Versicherungsbote: Hallo Herr Bartz, Sie werden Ihr Amt als stellvertretender IGVM-Vorsitzender aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Können Sie Details dazu nennen?

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Peter Bartz: Gerne. Ich kämpfe seit dem 30. Oktober letzten Jahres gegen einen Zoster (Gürtelrose) am rechten Hinterkopf bis zur rechten Schulter, zu Beginn offen, sehr gefährlich und mit der Gefahr für einen Dauerschmerz. Durch die umfangreiche Dauermedikation ist meine Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt und erlaubt mir lediglich eingeschränkte zeitliche Aktivität, die ich auf meine Unternehmen konzentrieren will und muss.

Gibt es bereits einen Nachfolger für Ihren Posten? Oder werden die anderen Vorstände Ihre Aufgaben mit übernehmen, bis ein neuer IGVM-Vorstand gewählt wird?

Der Vorstand kann nach dem 30.06. einen Interimsvorstand ernennen, der bis zur Mitgliederversammlung am 26.09.2020 vorläufig im Amt sein kann. Bei dieser Versammlung wird der gesamte Vorstand neu gewählt.

Sie werden der IGVM erhalten bleiben. Wie und in welcher Funktion?

Peter Bartz / IGVMIch fühlte mich für die Berufung in den Vorstand sehr geehrt und habe meine Tätigkeit für die IGVM sehr gerne und mit voller Überzeugung ausgeübt. Entsprechend bleibe ich gerne weiterhin als Rechtsbeirat und als Beirat des Vorstandes tätig. Darüber hinaus möchte ich in Abstimmung mit dem Vorstand einige begonnene Projekte zu einem Ende führen.

Um den Lesern einen kurzen Einblick zu gewähren: Wie viel Zeit haben Sie im Schnitt der Vereinstätigkeit gewidmet — und was waren Ihre wichtigsten Aufgaben?

Als stellvertretender Vorsitzender habe ich mich gemeinsam mit den Kollegen um die Interpretation und das Vorangehen in politischen und ordnungsrechtlichen Fragen verständigt und gemeinsame Vorgehensweisen auch in einzelnen Rechtsfällen abgestimmt.

Mehr noch war ich jedoch in der Öffentlichkeitsarbeit und noch mehr in der „allgemeinen Modernisierung“ der IGVM unterwegs. Zu „gesunden Zeiten“ habe ich mich on Topp auf meine betriebliche Tätigkeit circa drei bis vier Stunden täglich der IGVM gewidmet. Dies war jedoch ein vollkommen freiwilliger Zeitaufwand, der nur möglich war, weil meine Frau als aktive Geschäftsführerin in unserem Unternehmen meine Tätigkeit für die IGVM unterstützt hat.

Mein Ziel war und ist, die IGVM in vielen Bereichen zu modernisieren und als den Berufsverband aufzustellen, der sich auch gezielt um die Interessen und Belange der Mitglieder kümmert, die noch 30 Berufsjahre vor sich haben. Hierfür bekam ich von einigen der jüngeren Mitglieder starke, auch sehr aktive Unterstützung.

Ein kurzes Fazit Ihrer Tätigkeit: Gibt es Highlights in Ihrer Zeit als IGVM-Vorstand, auf die Sie besonders stolz sind? Wo Sie sagen: Hier haben wir als Verband etwas Wichtiges für den Berufsstand erreicht?

Ganz wesentlich lag und liegt mir die Gründung von Regionalgruppen am Herzen, von denen bisher eine, die Gruppe „Berlin-Brandenburg“, sehr erfolgreich umgesetzt werden konnte. Diese Gruppe hat auch den Weiterbildungstag am 14.06. in Espenau mit einem neuen Konzept umgesetzt: 9 Themen in 3 Blocks + 1 Hauptvortrag am Ende. Über den „durchschlagenden“ Erfolg dieser neuen Konzeption freue ich mich noch heute für die „Berlin-Brandenburger“ und sehe uns hier auf einem sehr guten Weg. Durch meine Krankheit ist die Bildung weiterer Regionalgruppen auf der Strecke geblieben. Ich beabsichtige jedoch noch, die Gründung einer Gruppe „Ostbayern“ anzuschieben und hoffe, dass dann durch Unterstützung der bestehenden Gruppen ein kleiner „Automatismus“ für andere Regionen entsteht. Darüber hinaus bin ich bemüht, das Thema „Verbandszertifizierung“ noch in 2019 weiterzutreiben.

Ein hochinteressantes Thema ist auch die Förderung zur Bildung der ersten „Hospitationsgruppe“ unter Mitgliedern der IGVM, initiiert von unserem Mitglied Kai Walter und gemeinsam mit sechs Maklerunternehmen etabliert. Man trifft sich abwechselnd in den einzelnen Maklerhäusern, bespricht ohne Tabus die einzelbetrieblichen Situationen, lernt aus individuellem Handeln und berät sich wechselseitig. Hier haben wir im IGVM Forum geschlossene Bereiche gebildet, die nur den jeweiligen Mitgliedern einer Hospitationsgruppe zugänglich sind. Ich hoffe, dass sich zukünftig mehr dieser Gruppen bilden, da ich als Mitglied mit meinem Unternehmen in der ersten Gruppe die extrem hohen Synergiepotenziale selbst erlebe.

Insgesamt konnte ich bewirken, dass die IGVM Internetpräsenz für unsere Mitglieder nicht nur durch das hochprofessionelle geschlossene Forum, sondern auch in Form von Backlinks zu den Webseiten der Mitglieder von großem Nutzen ist. Gemeinsam mit dem Vorstandskollegen Michael Melchert und engagierten jungen Kolleginnen und Kollegen konnten wir den Auftritt des IGVM im Internet und bei Social Media stark aufwerten. Einiges wird hier in Kürze noch optimiert.

Die echten Highlights waren jedoch die vielen Einzelgespräche und Telefonate mit Kolleginnen und Kollegen, die mir Aufschluss über die Bedürfnisse, Probleme und Wünsche unserer Mitglieder gegeben haben und die ich, wenn immer möglich, in mein Handeln integriert habe. Auch jede kritische Bemerkung hat mich dabei in meinem Handeln weitergeführt.

Auch für den Verein "Zukunft der Finanzvermittlung e.V." haben Sie sich durch ihre Tätigkeit beim IGVM engagiert: eine Brancheninitiative, die das Image der Versicherungs- und Finanzbranche aufpolieren will, indem sie den Beruf des Vermittlers in der Öffentlichkeit präsentiert. So sollen auch Nachwuchskräfte für den Vermittlerberuf geworben werden und Vorurteile abgebaut.

Auch hier sind wir auf einem guten Wege. Mein aktives Wirken innerhalb der Vorstandschaft zum Beitritt zu „Zukunft für Finanzvermittlung e.V“ als Gründungsmitglied wird den Mitgliedern der IGVM zukünftig kostenlos große Vorteile in Form von eigenem Storytelling, Backlinks und einer sehr professionellen Webpräsenz bieten. Bereits die derzeit noch nicht öffentlich zugängliche Beta-Version hat mich gefreut und ich bin sicher, dass wir beim geplanten Launch zum 30.06. ein exzellentes Echo erreichen werden.

…und gab es schmerzhafte Niederlagen bzw. Fälle, bei denen angestrebte Ziele nicht umgesetzt werden konnten?

Niederlagen, nein, aber Projekte, die aufgrund meiner Erkrankung hängengeblieben sind. Es gab sehr vereinzelt Polemik zu der einen oder anderen von mir veröffentlichten Meinung oder Position und ich lebe hier durchaus auch die Überzeugung: Wer austeilt muss auch einstecken können.

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Richtige „Shitstorms“ gab es nie, aber auch die muss man verkraften können, wenn man eine solche Position annimmt. Ich habe die Position immer gerne und mit vollem Engagement ausgeübt und bin immer fair und mit offenem Visier angetreten.

..."Wer nur jammert, sollte den Beruf wechseln"

Versicherungsbote: Sie sind seit 1990 als Makler aktiv. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Beruf in den letzten Jahren verändert — etwa im Vergleich zu den 90er Jahren? Ist das überhaupt noch „derselbe“ Beruf wie damals?

Peter Bartz: Der rechtliche Status und die Verpflichtung gegenüber den Mandanten sind die Gleichen, wurden jedoch wesentlich transparenter. Die neuen gesetzlichen „Nebenpflichten“ haben zum Beispiel bei uns über die Jahre dazu geführt, dass die vertraglichen Vereinbarungen zwischen neuen Mandanten und uns von ehemals 3 auf heute rund 20 Seiten angewachsen sind.

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Der Versicherermarkt hat sich verändert. Für den kleinen, jungen Makler wird es schwierig, Direktanbindungen zu erzielen, andererseits bieten Pools Lösungen bis hin zur modernen Software. Ein Problem sind hier die Eigentumsrechte am Bestand.

Der Markt des größeren Maklers wird ebenfalls enger: Die Versicherer etablieren immer stärker die Dunkelverarbeitung und die Standardisierung ihrer Produkte. So ist zum Beispiel eine individuelle Modifikation bei einer Einzelpolice bei einem großen deutschen Versicherer nur noch bei Jahresbeiträgen ab 3.000,00 Euro möglich und, und, und.

Man könnte hier über IDD, MIFID II, Provisionsdeckel und andere Reformen seitenweise referieren. Die Branche ist insgesamt anonymer, rationaler und natürlich digitaler geworden. Aus meiner Sicht muss man das Unabänderliche akzeptieren und das Beste für sich daraus machen, das bedeutet: die Lösungen für neue Aufgaben umsetzen anstatt zu jammern. Wer nur jammert, sollte den Beruf wechseln.

Versicherungsmakler haben bei weitem nicht die Lobbymacht wie andere Akteure der Branche, etwa Versicherer oder Verbraucherschutzverbände. Was können Verbände wie der IGVM tun, um den Interessen der Makler in der Öffentlichkeit noch mehr Gehör zu verschaffen?

Bei Gesetzesvorlagen hat unser relativ kleiner Berufsstand meines Erachtens nur am „Point of Decision“ die echte Chance, Veränderungen zu bewirken. Hier meine ich die Mitglieder des Bundestages (MdBs) allgemein und die Mitglieder der entsprechenden Ausschüsse im Speziellen. Die IGVM kann ihre Mitglieder in der Formulierung von Anschreiben, aber auch durch eigene Eingaben an die Entscheider in Berlin unterstützen.


Wichtig sind die persönlichen Kontakte der Makler vor Ort mit ihren MdBs. Durch Einladungen in die Maklerbüros und Demonstration unserer Arbeit als einzige wirklich unabhängige Vermittler lässt sich sehr viel erreichen, was ich aus eigener Erfahrung belegen kann.

Wie schätzen Sie die Zukunft für die Maklerbranche ein? Fehlender Nachwuchs, Digitalisierung und Regulierungsvorhaben wie der LV-Provisionsdeckel gefährden den Berufsstand. Dennoch wächst die Zahl der Makler seit Jahren. Sollten junge Menschen aus Ihrer Sicht überhaupt noch Makler werden — und weshalb?

Der Beruf des Maklers wird zukünftig deutlich wichtiger werden. Der derzeitige Personalstand und die Entwicklung in der Branche ist erschreckend. Für Einzelmakler wird es noch schwieriger werden, so dass Zusammenschlüsse und Kooperationen sehr bald einen hohen Stellenwert haben werden. Den geplanten Kürzungen und Regulierungen ist für Betroffene und auch allgemein nur mit einer modernen IT zu entgegnen, um die Chancen der Digitalisierung voll zu nutzen.

Abgesehen davon, dass auch ich den geplanten Provisionsdeckel für verfassungswidrig halte, bin ich der festen Überzeugung, dass der Beruf des Versicherungs- und Finanzmaklers einer sehr guten Zukunft entgegensieht, da der Beratungsbedarf erheblich steigen und die Zahl der Vermittler alleine schon altersbedingt sehr schnell sinken wird.

Der Makler der Zukunft muss sich jedoch auf Beratungen in Produkten konzentrieren und spezialisieren, die nicht mit zehn Klicks im Internet verkauft werden können. Hier erschließt sich in der Zukunft ein sehr großes Marktpotenzial und ich bin überzeugt, dass mit der Verknappung der professionellen Beratungskapazitäten auch eine Verbesserung des Images einhergehen wird.

Apropos Zukunft: Welche Projekte verfolgt der IGVM aktuell? Was sind die brennendsten Themen?

Neben den oben genannten Themen, die ich selbst weiterführe, versucht die IGVM derzeit mit einigen konkreten Rechtsfällen Klarheit im Vermittlerrecht zu schaffen. Über weitere Projekte verweise ich gerne an den Vorstandsvorsitzenden Wilfried Simon, der Ihnen gerne Auskunft erteilen wird.

Wie bereits angesprochen, engagieren sich im Verein „Zukunft für Finanzberatung“, der den Ruf der Branche verbessern will. Wie weit sind da die Planungen? Wird es da demnächst Neues geben?

Ja, es wird wichtige News geben. Wie der Vorsitzende des Vereins, Christian Schwalb, im Rahmen seines Vortrages bei der IGVM Frühjahrstagung am 14.06. erklärte, soll der Launch der Website um den 30.06. erfolgen, dann werden wir online gehen. Ich konnte die noch nicht veröffentlichte Beta-Version ansehen – lassen Sie sich überraschen! 
Mit Dr. Rainer Demski und Karin Fitzka und ihrem Team von New Finance liegt die Umsetzung in sehr guten Händen.

Die positive Entwicklung des Vereins ist mir ein großes Anliegen. Seit der Gründung bis heute konnte bereits eine respektable Anzahl von Fördermitgliedern gewonnen werden. Dies sind neben Versicherungsgesellschaften auch Fondsgesellschaften und andere Marktakteure. Der Verein benötigt jedoch noch weit mehr Unterstützer, um die avisierten Ziele zum Nutzen der Branche dauerhaft und schlagkräftig umzusetzen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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