Sie nahmen immer wieder gemeinsam Anlauf, doch sie trauten sich nicht. So lassen sich bisher die Fusionsversuche der Provinzial Rheinland und Provinzial Nordwest beschreiben. Fünfmal versuchten beide, zueinander zu kommen. Fünfmal scheiterten alle Versuche. Doch nun kann endlich Vollzug gemeldet werden, wie beide Versicherer in einem Pressetext bestätigen. Zuerst hatte das Manager Magazin über die Pläne berichtet.

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Laut Pressemeldung haben sich die Eigner der Versicherer, die Sparkassen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, Ende August auf die Fusion ihrer Versicherungstöchter geeinigt und einen gemeinsamen Vorschlag für eine mögliche Fusion der beiden Versicherer erarbeitet. Ganz in trockenen Tüchern ist die Fusion aber noch nicht. Ein Memorandum mit den Inhalten soll den Gremien der Anteilseigner sowie den Aufsichtsräten der beiden Versicherer in Kürze zur Beschlussfassung vorgestellt werden. Sie dürfen mit entscheiden.

Ziel sei es, die Fusion rückwirkend zum 1.1.2019 umzusetzen, heißt es weiter im Pressetext: Man rechnet also damit, dass die Fusion im kommenden Jahr stattfinden wird und einige Dauer beansprucht. Über Vorstand und Aufsichtsräte müsse sich noch verständigt werden.

Schwieriges Altersvorsorge-Geschäft

Es war vor allem das schwierige Altersvorsorge-Geschäft im Niedrigzins, die Stimmen nach einer Fusion laut werden ließen. Im Schaden- und Unfallgeschäft sind beide im Soll: die Provinzial Rheinland erlöste nach vorläufigen Zahlen 2017 ein Plus bei den Bruttobeiträgen von 5,4 Prozent (auf 1,5 Milliarden Euro), die Provinzial Nordwest von 3,2 Prozent (auf 1,89 Milliarden Euro).

Doch in der Leben-Sparte brachen die Prämien im Vorjahr deutlich ein. Hier musste die rheinländische Tochter ein Minus von 8,4 Prozent der Beitragssumme verkraften (auf 1,1 Milliarden Euro), bei der Provinzial Nordwest sanken die Prämien ebenfalls deutlich (von 1,97 Milliarden auf 1,41 Milliarden Euro).

„Als Vorstände begrüßen wir die Überlegungen unserer Anteilseigner, da der Druck durch die großen Herausforderungen auch auf die Öffentlichen Versicherer merklich zugenommen hat", kommentiert Patric Fedlmeier, Vorstandsvorsitzender der Provinzial Rheinland, die Pläne. "Eine Fusion kann einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung und Steigerung der Ertragskraft, der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze beider Provinzial-Gruppen leisten."

Rechtsform einer AG

Die neue Gesellschaft soll die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) haben, so berichten die Versicherer gegenüber der Presse. Die Provinzial Rheinland Holding bleibe auf rheinischer Seite als Zwischenholding bestehen. Gerade an der Frage der Rechtsform waren frühere Fusionsversuche gescheitert. So stand es unter anderem zur Debatte, die Provinzial Nordwest AG in eine Anstalt des öffentlichen Rechts zurückzuverwandeln, so hatten es die Rheinländer gewünscht. Dies hätte Steuerrückforderungen in zweistelliger Millionenhöhe bedeuten können, weshalb mehrere Verbände ihr Veto einlegten (der Versicherungsbote berichtete).

Ebenfalls strittig war die Frage, was mit den Standorten der Versicherer passiert und wie sie sich neu organisieren sollen. Auch hierfür gibt es nun einen Plan. Die wichtigsten Standorte sollen demnach weiter betrieben werden.

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Die Holding des fusionierten Instituts wird in Münster angesiedelt und der Sitz des gemeinsamen Kompositversicherers mit dem Vertriebsgeschäft in Düsseldorf. In Kiel wird aufgrund des öffentlich-rechtlichen Vertrages mit dem Land Schleswig-Holstein der Sitz einer Lebensversicherung und der Provinzial Nord Brandkasse AG sein. Die Schwerpunktaktivitäten der Provinzial in Rheinland-Pfalz, insbesondere in der Hauptniederlassung Koblenz, sollen beibehalten und ausgebaut werden.

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