent der Befragten. Leichte Unterschiede offenbaren sich hierbei, wenn man auf die Altersgruppen schaut. Unter den 18- bis 29-Jährigen haben acht Prozent eine Versicherung mit dem Smartphone abgeschlossen, unter den 30- bis 49-Jährigen hingegen bisher nur fünf Prozent. Aber die Umfrage offenbart Potenzial.

Jeder Dritte will zukünftig eine Versicherung per Smartphone abschließen

Denn trotz bisher geringer Nutzung: Immerhin jeder Dritte (33 Prozent) kann sich vorstellen, in Zukunft ein bestimmtes Versicherungsprodukt per Smartphone abzuschließen. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 37 Prozent, die sich den zukünftigen Abschluss einer Versicherung per Smartphone vorstellen können. Und bei den Middle-Agern scheint das Marktpotenzial besonders groß: 46 Prozent stellen sich den zukünftigen Abschluss einer Versicherung per Smartphone vor in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen.

Apps werden gewünscht – besonders von Jüngeren

Besonders leicht könnte der Abschluss einer Versicherung per App geschehen. Und diese könnte auch zusätzliche Services übernehmen – einen Vergleich verschiedener Produkte zum Beispiel. Eine solche App wird laut Umfrage auch gewünscht. Denn jeder vierte der Studien-Gesamtgruppe gibt an, er würde eine App nutzen wollen, die ihm Vergleich und Abschluss der Produkte erleichtert.

Die App-Affinität scheint bei den Jüngeren ausgeprägter als bei den Senioren: Während 42 Prozent der 18- bis 29-Jährigen eine solche App nutzen wollen, sind es bei den 50- bis 64-Jährigen nur 22 Prozent. Und bei den Senioren im Alter ab 65 Jahren sind es sogar nur neun Prozent der Befragten, die sich den speziellen Weg des Abschlusses per App vorstellen können – Apps als hilfreiche Instrumente für Dienstleistungen haben bisher wohl eher in den Alltag jüngerer Bevölkerungsgruppen Einzug gehalten.

Schadenabwicklung… leicht, leichter, Smartphone

Das Potenzial des Smartphone freilich liegt nicht nur beim Vertrieb, sondern auch beim Service der Versicherer. Werden doch im Zuge der Digitalisierung auch zunehmend Schaden- und Versicherungsfälle über Smartphone und App abwickelbar. Und auch zu diesem Thema stellten die Meinungsforscher ihren Gesprächspartnern am Telefon Fragen.

Hierbei zeigten sich erneut Altersunterschiede: Die Gruppe derer, die zumindest bestimmte Versicherungsfälle einzig per Smartphone abwickeln wollen, ist unter den 18- bis 29-Jährigen am größten: 30 Prozent der Befragten können sich vorstellen, für zukünftige Versicherungsfälle einzig zum Smartphone zu greifen. Unter den 30- bis 49-Jährigen sind es hingegen 19 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen sind es immerhin noch 17 Prozent.

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Am geringsten ist die Bereitschaft, dem Phon notwendige Service-Wege zu überlassen, hingegen wieder bei den Seniorinnen und Senioren: Nur 10 Prozent der Senioren ab 65 können sich vorstellen, ihre Versicherungsfälle per Smartphone abzuwickeln.

Mehr als die Hälfte der Befragten bleibt beim Abschluss „konservativ“

Was aber zeigt die Umfrage ebenfalls? Macht das Smartphone das persönliche Beratungsgespräch „Auge in Auge" überflüssig? Keineswegs. Denn bedacht werden müssen für die Umfrage mehrere Dinge:

  • Zum Ersten unterscheidet die Befragung nicht zwischen verschiedenen Produkten unterschiedlicher Beratungsintensität – zwischen einfach abzuschließenden Produkten wie einer KFZ-Versicherung zum Beispiel oder komplexen (zum Beispiel Biometrie-)-Produkten.
  • Zum Zweiten geben selbst unter diesen methodischen Bedingungen immerhin 56 Prozent der Befragten an, dass sie sich gar nicht vorstellen können, ein Versicherungsprodukt über Smartphone abzuschließen. Das veranschaulicht die Grafik aus dem Hause Bitkom:

Smartphone wird Versicherungszentrale – ein bisschenSmartphone wird Versicherungszentrale – ein bisschen@Bitkom e.V.

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Mehr als die Hälfte der Befragten bleibt für die Vermittlertätigkeit vor Ort also interessant – sogar für Produkte, die nicht kompliziert sind. Demnach besteht keineswegs für Vermittler die Gefahr, durch den direkten Vermittlungsweg per Smartphone verdrängt zu werden. Das wird auch anhand weiterer Studien und Fakten immer wieder ersichtlich:

So bleibt die persönliche Beratung wichtigster Umsatzbringer im Neugeschäft. Dies veranschaulicht zum Beispiel die Vertriebswegestatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), wie der Versicherungsbote berichtete. Und Vertriebsexpertinnen und -Experten – beispielhaft kann Stefanie Schlick als Head of Broker der Generali Deutschland AG und Vorstandsmitglied der Dialog Versicherung AG genannt werden – verweisen immer wieder darauf, dass erklärungsbedürftige und beratungsintensive Produkte nicht einfach umgelagert werden können auf digitale Vertriebswege, sondern noch immer den persönlichen Kontakt und intensive persönliche Beratung vor Ort brauchen.

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Smartphone wird bestimmte Dienstleistungen einfacher zugänglich machen – als Möglichkeit unter mehreren

Demnach wird das Smartphone zwar in Zukunft Dienstleistungen einfacher zugänglich machen. Es bleibt aber eine Möglichkeit unter mehreren – den persönlichen Berater vor Ort verdrängen wird das Smartphone nicht. Ausgewählte Ergebnisse aus dem Hause Bitkom sind auf der Webseite des Branchenverbands verfügbar.

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