Es ist immer wieder festzustellen, dass gestohlene Fahrräder ins Ausland transportiert werden. Die Leipziger Polizei hat in der Vergangenheit mehrfach Transportfahrzeuge angehalten, in denen bis zu 30 Fahrräder transportiert wurden. Bandenkriminalität spielt hier durchaus eine Rolle. Viele Fahrräder werden aber auch von Einzeltätern über das Internet verkauft. Hierzu nutzen die Diebe sämtliche Verkaufsplattformen, die es gibt.

Anzeige

Ist es ein Klischee, dass Räder vornehmlich nachts geklaut werden? Gibt es hier bevorzugte Zeiten? Meine persönliche Erfahrung: Alle Räder, die mir entwendet wurden, kamen tagsüber abhanden.

Fahrräder werden grundsätzlich jederzeit und allerorts gestohlen. Stoßzeiten gibt es keine. Allerdings ist festzustellen, dass es sogenannte Hotspots gibt, wie die Fahrradständer an den Unikliniken und die Fahrradgarage der Universität Leipzig. Dort sind tagsüber mehrere hundert Fahrräder abgestellt. Dort wurden Fahrräder vornehmlich tagsüber entwendet.

Lässt sich – ähnlich wie bei Autos – erkennen, dass bestimmte Fahrrad-Modelle oder -arten besonders häufig geklaut werden?

Generell werden alle Fahrräder entwendet, egal in welcher Preisklasse und in welchem technischen Zustand. Allerdings ist ein steigender Trend bei E-Bikes zu verzeichnen. Es gab in der Vergangenheit in Leipzig mehrere Fälle von Einbrüchen in Fahrradläden, bei denen E-Bikes entwendet wurden.

Es gibt mittlerweile Räder, die mit einer Art GPS-Tracker ausgestattet sind, damit sie nach einem Diebstahl geortet werden können. Kann das ein Weg sein, die Aufklärung künftig zu verbessern? Welche neuen technischen Möglichkeiten könnten vielleicht noch helfen?

Die Polizei empfiehlt vor allem ein gutes Schloss und das Verschließen an einem geeigneten Gegenstand. Dieser ist nicht unbedingt ein Verkehrsschild. Auch hier gab es Sachverhalte in der Vergangenheit, bei denen die Tafeln abgeschraubt wurden und das Fahrrad nach oben geschoben und so entwendet wurde. Oft werden auch Gegenstände genutzt, die keine Sicherheit bieten, wie zum Beispiel Regenfallrohre. Davon muss dringend abgeraten werden.

Welche Tipps haben Sie mit Blick auf die Diebstahl-Prävention? Mir selbst wurden zwei Räder geklaut, obwohl ich jeweils hochwertige Fahrradschlösser verwendete und die Räder an einem festen Gegenstand angeschlossen hatte. All das half nichts.

Generell gibt es keine 100-prozentige Sicherung. Jedes Schloss lässt sich zerstören. Die Zeit, die ein Dieb braucht, spielt aber eine tragende Rolle.

Nach wie vor ist zu beobachten, dass an den Fahrradständern der Stadt zahlreiche Räder (auch hochpreisige) stehen, die nur mit preiswerten Schlössern gesichert sind, die sich leicht (mit geringem Aufwand und z. B. mit Seitenschneider) öffnen lassen. Den besten mechanischen Diebstahl-Schutz bieten stabile Bügel- oder Panzerkabelschlösser. Beim Kauf sollten Radfahrer auf „geprüfte Qualität“ und hochwertiges Material – wie durchgehärteten Spezialstahl – achten. Massive Schließsysteme sind ebenfalls wichtig.

Was sollten Radfahrer beachten, um ihr Rad tatsächlich wiederzubekommen, wenn es gestohlen wurde?

Fahrräder sollten unbedingt eine Individualnummer haben, die man nach Diebstahl in polizeilichen Fahndungssystemen ausschreiben kann. Nur so ist es möglich, wiederaufgefundene Fahrräder zuzuordnen. Alternativ kann man z. B. in der Stadt Leipzig sein Fahrrad codieren lassen. Es wird dann mit einer Nummer versehen und die Daten des Eigentümers werden gespeichert – ähnlich einem Autokennzeichen.

Anzeige

Das Interview mit Alexander Bertram führte Mirko Wenig

vorherige Seite
Seite 1/2/