Wenn Pflegebedürftige in einem Heim betreut werden, so müssen sie hierfür immer höhere Summen aus eigener Tasche zahlen. Im Januar 2019 betrugen die Kosten im Bundesschnitt 1.830,84 Euro monatlich. Allein seit Januar 2018 kletterten die durchschnittlichen Kosten um knapp 80 Euro im Monat. Das geht aus der PKV-Pflegedatenbank hervor. Bei der Höhe des Eigenanteils gibt es regional sehr große Unterschiede. Während der durchschnittliche in Eigenanteil in Nordrhein-Westfalen bei 2.325,55 Euro liegt, kommen Pflegebedürftige in Sachsen-Anhalt mit nur 1.201 Euro vergleichsweise recht günstig davon.

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Berechnungen der Bertelsmann Stiftung gehen aktuell davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2045 auf fünf Millionen Menschen anwachsen wird. Während vor diesem Hintergrund ein weiterer Anstieg des Beitrags zur gesetzlichen Pflegeversicherung zu erwarten ist, dürfte auch der Eigenanteil im Pflegefall eher ansteigen.

Gesetzliche Pflegeversicherung ist keine Vollkasko

Dennoch blicken viele Bundesbürger recht sorglos auf das Thema Pflege. In Summe unterschätzen aktuell zwei Drittel (64 Prozent) aller Deutschen die Kosten, die die Pflegeversicherung nicht übernimmt. So meinten zwei Fünftel (43 Prozent) der Befragten, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz in voller Höhe übernehmen würde. Weitere 21 Prozent der Befragten gingen von einem Eigenanteil von unter 1.000 Euro aus.

Das Alter und damit mögliche, verstärkte Berührungspunkte mit Pflegefällen im Umfeld spielen übrigens kaum eine Rolle. So gingen 44 Prozent der Nicht-Rentner von einer Art Vollkasko bei den Pflegekosten aus. Unter den Rentnern seien es nur unwesentlich weniger (43 Prozent). Nach der Höhe des Eigenanteils befragt, seien viele vor allem ältere Menschen ratlos. Jeder vierte Befragte über 60 Jahre (25 Prozent) könne nicht abschätzen, wie hoch dieser sein werde.

„Die Unkenntnis über die Kosten der Pflege für den Einzelnen und ihre Finanzierung zieht sich durch alle Bevölkerungs- und Altersschichten“, sagt Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. „Es ist erstaunlich, dass sogar Menschen im Rentenalter, für die die eigene Pflege ein greifbareres Szenario ist, und die wahrscheinlich im eigenen Umfeld bereits mit dem Thema konfrontiert wurden, nicht besser informiert sind“, so Bargel weiter.

Mangelndes Wissen über Pflegekosten

Bei der Vorsorge setzten die Befragten auf Ersparnisse und Vermögenswerte. Immerhin 22 Prozent der Deutschen habe eine private Pflegeversicherung abgeschlossen. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten, die nicht privat für die Pflege im Alter vorsorgen, begründet dies mit Geldmangel. Weitere 44 Prozent glaubten, dass der Staat für die Pflegekosten aufkommt oder, dass es ausreiche, in die gesetzliche Pflegeversicherung eingezahlt zu haben (38 Prozent). Besonders die Riege der über 60-Jährigen glänze, laut Umfrage, durch wenig Vorsorge. So würden 56 Prozent dieser Altersgruppe die Verantwortung für die Finanzierung der Pflegekosten in öffentlicher Hand sehen. Für 63 Prozent seien die Zahlungen in die gesetzliche Pflegeversicherung ausreichend.

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Ein Hemmschuh für die private Vorsorge sei auch das mangelnde Wissen. Demnach sorge jeder Vierte (25 Prozent) nicht vor, weil er sich mit dem Thema nicht auskenne. Drei von zehn Deutschen (29 Prozent) hätten sich über die Finanzierung von Pflege noch keine Gedanken gemacht. In diesem Bereich fiel besonders die Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen auf. 43 Prozent von ihnen habe sich noch nicht mit dem Thema beschäftigt. Rund 22 Prozent der 40- bis 59-Jährigen und 16 Prozent der über 60-Jährigen hätten dies bislang allerdings auch aufgeschoben.

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