Das Jahr 1967 war nicht nur jenes Jahr, in dem die Beatles ihr legendäres Album „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ veröffentlicht haben, das Monterey Festival den „Summer of Love“ der Hippie-Ära einläutete und weltweit Menschen gegen den Vietnam-Krieg auf die Straße gingen. Das Jahr 1967 war auch jenes, in dem statistisch die meisten aktiven Versicherungsmakler geboren wurden. So zumindest, wenn man eine aktuelle Studie aus dem Hause AssCompact zum Maßstab nimmt.

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Im Schnitt 51,5 Jahre sind jene 467 Makler und Mehrfachvertreter alt, die sich im Februar 2019 an der aktuellen Online-Umfrage „AssCompact Awards“ des Medienhauses beteiligt haben. Und auch, wenn die Studie nicht repräsentativ sein mag, so stellt sie doch „ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur dar“, wie Studienleiter Florian Stasch im Pressetext berichtet.

Maklerbranche stark männlich dominiert

Im Schnitt haben die Makler eine Berufserfahrung von 23,8 Jahren, heißt es weiter. Und es zeigt sich, dass die Branche stark männlich dominiert ist. 88,4 Prozent der Befragten waren männlichen Geschlechts, 11,6 Prozent waren weiblich. Der Maklerberuf — er scheint für Frauen sehr unattraktiv.

Gründe, warum Frauen vor dem Maklerberuf zurückschrecken, werden in der Studie keine genannt. Der Versicherungsbote hatte sich zu dieser Frage vor drei Jahren mit Professorin Gabriele Zimmermann vom Institut für Versicherungswesen an der Technischen Hochschule Köln unterhalten. Sie forscht zu Frauen im Vertrieb und hatte einen Anteil von 13 Prozent Maklerinnen ermittelt.

Unsicheres Einkommen, schlecht planbare Arbeitszeiten

„Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum sich Frauen selten für die Tätigkeit als Versicherungsvermittlerin entscheiden. Die beiden wichtigsten Gründe sind das erfolgsabhängige Gehalt und die schlechte Vereinbarkeit von Familie mit dieser Tätigkeit“, sagte Zimmermann dem Versicherungsboten. Gerade die Frage, wer das Einkommen bezahlt, wenn Frauen für das Kind kurzzeitig ihre Erwerbsarbeit unterbrechen — darauf hat die Maklerbranche keine Antwort. Und im Zweifel muss man auch spätabends noch zum Kunden oder zur Kundin fahren, um zu beraten - schließlich erledigen die Menschen ihre Versicherungsangelegenheiten in der Freizeit (der Versicherungsbote berichtete).

Ein weiterer Grund: auch der hohe Konkurrenzdruck in der Branche schrecke viele Frauen ab, sie würden ein harmonisches Arbeitsklima bevorzugen. Doch der Nachwuchsmangel der Maklerbranche resultiert auch daraus, dass der Vertrieb speziell für Frauen kein überzeugendes Angebot bietet. Zum Vergleich: im Innendienst der Versicherer, mit sicherem Einkommen und vergleichsweise festen Arbeitszeiten, beziffert sich der Frauenaufteil auf immerhin 47,7 Prozent, so geht aus Daten des Versicherer-Arbeitgeberverbandes AGV hervor. Hier ist beinahe jede(r) zweite Beschäftigte weiblich.

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Wer die Nachwuchsprobleme der Maklerbranche bewältigen will, müsste sich speziell auch die Frage stellen, wie Frauen für den Maklerberuf gewonnen werden können. Viele Reformen im Rahmen des IDD-Umsetzungsgesetzes laufen in die gegensätzliche Richtung. Sie haben dazu beigetragen, dass Arbeitsaufwand und Vertriebsdruck weiter steigen: und damit der Beruf für Frauen noch unattraktiver wird. So bedeuten unter anderem die erweiterten Vorschriften für das Beschwerdemanagement oder auch für den Datenschutz im Zuge der DSGVO einen deutlichen Mehraufwand. Der Provisionsdeckel wird den Vertriebsdruck weiter verschärfen, wenn Einkommen weiter wegbricht. Für die Maklerbranche bedeutet das nichts Gutes.

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