Es sind krasse Szenen: Über Nacht ist der Raum Viersen in Nordrhein-Westfalen Opfer eines Tornados geworden. Und auch wenn das Spektakel nur 15 Minuten dauerte, sind auf den Videomitschnitten Bilder zu sehen, die man sonst eher aus den USA oder Katastrophenfilmen kennt. Eine Windrose fegt über das Land hinweg, deckt Dächer ab, reißt Autos mit sich. Ein Autofahrer und ein Feuerwehrmann wurden schwer verletzt: wie hoch der Sachschaden ist, lässt sich aktuell noch nicht beziffern.

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GDV: „Tornados in Deutschland weit verbreiteter als gedacht“

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nimmt das Geschehen in Viersen zum Anlass, auf die Tornado-Gefahr auch in Deutschland aufmerksam zu machen. Die Wirbelstürme seien hierzulande weit verbreiteter als gedacht, berichtet der Verband. So gehe der Deutsche Wetterdienst (DWD) von 30 bis 60 bestätigten Tornados in Deutschland pro Jahr aus. Allein im Jahr 2014 habe es 51 bestätigte Fälle gegeben.

Bei Tornados handle es sich um schlauchartige Wirbel, die einer Schauer- und Gewitterwolke entspringen, berichtet der GDV weiter. Oft müssten drei Bedingungen vorliegen, damit sich auch in unseren Breiten ein solcher entwickeln kann: hohe Luftfeuchtigkeit trifft auf Schauer und Gewitter sowie eine starke Windzunahme und -drehung in höheren Luftschichten. Hierbei spricht man auch von Windscherung: Der Wind kommt aus verschiedenen Richtungen und trifft in unterschiedlicher Geschwindigkeit aufeinander, so dass ein Wirbel entsteht. In Mitteleuropa sind speziell die Sommermonate Hochsaison für Tornados.

Vor den finanziellen Folgen können sich Hausbesitzer mit einer Wohngebäude- und Hausratversicherung schützen. In der Regel zahlt ein Wohngebäudeversicherer für Schäden am Haus, wenn ein Sturm mindestens Windstärke 8 bzw. 63 Stundenkilometer erreichte. Hier gibt es das Problem, dass die Windmessung innerhalb eines Tornados kaum möglich ist. Deshalb wird die Stärke mit der sogenannten Fujita-Skala gemessen. Dieses Messverfahren wurde 1971 von dem japanisch-amerikanischen Sturmforscher Tetsuya Theodore Fujita entwickelt und setzt die Windstärke in Relation zu den Schäden, die durch den Sturm verursacht wurden (siehe Grafik).

Klassifizierung von Tornados mit der Fujiata-Skala. Quelle: gdv.de

In den letzten zwanzig Jahren ist die Zahl der beobachteten Tornados in Deutschland angestiegen, berichtet der GDV. Dies sei einerseits darauf zurückzuführen, dass vermehrt extreme Wetterereignisse wie Sommergewitter auftreten. Hat aber auch einen anderen Grund: dank Smartphones und Dashcams, die viele Deutsche mittlerweile nahezu ständig mit sich führen, können Tornados auch besser gefilmt und nachgewiesen werden.

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Bei dem Vorfall in Viersen habe es sich aber um einen außergewöhnlich starken Tornado für deutsche Verhältnisse gehandelt, meldet wetter.de. Dass Dächer in so großer Zahl abgedeckt wurden, deute darauf hin, dass es sich mindestens um einen F2-Tornado mit Windgeschwindigkeiten von 200 km/h oder mehr gehandelt habe, auch wenn sich das noch nicht genau sagen lässt.

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