Die einen werben mit dem Gesicht von Carsten Maschmeyer, die anderen mit dem Renommee des Arbeiterclubs Atletico Madrid: Wenn Verbraucher im Internet zum Thema Geldanlage recherchieren, werden sie schnell auf Werbung für binäre Optionen stoßen. Oft in Form von Erfolgsgeschichten, in denen es Anleger in kurzer Zeit zu Millionären schafften. Doch diese Angebote seien selten seriös, berichten die Marktwächter Finanzen, eine bei den Verbraucherzentralen angesiedelte Einrichtung, auf Basis einer eigenen Stichprobe.

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Totalverlust nicht ausgeschlossen

Bei binären Optionen handelt es sich um Termingeschäfte, bei denen ein Anleger darauf wettet, dass sich zum Beispiel eine Aktie oder Währung bis zu einem definierten Zeitpunkt über oder unter einen Schwellenwert entwickelt. Und diese Geschäfte sind nach Einschätzung der Marktwächter nicht zu empfehlen. Sie seien „hochriskant“, Totalverlust nicht ausgeschlossen. Es sei auch schwer, juristisch gegen die Broker vorzugehen, da sie oft im Ausland sitzen würden.

„Binäre Optionen werden als einfache und vielversprechende Geldanlage dargestellt, eine Vielzahl der Anbieter ist aus unserer Sicht jedoch fragwürdig. Oft wird Seriosität mit unlauteren Mitteln vorgegaukelt“, sagt Beate Weiser, Referentin Geldanlage und Altersvorsorge beim Marktwächter Finanzen in der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Aggressive Werbung mit Fake News, intransparente Anbieter

Die fehlende Seriosität zeige sich bereits an den aggressiven Werbemethoden. So werden die Finanzprodukte mit Fake-News beworben, die im Design renommierten Nachrichtenseiten nachempfunden sind. Entsprechend haben auch Carsten Maschmeyer und Atletico nicht ihr Einverständnis für die Werbung gegeben – sie werden von den Brokern als „Marken“ missbraucht, um arglistige Kunden anzulocken. Verbraucher berichten auch über unerlaubte „Cold Calls“ der Broker.

Oft müssen die Kunden schon Geld auf den Tisch legen, bevor sie überhaupt ein Finanzprodukt erworben haben, berichten die Marktwächter. So verlange der Anbieter 24option.de zum Beispiel 250 Euro für die Eröffnung eines Trading-Kontos. Das Portal werbe mit einer Geld-Zurück-Garantie nach dem ersten Trade. Aber die Geschäftsbedingungen seien schlecht übersetzt, die Voraussetzung für eine Rückerstattung streng. Mehrere Kunden hätten sich bei der Verbraucherzentrale beschwert, dass sie selbst nach einer Kündigung des Kontos ihr Geld nicht zurückerhalten hätten.

„Eher Glücksspiel als Geldanlage“

„Binäre Optionen gleichen eher einem Glücksspiel als einer Geldanlage“, kommentiert Weiser. Die Risikohinweise seien zwar auf den meisten untersuchten Webseiten zu finden gewesen. Doch oft nur versteckt auf Unterseiten oder kleingedruckt in einer Fußzeile. Von Anlegern werden zudem Nutzungsgebühren erhoben – unabhängig davon, ob sie ihr Konto tatsächlich verwenden.

Selbst wenn die Anleger Gewinne erzielen, müssen sie erst einmal an das Geld herankommen. „Weil die Anbieter sehr häufig im Ausland sitzen, können Verbraucher ihr Recht nur schwer durchsetzen. Die Rückforderung einbezahlter Einlagen müsste im Zweifelsfall über einen langen Rechtsweg eingeklagt werden. Viele Broker sind gar nicht greifbar“, so Weiser. Auf den Webseiten fehlten oft Impressum und Kontaktangaben. Etliche AGB seien in Deutschland nach Auffassung des Marktwächters rechtswidrig.

Auch BaFin und ESMA raten ab

Nicht nur die Marktwächter Finanzen schlagen Alarm. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA hatte bereits im Juli 2016 vor binären Optionen gewarnt. Dieser Warnung schloss sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an.

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Hintergrundinformationen: Angesiedelt bei den Verbraucherzentralen, wurden die Marktwächter durch das Bundesverbraucherministerium mit Watchdog-Funktionen für Geldanlagen ausgestattet. Sie sollen Verbraucher warnen, wenn Zweifel an der Seriosität eines Investments bestehen. Verbraucher haben die Möglichkeit, sich bei den Marktwächtern über einen Anbieter zu beschweren.

Märktwächter Finanzen

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