Das Aus im Beruf ist längst nicht mehr hauptsächlich auf schwere körperliche Arbeiten zurückzuführen, sondern auf psychische Krankheiten. Das geht aus Zahlen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor. Mit 29 Prozent aller Neuerkrankungen sind Nervenkrankheiten demnach wichtigste Ursache für neu anerkannte Invalidität.

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Für die Wirtschaft sind psychische Erkrankungen längst zur Belastung geworden. Denn sie führen immer häufiger zu Arbeitsausfall. Demnach seien die Fehlzeiten aufgrund der Psyche von 2006 bis 2018 um 92 Prozent gestiegen. Das geht aus dem Gesundheitsreports 2019 der Techniker Krankenkasse hervor. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist davon auszugehen, dass sich die Anzahl der psychischen Erkrankten noch deutlich erhöhen wird. Laut ihrer Prognose werden Depressionen zukünftig in den Industrieländern die Hauptursache für vorzeitigen Tod sein, noch vor Alzheimer oder Diabetes.

Bundesweit war im Jahr 2018 fast jeder fünfte Fehltag (18 Prozent) psychisch bedingt. Von derartigen Erkrankungen häufiger betroffen sind weiterhin Frauen. Während die werktätigen Damen auf durchschnittlich 3,5 Fehltage kommen, sind es bei den Männer im Schnitt nur 2,2 Fehltage.

Zweithäufigster Grund für das Aus im Beruf sind laut GDV-Zahlen Erkrankungen des Bewegungsapparates – also von Rücken, Gelenken, Muskeln oder Knochen. 19 Prozent der Versicherten seien deshalb berufsunfähig geworden. Typisch hierfür sind Osteoporose oder eine Arthritis. Bei weiteren 18 Prozent seien Krebs und bösartige Geschwülste für eine Invalidität ursächlich. Auf Rang vier der wichtigsten BU-Gründe hätten sich sonstige Erkrankungen (12 Prozent) platziert, gefolgt von Unfällen mit neun Prozent. Erkrankungen des Herzens sind bei sechs Prozent der Fälle für ein Ausscheiden aus dem Job verantwortlich.

Im vergangenen Jahr hatten sich gleich mehrere Versicherer den Leistungsfällen im Bereich der Arbeitskraftabsicherung gewidmet. So war beispielsweise der Anteil der psychischen Störungen als Ursache für eine Berufsunfähigkeit bei der Debeka deutlich höher als beim Versichererverband. Während der Anteil im Jahr 2017 noch bei 41,6 Prozent gelegen hatte, war 2018 bereits bei 45,4 Prozent der Leistungsfälle psychische Störungen der Grund für die Berufsunfähigkeit. Als zweiten Grund führt der Versicherer mit 15,5 Prozent bösartige und gutartige Tumore an. Mit 15,3 Prozent war der Bewegungsapparat knapp danach der drittgrößte Anlass, seinem Broterwerb nicht mehr nachkommen zu können.

Im "Report Berufsunfähigkeit" der Swiss Life waren immerhin noch 37 Prozent aller Leistungsfälle auf psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen zurückzuführen. Erkrankungen des Bewegungsapparats hingegen, für die der Fliesenleger mit seinen Knieleiden beispielhaft ist, verursachten 24 Prozent aller Swiss-Life Leistungsfälle. Dritthäufigste Ursache für eine BU-Leistung waren Unfälle (14 Prozent). Dahinter folgen Krebs und Herz-/ Kreislauferkrankungen.

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Überdies verkündete der GDV die Leis­tungs­aus­zah­lun­gen für das vergangene Jahr. Demnach hätten die Versicherer in Summe 3,9 Milliarden Euro an Versicherte ausgezahlt. Das entspricht einem Anstieg von 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Leistungsverpflichtungen gegenüber den Versicherungskunden hätten im Jahresvergleich zugenommen. Sie betrugen 38,1 Milliarden Euro, während es im Jahr davor 35,7 Milliarden Euro waren. Das entspricht einem Anstieg um 6,6 Prozent, wie aus aktuellen Daten der GDV-Mitgliedsunternehmen hervorgeht.

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