Iván de la Sota, Digitalvorstand der Allianz, hat in einem Interview neue Details über den geplanten Direktversicherer des blauen Riesen berichtet. Allianz Direct solle Ende 2019 mit Autoversicherungen an den Start gehen und zunächst in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien agieren, berichtet der spanische Manager dem „Handelsblatt“. Geplant sei aber ein Versicherer, der in ganz Europa und sogar weltweit die gleichen Policen online vertreibe. Der Sitz der neuen Gesellschaft soll zunächst in München am Ostbahnhof sein.

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“Prozesse, die disruptiv wirken“

“Wir werden die gleichen Produkte in den unterschiedlichsten Ländern vertreiben und hoch effiziente, kundengerechte Prozesse haben, die disruptiv wirken“, erklärt de la Sota mit Blick auf den neuen Digitalversicherer der Allianz. Geplant seien einfache Produkte, die leicht online abgeschlossen werden können. „Das neue Konzept heißt schlicht Einfachheit. Noch sind unsere Produkte viel zu kompliziert“, sagt der Manager. Und zwar mit Blick auf alle Tarife des Versicherers, nicht nur den Direktvertrieb. „Insgesamt wird unsere neue Produktphilosophie übergreifend wirken, unabhängig vom jeweiligen Vertriebskanal“, so de la Sota.

Die Ankündigung dürfte vor allem die Agenturen der Allianz aufhorchen lassen. Allianz-Vertreter hatten bereits in internen Foren und Facebook-Gruppen Ängste geäußert, Vorstandschef Oliver Bäte wolle den persönlichen Berater verstärkt einsparen und langfristig gar komplett im Direktvertrieb Verträge verkaufen. Einfachere Verträge wären eine Bedingung hierfür (der Versicherungsbote berichtete).

Für Verärgerung hatte bei den Vertretern bereits gesorgt, dass der neue Direktversicherer unter dem Banner „Allianz“ Versicherungen verkaufen soll. Zuvor hatten die Münchener mit Allsecur einen Anbieter an den Markt gebracht, der bewusst den etablierten Namen vermied: auch, um Konflikte mit den eigenen Vertretern zu vermeiden.

Auf die Frage, ob angesichts des neuen Digitalversicherers Streit mit den Vermittlern vorprogrammiert sei, reagiert de la Sota beschwichtigend. „Wir haben unsere ersten Tests gemacht und festgestellt, dass es praktisch keine Kannibalisierung zwischen den neuen Produkten und dem bestehenden Vertrieb gibt. Unser Projekt ist außerdem ausgewogen. Wir stellen den Agenten die gesamte Digitalisierung und Technologie zur Verfügung“, kommentiert der Vorstand. Die Vertreter der Allianz seien Unternehmer mit einem besonderen Instinkt, „auch die Chancen zu sehen und Schritte nach vorne zu machen.“

Was den Kunden stört: Preis, Komplexität, unbezahlte Schäden

Die Prozesse und neuen Plattformen „werden auch unser Kerngeschäft verbessern“, prognostiziert der Manager. Entstehen sollen Tarife, die ein „ganz neues Design haben“. So habe man Kunden befragt, was sie an Versicherungen am meisten störe. Bei den Antworten werde der Preis immer genannt, „Komplexität auch, aber ganz wichtig waren unbezahlte Schäden“. Deshalb wolle man Deckungskonzepte ausweiten und Ausschlussklauseln minimieren; und „klar sagen, was in der Police nicht enthalten ist“.

Was zunächst nach einem teuren Werbeversprechen klingt: die Deckung der Tarife deutlich ausweiten, könnte nach de la Sosa gerade zu sinkenden Kosten führen. Der Grund: die Risikostreuung steige bei umfassend ausgelegten Produkten. Das sei letztendlich billiger als Vergleichsprodukte, die aus einzelnen Deckungen zusammen gesetzt sind. Vereinfacht formuliert: Größere Risikokollektive können die Kosten senken, wenn die Kosten auf verschiedene Risikogruppen verteilt werden.

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Was die neuen Tarife tatsächlich können, wird sich zeigen müssen. Auch bei anderen Produkten wie "Index Select" und "Fourmore" hatte der Versicherer mit der einfachen Funktionsweise der Produkte geworben. Just gab es Kritik vom Verbraucherschutz wegen intransparenter Vertragsklauseln (der Versicherungsbote berichtete).

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