Die Bertelsmann Stiftung rät sogar zu einer Abschaffung des jetzigen Beihilfe-Systems. Müssten sich Beamte gesetzlich versichern, können Bund und Länder bis 2030 rund 60 Milliarden Euro einsparen, argumentiert die private Stiftung auf Basis einer eigenen Studie. Zahlen wiederum, die der PKV-Verband als "unrealistisch" geißelte: So würden unter anderem Arztpraxen, Physiotherapeuten und Hebammen Milliarden-Einbußen entstehen, die wieder ausgeglichen werden müssten. Auch verstoße eine solche "Zwangsversicherung" gegen das Verfassungsrecht.

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Der Beamtenbund lehnt das Hamburger Modell schlichtweg ab — auch aus Sorge um historisch gewachsene Privilegien? Langfristig könnten sich auch Staatsdiener gesetzlich versichern müssen, wenn sich das Hamburger Modell durchsetzt und die Kosten für die Dienstherren in der GKV niedriger sind, so die Bedenken. Geld, „das in diese Richtung fließt“, fehle bei der „dringend notwendigen Weiterentwicklung des Beihilfesystems“ nach jetziger Machart, sagte Ulrich Silberbach, Chef des Beamten-Gewerkschaftsverbands dbb, Mitte Januar auf der Jahrestagung des Verbandes in Köln. Das Hamburger Modell sei „systemwidrig“ und der „völlig falsche Weg“ (der Versicherungsbote berichtete).

Horst Seehofer: "Hamburger Modell entgegentreten!"

Hier sei daran erinnert, dass fast die Hälfte der privat Vollversicherten in Deutschland Beamte sind. Sie genießen folglich, abhängig vom Tarif, Privilegien wie kürzere Wartezeiten beim Facharzt, Zweibettzimmer bei stationärer Betreuung und andere Vorteile des PKV-Systems.

Auch steigen die Beiträge in den Beihilfe-Tarifen weniger stark an als in anderen Vollversicherungs-Tarifen der Privatversicherer, so zeigen Zahlen des PKV-Verbandes. Der Grund: Die Beihilfen orientieren sich auch an den zurückgelegten Dienstjahren: kurz vor der Pensionierung und im Ruhestand sind die Ansprüche in der Regel am höchsten. Ältere Menschen erzeugen aber im Schnitt auch höhere Gesundheitskosten, von denen dann der Dienstherr einen größeren Teil trägt.

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Doch Unterstützung erhalten die Gegner des Hamburger Modells von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). In einem Pressetext ließ er verlauten: „Diesen Bestrebungen müssen wir gemeinsam entgegentreten! Besoldung, Versorgung und Beihilfe machen als Gesamtpaket die besondere Attraktivität des öffentlichen Dienstes aus und bilden nur gemeinsam ein in sich logisches Gesamtsystem." So sollen Beihilfen den Beamten auch finanzielle Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit zusichern.

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