Für Matthias Glesel, Spezialmakler für Event-Policen, verliefen die Geschäfte mit Veranstaltungs-Deckungen, etwa gegen den Ausfall oder Absage des Oktoberfests, bislang normal. Heute teilte Glesel, Geschäftsführer von Compactteam in Berlin, mit, dass die Nachfrage der Aussteller und Gastronomen vor allem mit Einschluss von Terrorschutz für das Oktoberfest innerhalb von nur zwei Tagen sprunghaft angestiegen ist.

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Nur noch kleines Restkontingent für Terror-Policen

Seit Donnerstagmorgen hat Glesel neue Ausfall- und Terrordeckungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro gezeichnet, berichtet er. Inzwischen werde das Kontingent knapp, das Glesel für seinen Geschäftsbereich Event Assec beim Versicherungsmarkt Lloyd’s of London gebucht hat. „Wir haben bei Lloyd’s-Syndikaten (wirtschaftliche Risikoträger; Anm. der Red.) Kontingente in Höhe von zwei Millionen Euro Deckungssumme reserviert. Es kommen weiterhin Anfragen. Wenn unser Restkontingent von 500.000 Euro ausgeschöpft ist, dann ist Schluss“.

Der plötzliche Anstieg der Nachfrage nach Terrorschutz für die Wiesn steht im zeitlichen Zusammenhang mit Presseberichten zum Sicherheitskonzept des Oktoberfestes. Auch in der Tagesschau waren Anfang der Woche Bilder zu sehen, die einen Zaun zeigen, der in diesem Jahr die Theresienwiese, wo das Oktoberfest stattfindet, komplett einschließt. Damit von außen keine unwillkommenen Gäste auf das Gelände gelangen können. Auch U-Bahn-Nutzer kommen nach dem Ausstieg aus der Bahn nicht mehr direkt auf die Festwiese, sondern werden zunächst durch eine Eingangskontrolle geleitet.

Sicherheitskonzept war bekannt

Vor den Schranken der Wiesn werden auch Gäste mit zu großen Handtaschen und Rucksäcke über drei Liter Inhaltvolumen aussortiert. Kein Zutritt mit diesen Taschen. Diese Restriktionen und auch der Zaun um das Gelände sind Bestandteil des Sicherheitskonzeptes des Oktoberfestes. Die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen waren laut Event-Profi Matthias Glesel im Vorfeld des Festes allen Ausstellern, Fahrgeschäft-Betreibern und Wiesnwirten bekannt.

Glesel führt den aktuellen Run der letzte Tage auf Veranstaltungspolicen inklusive Terrorschutz darauf zurück, dass etwa die Tagesschau-Berichte die Aufmerksamkeit und das Risikobewusstsein bei den Ausstellern noch einmal gesteigert haben. Abgesehen vom aktuellen Anlass des Oktoberfestes weist Experte Glesel auf das ohnehin begrenzte Volumen für Veranstaltungsschutz der Versicherer hin. Auf dem deutschen Markt für Event-Policen sind laut Glesel „rund 50 Millionen Euro Deckungssumme verfügbar“. Zu diesem Gegenwert können Veranstalter ihre Feste gegen Ausfall oder Absage - etwa wegen Unwetterereignissen - und damit ihre Kosten und entgangene Gewinne versichern.

Die ganze Wiesn wäre gar nicht versicherbar

Auf dem Münchener Oktoberfest werden alleine auf der Theresienwiese selbst jedes Jahr gut 450 Millionen Euro umgesetzt. Rechnet man Hotelumsätze und andere touristische Einnahmen in München hinzu, dann summiert sich der Gesamtumsatz um die Wiesn herum auf knapp eine Milliarde Euro, sagen Zahlen des Fremdenverkehrsamtes München. Die komplette Versicherung allein der direkten Wiesn-Umsätze entspricht also dem Neunfachen der in Deutschland verfügbaren Deckungssumme.

Und hiervon sind im kommenden Jahr erhebliche Abstriche zu machen, sagt Experte Glesel, weil sich im kommenden Jahr einige Versicherer aus dem Event-Markt zurückziehen dürften.

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Glesel: „Allein wegen Unwetterfolgen bei ,Rock am Ring’, dem ,Hurricane Festival’ oder dem ,Southside Festival“ entstanden Versicherer Ergo in diesem Jahr etwa 20 Millionen Schäden. Ich fürchte, Ergo steigt nächstes Jahr aus dem Markt aus.

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