Die französische Axa Gruppe will für das Jahr 2019 eine deutlich niedrigere Dividende ausschütten als ursprünglich geplant. Statt 1,43 Euro pro Aktie sollen die Anteilseigner für das abgelaufene Geschäftsjahr nur 0,73 Euro erhalten, wie der Versicherer am Mittwoch in Paris mitteilt. Diese direkte Gewinnbeteiligung soll den Aktionären bei der virtuellen Hauptversammlung am 30. Juni vorgeschlagen werden.

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Europäische Versicherungsaufsicht appellierte an AGs

Damit reagiert der Versicherer auf die Folgen der Corona-Pandemie: Als einer der wenigen Anbieter auf dem Markt. Unter anderem hatte die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA Anfang April die Versicherer aufgefordert, auf Dividenden-Ausschüttungen zu verzichten und auch keine Aktien zurückzukaufen. Da die lang- und mittelfristigen Auswirkungen der Krise noch nicht abzusehen seien, gelte es, die eigene Kapitalstärke im Sinne der Kundinnen und Kunden zu bewahren (der Versicherungsbote berichtete).

Deutsche Wettbewerber wie die Allianz oder Munich Re haben jedoch nicht auf den Appell der europäischen Behörde reagiert und Rekordsummen an die Aktionäre ausgezahlt: die Allianz 9,60 Euro je Aktie, die Munich Re sogar 9,80 Euro. Die EIOPA ist auch gar nicht in der Lage, den europäischen Versicherern die Ausschüttung von Dividende zu verbieten: Hierfür sind die nationalen Aufsichtsbehörden zuständig, in Deutschland die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin). Die BaFin appellierte immerhin an die Versicherer, die Dividende sorgfältig abzuwägen - doch die Versicherer beriefen sich auf ihre gegenwärtige Finanzstärke und beschenkten die Aktionäre reichlich.

Aussicht auf Sonderprämie

Die Axa behält sich ebenfalls ein Hintertürchen offen, die volle Summe doch noch auszuzahlen. Die verbliebenen 70 Cent je Aktie sollen im vierten Quartal 2020 ausgeschüttet werden, sofern es die Lage an den Märkten und die eigene Finanzkraft hergibt. Die Aktionäre reagierten überraschend positiv auf die heutige Nachricht des Versicherers. Die Axa-Aktie legte zeitweise um über sieben Prozent zu.

Der Versicherer nannte auch Zahlen, mit welchen finanziellen Lasten er aufgrund der Coronakrise rechnet. 1,3 Milliarden Euro werden demnach in der Schaden- und Unfallversicherung fällig, vor allem für Betriebsschließungen.

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Zwar stellte sich auch die Axa weitestgehend quer und wollte Hoteliers und Gastronomen zunächst nicht entschädigen, wenn sie eine Betriebsschließungs-Versicherung inklusive Infektionsschutz abgeschlossen hatten. Nach einer ersten juristischen Niederlage vor dem Handelsgericht Paris reserviert der Versicherer aber 500 Millionen Euro für Vergleichsangebote an Kundinnen und Kunden (der Versicherungsbote berichtete). Weitere 300 Millionen Euro Kosten seien für Maßnahmen eingeplant, die privat Krankenversicherte in Frankreich entlasten sollen.

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