Im November 2019 waren Pläne eines radikalen Konzernumbaus beim Münchener Versicherungsriesen Allianz bekannt geworden. Damals hatte das „Manager Magazins“ berichtet, Konzernchef Oliver Bäte wolle die Allianz Deutschland AG zerschlagen und in den Mutterkonzern integrieren. Bäte wolle den Konzern schneller, einfacher und digitaler machen, hieß es damals. Bildlich solle aus dem Supertanker ein wendiges Schnellboot werden.

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Ein wichtiger Baustein der Offensive ist der Direktversicherer AllianzDirect. Dieser soll für europaweit einheitliche Versicherungstarife stehen. Auffallend ist, dass er nicht bei der Allianz Deutschland AG angesiedelt wurde, sondern beim Mutterkonzern.

Allianz stellt Kundenservice neu auf

Im Herbst 2020 hatte die Deutschland-Tochter einen großen Teil an Bedeutung innerhalb des Konzerns verloren. Denn zum 1. Oktober 2020 wurde die neue Aufgabenverteilung wirksam. Damals hatte sich der Versicherer beim Kundenservice neu aufgestellt. Zentrale Bereiche des Kundenservice wurden damit in die Hände der Allianz Sach-, Lebens- und Krankenversicherung geben. Diese waren vorher bei der Allianz Deutschland AG im Vorstandsressort „Operations“ angesiedelt.

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Ziel sei es, Schnittstellen zu reduzieren sowie die Produktverantwortung mit der operativen Serviceverantwortung direkt zu verzahnen. Dies sollte den Spartengesellschaften ermöglichen, dass Kundenerlebnis zu verbessern. Dadurch könnten Service und Schadenabwicklung direkt vom verantwortlichen Versicherer abgewickelt werden, hieß es damals.

Deutschen Spartengesellschaften werden gestärkt

Nun macht der Versicherungskonzern Nägel mit Köpfen und verkündet den kompletten Umbau der Struktur. Konkret sollen die drei Spartengesellschaften Allianz Versicherungs-AG, Allianz Lebensversicherungs-AG und Allianz Private Krankenversicherungs-AG weiter gestärkt werden. Damit sollen „best practice“-Produkte aufgebaut werden, die anschließend in anderen Ländern wiederverwendet werden können. Dafür werde die Versicherungsgruppe in die internationale Zusammenarbeit der einzelnen Sparten über Ländergrenzen hinweg intensivieren, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zwar sei der Versicherer in Deutschland "in den letzten Jahren konsistent gewachsen". „Unsere Kunden stellen jedoch neue Anforderungen an uns: Sie wollen Einfachheit, Schnelligkeit und das perfekte Kundenerlebnis. Hier wollen wir neue Maßstäbe für Exzellenz in der Kundenerfahrung setzen“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Allianz Deutschland AG, Klaus-Peter Röhler. Deshalb solle das Geschäftsmodell im Heimatmarkt nicht nur weiterentwickelt werden, sondern eine Vorreiterrolle einnehmen.

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Einhergehend mit der Neuverteilung auf die Spartengesellschaften wird die Allianz Deutschland AG quasi obsolet. Denn ihre Zentralfunktionen sollen entweder den Spartengesellschaften beziehungsweise der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) zugeordnet werden - sofern sich die Aufgaben hauptsächlich auf einen Produktgeber oder Vertrieb beziehen. Alternativ sollen sie bei der Konzernmutter beziehungsweise einer ihrer Tochtergesellschaften angedockt werden.

In der neuen Struktur sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Heimat in der Allianz behalten - aber eben nicht mehr bei der Allianz Deutschland. Diese bleibe zwar als Unternehmen bestehen, verliere aber ihre Mitarbeiter und damit an aktiven Gestaltungsmöglichkeiten. Arbeitsvertragsinhalte und der bisherige Tätigkeitsort blieben unverändert. Die Planungen stellten den derzeitigen Stand der Überlegungen dar und stünden unter dem Vorbehalt der Ergebnisse der mit den zuständigen Arbeitnehmervertretungsgremien noch zu führenden Gespräche, heißt es weiter.

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Einhergehend mit den Veränderungen werde es auch Veränderungen im Führungsteam geben. So werde Vorstand Fabio De Ferrari zum 31. März 2021 aus dem Vorstand der Allianz Deutschland AG ausscheiden. De Ferrari ist seit Oktober 2018 Chief Operating Officer (COO) und werde das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen.

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