Die Bürgerbefragung von Forsa vom Vorjahr wollte einmal mehr ermitteln, wie das Ansehen einzelner Berufsgruppen bei der Bevölkerung steht. Das Ergebnis: Helferberufe (Feuerwehrmänner, Ärzte, Kranken- und Altenpfleger) sind immer ganz weit vorn, ihnen sprechen mehr als 90 Prozent der Befragten ein (sehr) hohes Ansehen aus. Erzieher, Polizisten, Richter und Müllmänner kommen gleich dahinter: Der Müllmann erreicht mit 77 Prozent Zuspruch im Jahr 2014 immer noch eine hohe Wertschätzung. Auch die Piloten und Lokführer hatte man lang uneingeschränkt als angesehene Berufsgruppe kategorisiert. Die Sache mit dem Suizid am Steuer einer vollbesetzten Boing hat das Ansehen etwas ramponiert, die Piloten verloren 2015 5 Prozentpunkte und gelten nun nur noch für 73 Prozent als ehrenwerte Leute. Immerhin, die Lokführer verloren zwölf Prozentpunkte und landen aktuell bei 57 Prozent. Der Verlust des Ansehens lässt sich auch aus den vielen Streiks ableiten.

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Ansehen sozialer Berufe ist stabil höher

Dass die Akzeptanz von Streiks auch eine Frage der Kommunikation ist, zeigt der Unterschied zwischen Lokführern und Kindergärtnern. Zwar haben auch die Erzieher gestreikt, doch erreichten sie dadurch eher eine Zunahme ihres Ansehens um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Erst die Streiks haben den Leuten die Augen geöffnet, welche enorme Arbeit dort geleistet wird und wie gering sie honoriert wird.

An vorderster Front stehen wie stets Feuerwehrmänner, die Kranken- bzw. Altenpfleger und die Ärzte. Das Abwägen zwischen Arbeit und Nutzen für die Allgemeinheit ist wohl die zentrale Frage beim Erreichen von Ansehen. So tut es nicht wunder, dass Berufe, die mehr mit materiellen Gütern zu tun haben, deutlich schlechter abschneiden als solche, bei denen „der Mensch“ im Fokus steht. Versicherungsbote hat ähnliches bereits in einer Ausgabe von 2014 beschrieben.

Wie sieht es also bei den Beamten aus? Ihr Ansehen ist ebenfalls stabil. 2015 galten sie für 37 Prozent der Befragten als angesehene Berufsgruppe, das war ein Prozent weniger als 2014 – im Vergleich zur Erstbefragung 2007 ist aber eine Zunahme von zehn Prozentpunkten zu verzeichnen (siehe Grafik).

Bürgerbefragung öffentlicher Dienst 2015 des dbb Beamtenbundes und Tarifunion. dbb / forsa

Auch Manager verloren an Ansehen

Kleine Einbußen haben außer den Piloten und Lokführern auch die Soldaten, deren Ansehen im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozentpunkte abnahm. Techniker und Manager ( jeweils – 3 Prozentpunkte) und Gewerkschaftsfunktionäre (– 5 Prozentpunkte) zu verzeichnen.

Schaut man sich die langfristige Entwicklung seit 2007 an, konnten die Müllmänner das beste Ergebnis verzeichnen: Ihr Ansehen wuchs um 14 Prozentpunkte. Ein deutliches Plus ist langfristig auch bei Briefträgern (+ 12 Prozentpunkte) und Lehrern (+ 8 Prozentpunkte) zu beobachten.

Von einem solchen Zuspruch der Bevölkerung können andere Berufsgruppen nur träumen. Negativ entwickelte sich das Ansehen von Managern (Einbußen am Ansehen seit 2007: minus acht), Steuerberatern (minus fünf), EDV-Sachbearbeitern (minus vier), Mitarbeitern von Werbeagenturen (minus drei), Unternehmern (minus drei), Bankangestellten (minus zwei) sowie Anwälten (minus eins).

Versicherungsvertreter mit niedrigstem Ansehen aller Berufe

Der Versicherungsvertreter genießt mit 12 Prozent Zuspruch von allen erhobenen Berufen den niedrigsten Zuspruch. Auch wenn aus der Studie nicht hervorgeht, ob zwischen Vertreter und Makler geschieden wurde, kann man annehmen, dass das niedrige Ansehen auf den gesamten Versicherungsvertrieb zutrifft. Viele Bürger verwenden den Begriff "Versicherungsvertreter" schlicht pauschal für alle Vertriebskanäle, wie uns Vermittler aus ihrer täglichen Arbeit berichten.

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Warum das Ansehen so niedrig ist, dazu trifft die Studie keine Aussagen. Über mögliche Gründe kann nur spekuliert werden. Zu dem schlechten Ruf könnten schwarze Schafe der Branche beitragen, die den Berufsstand in Verruf bringen, aber auch viele Klischeevorstellungen. So gehört der Klingelputzer, der ungefragt an der Tür klingelt und Versicherungen verkaufen will, längst der Vergangenheit an. „Langfristig erfolgreich ist man in dem Beruf nur, wenn man das Vertrauen seiner Kunden erwirbt und über Jahre hält“, erklärt etwa der Berliner Vermittler Steffen Kluschke dem Tagesspiegel. Auch die Anforderungen an Beratung und Qualifikation werden von vielen Außenstehenden unterschätzt. In den Medien überwiegt eine sehr kritische Berichterstattung über Vermittler: Oft werden sie Thema, wenn Skandale die Branche aufschrecken.

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