Wegen des Betrugsverdachts mit hochpreisigen Medikamenten sind am Dienstag bundesweit 28 Kliniken und Apotheken in fünf deutschen Städten untersucht worden. Demnach sollen sechs Mediziner und Apotheker eine Krankenkasse um Millionen betrogen haben, wie die „Bild“-Zeitung am Dienstag berichtete. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam habe die Razzien bestätigt.

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Medikamente mutmaßlich falsch abgerechnet

Staatsanwalt Christoph Lange sagte der BILD: „Die Ärzte und Apotheker sollen mit hochpreisigen Medikamenten gegenüber den Krankenkassen falsch abgerechnet haben, so dass den Kassen ein Schaden in Höhe von mehreren Millionen Euro entstanden ist.“

Laut dem Zeitungsbericht stehe die Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinik im Zentrum der Ermittlungen: deren Muttergesellschaft betreibt in Potsdam zahlreiche weitere Kliniken als gemeinnützige GmBH und beschäftigt bis zu 2.000 Mitarbeiter. Weiterhin seien Wohnungen, Labore und Apotheke in Berlin, Hamburg, Rostock und Hennef (Nordrhein-Westfalen) durchsucht und dabei Akten und Computer beschlagnahmt worden.

Insgesamt befanden sich laut Potsdamer Staatsanwaltschaft 130 Beamte im Einsatz. Die Ermittlungen stünden erst am Anfang, erklärte der Sprecher weiter. Patienten seien nicht zu Schaden gekommen.

Sollte sich der Verdacht des Betrugs bestätigen, drohen den Beschuldigten bis zu zehn Jahren Haft. Weitere Details wollte die Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgeben. Auch welche Krankenkasse konkret geschädigt wurde, wollten die Ermittler nicht sagen. Die „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ (PNN) berichtet jedoch, dass es sich um die Barmer handeln soll.

Erneut Betrug mit Medikamenten

Erst Mitte August sorgte ein Fall von Abrechnungsbetrug bundesweit für Schlagzeilen, bei dem auch die Gesundheit der Patienten auf dem Spiel stand. Einem Bottroper Arzt wird demnach vorgeworfen, Chemotherapien und Antikörper-Infusionen zu niedrig dosiert zu haben, manche Medikamente gar gänzlich ohne Wirkstoff ausgeliefert zu haben. Dadurch haben tausende Krebspatienten vermutlich wirkungslose Medikamente bekommen und sind so zu Schaden gekommen.

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Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Essen sind bundesweit rund 3.700 Patienten betroffen. Diese Ermittlungen beschränken sich jedoch auf einen Abrechnungszeitraum von fünf Jahren, der für eine Anklage wegen Abrechnungsbetrug relevant ist. Danach gelten die Ansprüche als verjährt. Nach Berichten des NDR und des Recherchenetzwerkes Correctiv könnten deshalb bis zu 7.300 Patienten Opfer des Panschers geworden sein, da die Auffälligkeiten bis ins Jahr 2005 zurückreichen.

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