Versicherungsbote: Herr Schmidt-Schön, Smart-Home, was heißt das eigentlich und welchen Nutzen können Kunden daraus ziehen?

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Martin Schmidt-Schön: Generell bezeichnet der Begriff „Smart Home“ einen Haushalt, in dem elektrotechnische Geräte und Installationen miteinander verknüpft sind und zentral über eine Software gesteuert werden können – von zu Hause aus oder auch von unterwegs. Dabei werden in der Regel Sensoren beziehungsweise sogenannten IoT-Technologien genutzt. Diese messen beispielsweise Werte wie Temperatur oder die Helligkeit. Dadurch können Alltagsvorgänge automatisiert und Geräte-Einstellungen wie etwa Heizung, Rollläden, Licht und Lautsprecher schnell an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Die Möglichkeiten sind groß: Laut Prognosen soll der Smart-Home- Markt in Deutschland jährlich um über 20 Prozent bis 2022 wachsen. Für Kunden heißt das ganz konkret, mit neuartigen Technologien die Lebensqualität und den Wohnkomfort zu steigern, den Energieverbrauch zu senken und die Sicherheit zu erhöhen.

Und was bedeutet Smart-Home für Versicherer?

Martin Schmidt-SchönMartin Schmidt-SchönCountry Functional Head Digital der Generali Deutschland(c) Generali Deutschland AGFür die Kunden kann der Einsatz von Smart Home-Geräten in Verbindung mit den passenden Dienstleistern die eigenen vier Wände sicherer machen und die Risiken eines Einbruchs oder von Feuer- oder Wasserschäden verringern. Ziel sollte es sein, ein intelligentes Zuhause zu schaffen, bei dem Kunden durch vernetzte Sicherheitssysteme stets über den Status der Wohnung informiert bleiben. Im Schadensfall erhalten sie dann automatisch und schnell Hilfe über integrierte Assistance-Services. Doch Smart-Home ist viel mehr als die reine Technik der Geräte. Denn die Versicherungsbranche kann hier mittels IoT-Technologie aktiv vorbeugen, so dass ein Schaden im Idealfall erst gar nicht entsteht.

Smart-Home basiert auf technischen Geräten, die Daten erfassen und auch übermitteln. Datenschutz ist in Deutschland ein sensibles Thema. Wie werden der Datenschutz und die Datensicherheit gewahrt?

Der wichtigste Punkt ist, dass der Datenschutz sichergestellt wird und kein Fremder auf Daten zugreifen kann. Das gilt für alle Geschäftsbereiche, die mit dem Produkt in Berührung kommen. Ebenso müssen etwaige Partnerunternehmen mit einbezogen werden. Zur Wahrung des Datenschutzes braucht es klare Richtlinien, die erfüllt werden müssen. Sie können sich das wie bei einem TÜV-Test vorstellen, bei dem geprüft wird, ob die entsprechenden Vorkehrungen getroffen wurden. Umfangreiche Checklisten müssen dann von allen Bereichen ausgefüllt sowie diverse IT- und Fachtests durchgeführt werden. Diese werden anschließend durch verschiedene Gremien wie etwa Revision, IT-Security und Datenschutzbeauftragte geprüft. Als zusätzliches Element kann auch ein externen Anbieter herangezogen werden, der die Produkte unabhängig prüft und zertifiziert. Das beseitigt Fehler und schafft Vertrauen.

Welche persönlichen Visionen haben Sie für die „digitale Transformation“? Wo sehen Sie Deutschland in 30 Jahren?

Die digitale Transformation wird uns weiterhin stetig begleiten. Technische Neuheiten verändern das Kundenverhalten, was wiederum zu einem Wandel in den Unternehmen führt beziehungsweise neue Geschäftsmodelle hervorbringt. Wie nun Deutschland in 30 Jahren aussieht, hängt von vielen Faktoren ab und ist in der schnelllebigen Welt schwer einzuschätzen. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft unser Leben deutlich smarter sein wird. Virtuelle Assistenten beziehungsweise Roboter und digitale Dienstleistungen werden für uns dabei selbstverständlich sein und uns individuell im Lebensalltag in unterschiedlichen Situationen unterstützen. Wir werden noch stärker vernetzt sein. Dadurch sind wir aktiv oder passiv an der laufenden Entwicklung von neuen Produkten beteiligt. Bei der Anwendung und Verbreitung von IoT beziehungsweise intelligenten Sensoren sowie insbesondere im Bereich Big Data und Artificial Intelligence stehen wir und auch die Branche noch am Anfang. In naher Zukunft wird mit steigender Anzahl von vernetzten Geräten das Smart Living insbesondere für die heutige junge Generation selbstverständlich sein - ebenso wie heute das Smartphone. Die schnelle Verbreitung von Sprach-Assistenten wie Alexa & Co. geht schon stark in diese Richtung. Ich hoffe dabei, dass in Deutschland die Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel noch weiter verbessert werden, um im internationalen Vergleich mitzuhalten.

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Die Fragen stelle Jenny Müller

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