Oliver Bäte, Vorstandschef der Allianz, hat in einem Interview mit der „Financial Times“ eine Megafusion mit einem großen Wettbewerber ins Spiel gebracht. Ein „Zusammenschluss unter Gleichen“ mit einem großen Rivalen könne eine Option sein, um die steigenden Kosten in der Versicherungsbranche, etwa durch die Digitalisierung, aufzufangen, sagte Bäte am Montag dem britischen Blatt.

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"Aufschläge ziemlich verrückt"

Allianz-Chef Oliver Bäte bei der Bilanzpressekonferenz des Versicherers 2018. Quelle: allianz.comZugleich deutet Bäte an, weshalb die Münchener bisher vor einem solchen Schritt zurückschreckten. Hohe Börsenbewertungen und steigende Akquisitionsprämien seien Hindernisse, dass sich große Versicherer zusammenschließen, argumentiert der Manager in dem Interview. Mit anderen Worten: derzeit sind große Versicherer schlicht zu teuer und es muss sehr viel Geld in die Hand genommen werden, um die bisherigen Aktieninhaber zu entschädigen. Das birgt auch gegenüber den eigenen Aktionären ein Rechtfertigungsproblem.

"Es ist sehr schwer zu rechtfertigen, 30 Prozent mehr für ein Unternehmen zu zahlen, das einen Vermögenswert von 30 Milliarden Euro hat, als für ein Vermögenswert von 5 Milliarden Euro", wird Bäte zitiert. Aktuell seien die Aufschläge, wie sie auf Aktienkurse von Übernahmezielen gezahlt werden, ziemlich verrückt, ergänzt Bäte. Er spielt damit auf die Übernahme der XL Group durch die französische Axa an. Die Franzosen hatten 12,4 Milliarden Euro geboten und damit stolze 54 Prozent mehr, als der XL-Kurs zum Zeitpunkt des Kaufes wert gewesen ist. Auch die Allianz soll Interesse an einem Kauf gehabt haben.

Die schwierigen Bedingungen bedeuten freilich nicht, dass Fusionen mit großen Konkurrenten von der Tagesordnung seien, erklärt Bäte weiter. Aber attraktive Übernahmeziele seien schwer zu finden. Man habe schlicht noch keinen Wettbewerber gefunden, der attraktiv genug sei, viel Geld in die Hand zu nehmen.

Bäte lehnt feindliche Übernahmen ab

Oliver Bäte macht kein Geheimnis daraus, dass er für die Allianz einen großen Versicherer zukaufen will, wenn sich die Gelegenheit bietet. Er hat aber stets betont, dass er Schnellschüsse ablehnt und das Angebot attraktiv genug sein müsse. In der Branche ranken sich immer wieder Gerüchte über mögliche Übernahmekandidaten. So wurde die Allianz zum Beispiel mit der Schweizer Zurich in Verbindung gebracht oder der australischen QBE Gruppe, einem der 20 größten Versicherer weltweit.

Fast schon bescheiden nimmt sich da der letzte große Zukauf aus. 1,9 Milliarden Euro hat die Allianz zuletzt gezahlt, um die Minderheitseigner der Pariser Euler-Hermes-Gruppe zu entschädigen. Es handelt sich um den weltweiten Marktführer in der gewerblichen Kreditversicherung, der rund ein Drittel des globalen Warenkreditversicherungsmarktes auf sich vereint. Allerdings besaß die Allianz schon zuvor rund 63 Prozent der Euler-Aktien.

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Im Interview mit der Financial Times positioniert sich Bäte deutlich gegen feindliche Übernahmen und schließt sie kategorisch aus. Große Transaktionen im Finanzsektor könnten nur dann erfolgreich sein, wenn sie von beiden Seiten unterstützt werden, argumentiert der Manager. Die Allianz würde nie mit einem Versicherer fusionieren, der nicht dazu bereit sei. Auch das sei ein Grund, weshalb man noch keinen Fusionspartner gefunden habe.

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