Wer als Anleger bereits Vorkenntnisse auf dem Aktienmarkt hat, dem könnte gegebenenfalls der künstlich erzeugte Rat eines sogenannten Robo-Advisors bei der Geldanlage Hilfe leisten. Schließlich steckt in diesen Maschinen nichts anderes als ein Algorithmus. Das ist einfach ausgedrückt eine programmierte Befehlskette, die im Falle des Robo-Advisors den klassischen Bankfragebogen zur Geldanlage „eingebaut“ hat.

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Diesen Gedanken haben bereits diverse junge Unternehmen aufgegriffen und verbinden sich zunehmend mit etablierten Größen. So arbeitet die Direktbank ING-Diba beispielsweise mit dem Robo-Advisor-Anbieter Scalable zusammen. Im März 2018 wurde eine weitere prominente Partnerschaft bekannt. Seither arbeitet die Börse Stuttgart mit dem Robo-Advisor von Ginmon. Auch in der Versicherungsbranche hält der Trend Einzug. So will beispielsweise die Signal Iduna aus Dortmund mit dem Fintech Growney Fondssparpläne und Einmalanlagen per Roboter an den Mann oder die Frau bringen.

Einen anderen Ansatz für den Einsatz der technischen Helfer hat beispielsweise die Zurich. Der Versicherer setzt bereits seit September 2016 auf Software-Roboter. Diese werden seither im Bereich Leben eingesetzt und übernehmen dort standardisierte Prozesse bei der Bearbeitung von Kündigungen. Grundlage für deren Handeln seien Arbeitsschritte, denen klare und standardisierte Regeln zugrunde liegen. Zu dem Zeitpunkt war der Versicherer bereits auf der Suche nach weiteren Feldern, die auf Roboter übertragen werden können. Inzwischen wird bei der Zurich Gruppe auch sogenannte künstliche Intelligenz eingesetzt. Diese werde in der Schadensbearbeitung genutzt. Dadurch sei die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Schadensfall von einer Stunde auf fünf Sekunden reduziert worden, erklärte Tom de Swaan, Präsident des Verwaltungsrats der Zurich Versicherung damals.

Software beschleunigt Stellenabbau

Auch Fukoku Mutual Life Insurance nutzt seit Januar 2017 künstliche Intelligenz. Der japanische Lebensversicherer habe mit Hilfe der Software-Roboter fast 30 Prozent der Mitarbeiter in der betreffenden Abteilung eingespart. Ein ähnliches Bild zeichnet eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Demnach werde es drastische Umbrüche in der Versicherungsbranche geben. Schon 2030 soll die Branche weitgehend digitalisiert sein und die Schadenwahrscheinlichkeit eines Versicherten quasi in Echtzeit von künstlicher Intelligenz (KI) gemessen und bearbeitet werden können. Smarte Verträge werden es mittels Blockchain-Technologie zukünftig erlauben, die Prämien quasi in Echtzeit anzupassen und auch die Vertragsverwaltung weitestgehend automatisch abzuwickeln, schenkt man McKinsey Glauben.

Auch für viele Vermittler und Innendienstler dürfte es düster werden. Denn der Vertrieb werde dank Robo-Advisor weitgehend entbehrlich sein. Viele weitere Jobs im Innendienst werden nicht mehr gebraucht. Speziell den Bereich der Schadensbearbeitung könnte es hart treffen. Bis zum Jahr 2030 würden 70-90 Prozent der Stellen wegfallen, prognostiziert McKinsey.

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Selbstverständlich ist diese Studie nicht eins zu eins auf andere Branchen übertragbar. Dennoch zeigt gerade der Einsatz von Software enorme Möglichkeiten viele Arbeitsschritte zu automatisieren. Das führt unweigerlich zu einem Abbau von Stellen. Das zeigt auch ein Ausblick von James Forese in einem Interview mit der „Financial Times“. Demnach orakelt der Leiter der Abteilung Investmentbanking bei der US-Großbank Citigroup, dass innerhalb der kommenden fünf Jahre bis zu 10.000 Jobs wegfallen könnten. Diese würden dann mehr oder weniger durch Roboter ersetzt. Der Stellenabbau würde vorwiegend den technischen und operativen Bereich, heißt es weiter.

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