Die Umsetzung der MiFID II ist ein wichtiger Schritt in Sachen Anlegerschutz. Banken und Finanzdienstleister werden zu deutlich mehr Transparenz gezwungen. Sie müssen fortan genau ausweisen, welche Kosten bei der Anlage genau anfallen (Provisionen, Ausgabeaufschläge, Verwaltungsgebühren) - und das über die gesamte Dauer der Wertpapierdienstleistung, sowohl auf Vertriebs- wie auf Produktebene. Provisionen bleiben zwar weiterhin erlaubt, aber diese neue Transparenz erhöht den Druck auf teure Anbieter.

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Die Quirin Privatbank hat lange Zeit Verluste geschrieben und einen schwierigen Start. Wie sieht Ihre aktuelle Situation aus? Können Sie Zahlen nennen?

Als schwierigen Start haben wir das nicht empfunden. Im Gegenteil: Als wir 2006 als erste und einzige Honorarberaterbank in Deutschland an den Start gingen, war das ein absolutes Novum, eine kleine Revolution! Die Menschen kannten weder die unabhängige Beratung gegen Honorar noch deren Vorteile. Das haben wir geändert. Wir haben die unabhängige Anlageberatung am Markt etabliert und sind damit unternehmerisch erfolgreich: 2017 schreiben wir voraussichtlich bereits das fünfte Mal in Folge ein positives Geschäftsergebnis, wir sind nachhaltig in der Gewinnzone angekommen. So werden wir das Geschäftsjahr 2017 voraussichtlich mit einem vorläufigen Ergebnis von 3,1 Mio. Euro nach Steuern abschließen.

Auch in der Honorarberatung ist Falschberatung denkbar. Haften Sie für empfohlene Produkte?

Wie jede Bank haften wir für das, was wir tun. Da wir im Gegensatz zu provisionsfinanzierten Banken jedoch von unseren Kunden vergütet werden und nicht von Produktanbietern, gibt es keinen Anreiz, überteuerte oder für den Kunden unpassende Anlageprodukte verkaufen zu müssen – damit entfällt die häufigste Ursache von Falschberatungen. Wie ein Steuerberater vertreten wir damit zu 100 Prozent die Interessen unserer Kunden.

Wie wird sich die Honorarberatung in Deutschland in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln – vor allem in Bezug auf die Verbraucherakzeptanz?

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Immer mehr Banken erkennen, dass ein Umdenken auf Seiten des Verbrauchers verbunden mit steigenden Transparenzanforderungen den Provisionsvertrieb erschwert. Entsprechend denken viele Akteure schon seit einiger Zeit über alternative Geschäftsmodelle nach. Der Trend zur Digitalisierung und das große Angebot an transparenten Online-Lösungen für den selbstbestimmten kritischen Anleger treibt die Entwicklung zusätzlich voran. Ich sehe daher mehr denn je großes Potenzial für die Entwicklung der unabhängigen Beratung in Deutschland. Deren Marktanteil könnte in den kommenden zehn Jahren durchaus auf 20 Prozent und mehr anwachsen.

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