Das klingt hart: Die Zeitung „Die Welt“ bezeichnete Run-Off-Versicherer, die Leben-Bestände ohne Neuzugang verwesen, bereits seit zwei Jahren (und auch zuletzt wieder) als „Müllkippe“. Heinz-Peter Roß möchte sein Unternehmen als „Konsolidierungs-Plattform“ verstanden und auch als solches bezeichnet wissen. Run-off sei „negativ besetzt“, zitiert das „Versicherungsjournal“ Äußerungen des Vorstands-Chef der Heidelberger, die Roß anlässlich eines Pressegesprächs von sich gegeben habe. Weiter wird berichtet, Roß bezeichne sein Kerngeschäft als „hocheffiziente Betreuung“ von Beständen anderer Versicherer. Also solchem Policenportfolio, das abgebende Versicherer mangels Aussicht auf Erfolg oder wegen veralteter IT-Systeme nicht mehr verwalten wollen oder können.

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Bisher vor allem alter MLP-Bestand

Damit die Heidelberger neue Pflegefälle aus Leben-Altbeständen „hocheffizient“ betreuen kann, habe das Unternehmen seine IT-Landschaft in den vergangenen eineinhalb Jahren ausgebaut. Derzeit verwaltet die Heidelberger Leben dem Bericht zufolge rund 840.000 Policen. Etwa 285.000 ehemalige Skandia-Verträge sowie gut weitere 555.000 Policen, deren Käufer großenteils MLP-Kunden waren. Zur Erinnerung für ältere Leser und zur Information für Jüngere: Ursprünglich firmierte die Heidelberger Leben als MLP-Lebensversicherung.

Die Historie von MLP/Heidelberger-Leben hat der Kölner Versicherungsmakler Berndt Schlemann aufgeschrieben:

  • 1991 Gründung als MLP Lebensversicherung AG
  • 2005 Übernahme durch die Halifax Bank of Scotland
  • 2006 Umfirmierung in Heidelberger Lebensversicherung AG
  • 2009 Integration in die Lloyds Banking Group
  • 2013 “Die malade britische Bank Lloyds“ (Schlemann) verkauft die Heidelberger Leben an Finanzinvestor Cinven und die Hannover Rückversicherung, denen das Unternehmen auch heute noch gehört.
  • 2014: Am 1.7.2014 stellte die Heidelberger Leben das Neugeschäft ein und baut sich seitdem selbst zur Run-Off-Plattform um.

Zur Frage laufender Kosten für Lebenverträge zitiert der Makler Schlemann aus einem Schriftwechsel mit der Heidelberger Leben aus dem Jahr 2014: “... vom Märzbeitrag in Höhe von 112,55 Euro haben wir nach Abzug der monatlichen Verwaltungskosten und der Abschlusskosten der Dynamiken 97,59 Euro investiert”. Dies habe die Heidelberger einem Kunden geschrieben und Schlemann ergänzt auf seiner Internetseite: „Anmerkung: das entspricht einem Abzug für Kosten von 13,3% des Beitrags!“. Monatlich.

Anfang oder Ende des Geschäftsmodells?

Passend oder unpassend, das liegt im Auge des Betrachters oder des Rechners, zitiert das „Versicherungsjournal“ Heidelberger-Leben-Chef Heinz-Peter Roß aus dem aktuellen Pressegespräch, das Unternehmen konzentriere sich bei Zukäufen von Run-off-Beständen auf Deutschland. Ergänzend schreibt das „Versicherungsjournal“: „Nicht übernehmen würde die Heidelberger Bestände, bei denen die Gefahr von Reputationsschäden gegeben ist, zum Beispiel in Folge von Falschberatung: „Das wäre das Ende unseres Geschäftsmodells’“. Letzteres sei ein Zitat Roß’.

Neue Vokabel: Viridium

In Anbetracht der MLP-Struktur des Bestands und der Historie der Heidelberger standen die teuren MLP-Policen am Anfang des Geschäftsmodells. Es gibt aber auch positive Botschaften, berichtet das „Versicherungsjournal“: Die Stornoquote der Heidelberger sei inzwischen auf 5,1 Prozent gesunken. Weiter habe Roß gesagt, „Mit der Übernahme steigt die Überschussbeteiligung. Ab Tag eins sinken die Verwaltungskosten um circa zehn Prozent. Jeder Zukauf ist komplett durchfinanziert. Bis zum Ende des einzelnen Vertrags gerechnet liegt die Prozesskostensenkung bei 30 Prozent – und es geht deutlich mehr.“

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Auch werde kein von anderen Versicherern übernommener Kunde schlechtergestellt. Demnächst werde die Obergesellschaft der Heidelberger Leben umbenannt in Viridium. Zusammengesetzt, das liegt ja im Auge des Betrachters, aus „viril“ (etwa bedeutend: männliche Kraft). Das Element Iridium gilt als das korrosionsbeständigste Element.

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