Peter Bartz: Der rechtliche Status und die Verpflichtung gegenüber den Mandanten sind die Gleichen, wurden jedoch wesentlich transparenter. Die neuen gesetzlichen „Nebenpflichten“ haben zum Beispiel bei uns über die Jahre dazu geführt, dass die vertraglichen Vereinbarungen zwischen neuen Mandanten und uns von ehemals 3 auf heute rund 20 Seiten angewachsen sind.

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Der Versicherermarkt hat sich verändert. Für den kleinen, jungen Makler wird es schwierig, Direktanbindungen zu erzielen, andererseits bieten Pools Lösungen bis hin zur modernen Software. Ein Problem sind hier die Eigentumsrechte am Bestand.

Der Markt des größeren Maklers wird ebenfalls enger: Die Versicherer etablieren immer stärker die Dunkelverarbeitung und die Standardisierung ihrer Produkte. So ist zum Beispiel eine individuelle Modifikation bei einer Einzelpolice bei einem großen deutschen Versicherer nur noch bei Jahresbeiträgen ab 3.000,00 Euro möglich und, und, und.

Man könnte hier über IDD, MIFID II, Provisionsdeckel und andere Reformen seitenweise referieren. Die Branche ist insgesamt anonymer, rationaler und natürlich digitaler geworden. Aus meiner Sicht muss man das Unabänderliche akzeptieren und das Beste für sich daraus machen, das bedeutet: die Lösungen für neue Aufgaben umsetzen anstatt zu jammern. Wer nur jammert, sollte den Beruf wechseln.

Versicherungsmakler haben bei weitem nicht die Lobbymacht wie andere Akteure der Branche, etwa Versicherer oder Verbraucherschutzverbände. Was können Verbände wie der IGVM tun, um den Interessen der Makler in der Öffentlichkeit noch mehr Gehör zu verschaffen?

Bei Gesetzesvorlagen hat unser relativ kleiner Berufsstand meines Erachtens nur am „Point of Decision“ die echte Chance, Veränderungen zu bewirken. Hier meine ich die Mitglieder des Bundestages (MdBs) allgemein und die Mitglieder der entsprechenden Ausschüsse im Speziellen. Die IGVM kann ihre Mitglieder in der Formulierung von Anschreiben, aber auch durch eigene Eingaben an die Entscheider in Berlin unterstützen.


Wichtig sind die persönlichen Kontakte der Makler vor Ort mit ihren MdBs. Durch Einladungen in die Maklerbüros und Demonstration unserer Arbeit als einzige wirklich unabhängige Vermittler lässt sich sehr viel erreichen, was ich aus eigener Erfahrung belegen kann.

Wie schätzen Sie die Zukunft für die Maklerbranche ein? Fehlender Nachwuchs, Digitalisierung und Regulierungsvorhaben wie der LV-Provisionsdeckel gefährden den Berufsstand. Dennoch wächst die Zahl der Makler seit Jahren. Sollten junge Menschen aus Ihrer Sicht überhaupt noch Makler werden — und weshalb?

Der Beruf des Maklers wird zukünftig deutlich wichtiger werden. Der derzeitige Personalstand und die Entwicklung in der Branche ist erschreckend. Für Einzelmakler wird es noch schwieriger werden, so dass Zusammenschlüsse und Kooperationen sehr bald einen hohen Stellenwert haben werden. Den geplanten Kürzungen und Regulierungen ist für Betroffene und auch allgemein nur mit einer modernen IT zu entgegnen, um die Chancen der Digitalisierung voll zu nutzen.

Abgesehen davon, dass auch ich den geplanten Provisionsdeckel für verfassungswidrig halte, bin ich der festen Überzeugung, dass der Beruf des Versicherungs- und Finanzmaklers einer sehr guten Zukunft entgegensieht, da der Beratungsbedarf erheblich steigen und die Zahl der Vermittler alleine schon altersbedingt sehr schnell sinken wird.

Der Makler der Zukunft muss sich jedoch auf Beratungen in Produkten konzentrieren und spezialisieren, die nicht mit zehn Klicks im Internet verkauft werden können. Hier erschließt sich in der Zukunft ein sehr großes Marktpotenzial und ich bin überzeugt, dass mit der Verknappung der professionellen Beratungskapazitäten auch eine Verbesserung des Images einhergehen wird.

Apropos Zukunft: Welche Projekte verfolgt der IGVM aktuell? Was sind die brennendsten Themen?

Neben den oben genannten Themen, die ich selbst weiterführe, versucht die IGVM derzeit mit einigen konkreten Rechtsfällen Klarheit im Vermittlerrecht zu schaffen. Über weitere Projekte verweise ich gerne an den Vorstandsvorsitzenden Wilfried Simon, der Ihnen gerne Auskunft erteilen wird.

Wie bereits angesprochen, engagieren sich im Verein „Zukunft für Finanzberatung“, der den Ruf der Branche verbessern will. Wie weit sind da die Planungen? Wird es da demnächst Neues geben?

Ja, es wird wichtige News geben. Wie der Vorsitzende des Vereins, Christian Schwalb, im Rahmen seines Vortrages bei der IGVM Frühjahrstagung am 14.06. erklärte, soll der Launch der Website um den 30.06. erfolgen, dann werden wir online gehen. Ich konnte die noch nicht veröffentlichte Beta-Version ansehen – lassen Sie sich überraschen! 
Mit Dr. Rainer Demski und Karin Fitzka und ihrem Team von New Finance liegt die Umsetzung in sehr guten Händen.

Die positive Entwicklung des Vereins ist mir ein großes Anliegen. Seit der Gründung bis heute konnte bereits eine respektable Anzahl von Fördermitgliedern gewonnen werden. Dies sind neben Versicherungsgesellschaften auch Fondsgesellschaften und andere Marktakteure. Der Verein benötigt jedoch noch weit mehr Unterstützer, um die avisierten Ziele zum Nutzen der Branche dauerhaft und schlagkräftig umzusetzen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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