Die Allianz soll in Deutschland einen radikalen Stellenabbau planen. Demnach stehen mindestens 5.000 der 29.000 Arbeitsplätze auf der Streichliste, was jede fünfte Stelle bedeuten würde. Das berichtet das „Manager Magazin“ in seiner neuen Heftausgabe, die ab Freitag, dem 22. Juni, im Handel stehen wird. Das Wirtschaftsblatt beruft sich auf Unternehmenskreise.

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Das Manager Magazin nennt in einer Voranmeldung auch Gründe für den möglichen Jobabbau. So seien die Kosten im Sachversicherungsgeschäft teils zu hoch, weshalb Konzernchef Oliver Bäte Nachteile gegenüber Wettbewerbern fürchte. Doch groß kommunizieren wolle der Versicherer den Umbau nicht. Der neue Deutschland-Chef Klaus Peter Röhler solle den Stellenabbau auf Basis freiwilliger Vereinbarungen durchsetzen - und ohne offizielles Restrukturierungsprogramm. Seit Anfang 2018 leitet Röhler das Deutschlandgeschäft vom Branchenprimus.

Allianz weist Bericht scharf zurück

Der Konzern wies die Berichterstattung des "Manager Magazins" scharf zurück - und bezeichnete die Umbaupläne als Gerüchte. Es gebe bei der Allianz Deutschland „keine Programme mit zu erreichenden vorgegebenen Zielgrößen“, wird ein Sprecher zitiert.

Gleichwohl werde ein möglicher Stellenabbau bereits unter Arbeitnehmervertretern diskutiert, berichtet das „Manager Magazin“ weiter. Die Betriebsräte wollen nicht über Einsparungen verhandeln, solange es erhebliche Bearbeitungsrückstände bei der Allianz gebe, etwa bei der PKV. Diese müssten erst abgearbeitet und die IT fitgemacht werden, um auf Mitarbeiter verzichten zu können.

Dass die Allianz Stellen einsparen will und muss, ist kein Geheimnis. Bereits vor einem Jahr berichtete die „Süddeutsche“, dass die Münchener bis 2020 circa 1.270 Stellen auf dem Heimatmarkt streichen wollen. 570 Stellen seien bereits über Altersteilzeit-Regelungen weggefallen und weitere 700 müssten noch gestrichen werden, so hieß es damals. Die jetzigen Pläne hätten aber eine ganz andere Dimension. Auch im Juni 2017 trat der Versicherer mit seinem angeblichen Arbeitsplatz-Abbau nicht an die Öffentlichkeit. Die „Süddeutsche“ berief sich auf Diskussionen von Mitarbeitern und Vertretern im Intranet des Versicherers (der Versicherungsbote berichtete).

Auch Firmenchef Oliver Bäte hat bereits offiziell kommuniziert, dass infolge der Digitalisierung mittelfristig Stellen wegfallen werden - etwa bei den Poststellen. "Wenn ich das nicht sagen würde, wäre das unredlich“, gab er in der britischen "Financial Times" zu Protokoll. Allerdings würden auch neue Stellen entstehen, etwa im Bereich IT und Programmierung (der Versicherungsbote berichtete).

Allianz steckt viel Geld in digitalen Wandel

Wie kaum ein anderer Versicherer treibt die Allianz den digitalen Wandel im eigenen Haus voran - und kann Geld in die Hand nehmen, das weniger finanzstarke Wettbewerber nicht haben. Mit Allianz X hat man eine eigene Wagniskapital-Einheit, um sich in Insurtechs einzukaufen und eigene digitale Lösungen zu entwickeln. Dabei bevorzugten die Münchener zuletzt Insurtechs mit etabliertem Geschäftsmodell:

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Für 11,5 Millionen Euro kaufte der Versicherer den digitalen Gebrauchtwagenvermittler Abracar auf. Auch bei der Direktbank N26 kaufte sich die Allianz ein - ein Anbieter, der sich auf Girokontos fürs Smartphone spezialisiert hat. Weltweit sucht der Versicherer nach digitalen Wegbereitern. Das indonesische Start-up GO-JEK hat zum Beispiel einen Schwerpunkt beim Bike-Sharing: in einem Land, in dem viele Menschen eher Zweirad fahren als Auto.

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