Wie stabil stehen die Lebensversicherer da - und sind sie für mögliche Krisen gerüstet? Darüber sollen die sogenannten Berichte zur Solvabilität und Finanzlage (SFCR) Aufschluss geben. Zum dritten Mal mussten die 84 deutschen Anbieter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Bericht über ihre Solvenz erstatten. Grundlegend sollten Versicherer die Solvenzquote dauerhaft über 100 Prozent halten. Ansonsten greift die Versicherungsaufsicht BaFin ein. Dann muss der Versicherer Maßnahmen vorlegen, um seine Finanzstabilität zu verbessern: und die Aufsichtsbehörde prüft den Erfolg. Aufsichtschef Frank Grund sprach von einer „Manndeckung“, in der sich die Versicherer befinden.

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Der Bund der Versicherten (BdV) hat gemeinsam mit Carsten Zielke von Zielke Research die Solvenzberichte der Lebensversicherer unter die Lupe genommen. Zusammenfassend würden jedoch 21 der untersuchten 84 Versicherer keine Gewinne erwarten oder haben zu geringe reine Solvenzquoten. „Uns besorgt, dass ein Viertel der Versicherungsunternehmen nur durch Übergangsmaßnahmen genügend Solvenz aufweist oder strukturell auf Verlust fährt“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV.

Im Durchschnitt über die Branche habe die Solvenzquote im vergangenen Jahr bei 272 Prozent gelegen. Die Solvenzquoten würden sich aber stark darin unterscheiden, ob sogenannte Übergangsmaßnahmen angesetzt werden oder nur die reine Solvenz betrachtet wird. „Zwölf Unternehmen hätten ohne Übergangsmaßnahmen keine ausreichende Solvenz“, erklärt Zielke. Zudem würden insbesondere Unternehmen im Run-Off eine geringe Solvenz aufweisen. So seien beispielsweise die Versicherer Athora, Frankfurter Leben und Münchener Leben unter der Marke von 100 Prozent. „Offensichtlich sind die Managerinnen und Manager der Run-Off-Unternehmen in Sachen Solvenz sehr risikofreudig“, erklärt Kleinlein. Mit Blick auf die sinkenden Risikomargen über die gesamte Branche hinweg, ergänzt Zielke: „Die Unternehmen kalkulieren zunehmend auf Kante.“

12 Versicherer mit Solvenzquote unter 100 Prozent

  • Süddeutsche Lebensversicherung (98 Prozent)
  • Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (94 Prozent)
  • neue leben Lebensversicherung (93 Prozent)
  • Münchener Verein Leben (80 Prozent)
  • Karlsruher Leben (78 Prozent)
  • Bayerische Beamten Leben (65 Prozent)
  • PB Lebensversicherung (62 Prozent)
  • Athora Leben (56 Prozent)
  • Frankfurter Leben (50 Prozent)
  • Landeslebenshilfe (26 Prozent)
  • RheinLand Lebensversicherung (23 Prozent)
  • Frankfurter Münchener Leben (5 Prozent)

Auch sei zu beobachten, dass branchenweit zwölf Unternehmen zukünftig keine Gewinne erwarten. „Wir sehen solche Unternehmen in ihrer Resilienz, den Schwierigkeiten der Märkte auf Dauer zu trotzen, gefährdet“, analysiert Kleinlein. Bei den Gewinnerwartungen driftet der Markt zunehmend auseinander. Bei einer Mehrheit der Unternehmen zeige sich, dass sich je nachdem Verlusterwartungen oder überzogene Gewinnerwartungen verstärken. „Der Markt bewegt sich ungesund auseinander“, kritisiert der BdV-Chef. Positiv bewertet wurde die erneut gesteigert Transparenz der Berichte. Hier hätten lediglich die Run-Off-Versicherer Nachholbedarf.

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Ergebnisse können kostenfrei heruntergeladen werden

Der BdV hat die Ergebnisse übersichtlich mit einer leicht verständlichen Ampelsystematik dargestellt. So kann mit einem Blick bei den untersuchten acht Kriterien erkannt werden, ob bei einem Versicherungsunternehmen aus Verbrauchersicht Handlungsbedarf besteht (rot), Verbesserungspotential gehoben werden sollte (gelb) oder Entwarnung gegeben wird (grün).

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