Tiefpunkte der jüngeren Firmengeschichte waren die Freitode des Finanzchefs Pierre Wauthier im August 2013 sowie des früheren CEOs Martin Senn im Mai 2016. Beide Suizide wurden mit dem hohen Druck im Konzern in Verbindung gebracht. Grundsätzlich entpuppte sich die Vorstandsetage des Versicherers als Schleudersitz. Zum Jahresanfang 2018 mussten mit Jörg Bolay, Gerhard Frieg und Alexander Libor gleich drei Vorstände gehen. Der neue Deutschland-Chef Carsten Schildknecht folgte im Februar auf Markus Nagel, der weniger als zwei Jahre im Amt war und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verließ. Auch Nagels Ausscheiden kam für viele überraschend und wurde von Branchenbeobachtern als Beleg für die Unruhe im Konzern gewertet.

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Vorangegangen waren Jahre der Krise. 2016 musste der Schweizer Versicherer eine Gewinnwarnung herausgeben, nachdem der Gewinn im Vorjahr um mehr als die Hälfte eingebrochen war. Das Minus resultierte auch aus den Kosten des radikalen Konzernumbaus infolge der Digitalisierung, das der neue Konzernchef Mario Greco den Eidgenossen verordnet hatte. 8.000 Stellen wurden im selben Jahr zur Disposition gestellt, in Deutschland sollten hiervon 500 Stellen wegfallen. Seitdem befindet sich der Versicherer auf dem Pfad der Erholung. 2016 haben die Eidgenossen einen Gewinn von 3,8 Milliarden Dollar geschrieben, 2017 von 3,0 Milliarden Dollar.

Die Schweizer richten auch ihr Geschäft neu aus. Unter anderem trennte sich der Konzern vom Krankenhaushaftpflicht-Geschäft in Deutschland, das zum 31. Dezember 2016 Reserven von rund 450 Millionen Dollar umfasste (der Versicherungsbote berichtete). In der Schadensbearbeitung soll verstärkt künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Ab 2020 verliert man mit dem Automobilclub ADAC zudem einen wichtigen Partner in der Kfz-Versicherung an die Allianz. Mehrfach wurde in der Branche über eine Übernahme der Schweizer Gruppe durch den Münchener Wettbewerber spekuliert.

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