Heinz Peter Roß ist Vorstands-Chef der hiesigen Viridium Gruppe. Und damit des größten Versicherers in Deutschland jener Art, die in den letzten Monaten so oft die Schlagzeilen bestimmten. Er kauft den Lebensversicherern hochverzinste Altbestände ab, die diese aus ihren Bilanzen haben wollen. Und verwaltet sie dann - ohne, dass sein Unternehmen Neugeschäft betreibt. Viridium ist ein sogenannter Run-off-Dienstleister.

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"Run-off besser erklären"

Heinz-Peter Roß, Chef der Viridium in Deutschland. Quelle: Pressefoto viridium-gruppe.comIn einem Interview hat Roß nun eingestanden, dass die Branche ein Imageproblem hat. Und dieses auch mit der eigenen Außendarstellung begründet. “Unsere Branche muss sich ankreiden, dass wir bisher unzureichend erklärt haben, was ein Run-off tatsächlich bedeutet”, sagte der Manager gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Wenn große Versicherer nun ihre Bestände nicht weiterführen wollen, sondern abgeben, müssten die Run-off-Versicherer ihr Geschäft „besser erklären und Vertrauen schaffen.“

Dabei stört sich der Viridium-Vorstand bereits an den Begriffen, die für Run-off-Plattformen geläufig sind. Diese sind nicht gerade schmeichelhaft: „Bestandsabwickler“ suggeriert etwa, dass etwas aufgelöst und liquidiert wird, Assoziationen zu einer Insolvenz werden geweckt. Noch weniger schön ist „ Zombie-Versicherer“, wie die Dienstleister in Großbritannien genannt werden. Hierbei hat man den Verwesungsgeruch schon in der Nase. Auch der Versicherungsbote arbeitet mit diesen Begriffen.

“Wir wickeln keine Kunden ab“

Das Image des Abwicklers weist Ross aber weit von sich. „Wir wickeln keine Kunden ab“, sagte er der FAS. Das Geschäftsmodell beruhe vielmehr darauf, dass sie auf eine neue Plattform überführt würden, die auf moderner Standardsoftware basiere. „Darauf packen wir so viele Policen wie möglich und können dadurch die Kosten drastisch reduzieren.”

Die Versicherten könnten sogar davon profitieren. “Wir garantieren den Kunden vom ersten Tag an, dass wir zehn Prozent der Kosten einsparen. Diese zehn Prozent bekommt jeder Kunde, unabhängig davon, ob wir sie schaffen oder nicht. Das ist unser eigenes unternehmerisches Risiko”, sagt Ross.

Auch früher schon habe es Eigentümerwechsel bei Versicherern gegeben, erklärt der Manager. Dabei sei man ein genauso regulierter Lebensversicherer wie alle anderen auch. „Einziger Unterschied ist: Wir richten unseren Fokus zu 100 Prozent auf die Bestände und machen kein Neugeschäft. Meine Hoffnung ist, dass unser Geschäftsmodell bald als normal und für die Kunden vorteilhaft angesehen wird.”

Bedenken von Verbraucherverbänden

Ob die Imagekorrektur gelingen kann, wird sich auch daran zeigen, wie Viridium die früheren Generali-Kunden betreut. Vier Millionen hochverzinste Lebensversicherungen will der italienische Versicherer an den Bestandsverwalter aus Neu-Isenburg abgeben. Es ist bisher das größte Geschäft dieser Art in Deutschland. Allerdings muss die Finanzaufsicht BaFin noch ihr Okay geben.

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Bedenken an den ausschließlich guten Absichten der Run-off-Dienstleister hatte unter anderem der Bund der Versicherten (BdV) angemeldet. Der Verbraucherverband befürchtet, dass bei solchen Bestandsübertragungen Gelder nicht mitgegeben werden, die eigentlich den betroffenen Kundinnen und Kunden gehören, etwa Bewertungsreserven, Zinszusatzreserven und Gelder aus dem Schlussüberschussanteilfonds. Seit 2014 dürfen die Versicherer hier zulasten der Sparer den Rotstift ansetzen - wenn die BaFin dies genehmigt. Das sieht eine Gesetzesreform im Zuge des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG) vor.

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