Von aktuell 114 bisherigen Bewertern haben zum Stand 20. Januar 2020 immerhin 96 Prozent der Bewerter Allianz Direct mit „ungenügend“ bewertet: der schlechtesten Note, die bei der Plattform vergeben werden kann. Das ist die überwiegende Mehrheit. Nur drei Prozent urteilten hingegen positiv (siehe Screenshot).

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"Keineswegs unser Serviceanspruch"

Im Kundenportal seien keine Vertragsunterlagen zu sehen und die Links zum alten Kundenportal teils irreführend, beklagt etwa ein namenloser Nutzer. Ein anderer schreibt, er habe versucht, vertragliche Details per Service-Chat zu klären: Es sei nicht gelungen, weil sich die Frau, mit der er gechattet habe, mitten im Austausch verabschiedet hätte. Die Einträge sind erst wenige Stunden alt.

Bewertungsschnitt der Allianz Direct bei Trustpilot, Stand 20.01.2020screenshot trustpilot.com

Die Allianz nimmt das negative Feedback ernst. Bei "Trustpilot" werden die Kundinnen und Kunden direkt angeschrieben. In den Texten des Serviceteams an die Betroffenen heißt es: "Wir bedauern, dass Sie diese negative Erfahrung machen mussten, da dies keineswegs unser Serviceanspruch ist. Dass es derzeit zu längeren Wartezeiten in der Bearbeitung kommen kann, bitten wir zu entschuldigen."

Fast alle negativen Einträge bei Trustpilot kommen zudem von früheren Allsecur-Versicherten. Das lässt vermuten, dass es tatsächlich vor allem beim Übertragen des Bestandes zu Problemen kam.

Start rechtzeitig zur Wechselsaison

Die jetzigen Probleme nähren den Verdacht, dass Allianz Direct zu schnell auf Reise geschickt wurde. Zunächst sollten Kfz-Versicherungen über den neuen Direktversicherer vertrieben werden und der Startschuss sollte pünktlich zur Wechselsaison im Herbst 2019 fallen. Aktuell werden auf der Webseite auch ausschließlich Autoversicherungen angeboten, weitere Produkte sind geplant.

Konzernchef Oliver Bäte können die Probleme nicht egal sein. "Simplicity Wins!" ist die Strategie überschrieben, mit der er bei den Versicherungsnehmern punkten will. Diesen Merksatz wiederholt er bei seinen Vorträgen und Interviews fast mantraartig. “Wir arbeiten an vielen Stellen viel zu komplex. Die Straußeneier des Wettbewerbs sind Produktivität, Einfachheit und Innovation“, sagte er bei einer Rede vor Investoren im Herbst des letzten Jahres.

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Auffallend ist, dass der neue Direktversicherer nicht bei der Allianz Deutschland AG angesiedelt ist, sondern beim Mutterkonzern: eine Folge freilich auch der internationalen Ausrichtung. Zunächst soll der frisch geschlüpfte Versicherer in Deutschland und den Niederlanden Verträge verkaufen, ab kommendem Jahr auch in Spanien und Italien. Geplant ist sogar ein weltweiter Einsatz, wenn sich Allianz Direct in Europa bewähren sollte.

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