Der Leiter des ifo-Zentrums München (Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie), Professor Niklas Potrafke schlägt in einem MDR-Interview vor, die Rente mit 63 wieder ganz abzuschaffen. Erst seit Juli 2014 ist es für Rentner, die mindestens 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, möglich, eine abschlagsfreie Rente bereits mit 63 Jahren zu beziehen. Das aktuelle Rentenalter soll indes weiter angehoben werden.

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Neuverschuldung sei keine Lösung

Im laufenden Jahr sei durch die Versorgung der Flüchtlinge mit sechs Milliarden Euro Mehrausgaben zu rechnen. 2015 könne man diese Kosten mit den unerwartet hohen Steuereinnahmen bezahlen, berichtet Focus.de. Es stelle sich aber die Frage, wie es dann weitergeht. Potrafke lehnt eine Steuererhöhung oder Neuverschuldung ab: "Die zusätzliche Belastung durch höhere Steuern würde den Wirtschaftsmotor zum Stottern bringen. Und welche Probleme Schulden machen können, sollten wir aus der Schuldenkrise gelernt haben."

Da die soziale Sicherung den größten Posten im Bundeshaushalt darstelle, sei hier auch schnell viel Geld einzusparen. Allein die Alterssicherung würde den Staat jedes Jahr 82 Milliarden Euro kosten: "Im Zuge des demographischen Wandels müssten wir sowieso alle ein bisschen länger arbeiten", meint Potrafke.

Rente mit 63: Aktuelle Rentner hätten nichts zu befürchten

Sollte es eine Änderung des Renteneintrittsalters geben, würde das aber nicht die aktuellen Rentner betreffen. Gegenwärtige Arbeitnehmer müssten sowieso bangen, erst mit 70 in Rente gehen zu dürfen, schreibt Fokus. Über die jüngste Rentenregelung urteilt der Experte: "Die Rente mit 63 war der größte Fehler der großen Koalition."

Steilvorlage für die Medien?

Nachdem Potrafke seinen Vorschlag in einem MDR-Interview veröffentlichte, gingen laut focus.de viele Beschwerden beim Sender und dem Ifo-Institut ein. Andere Medien griffen die Idee auf, um wohl noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und meldeten, dass Rentner für Flüchtlinge zahlen müssten – ein Skandal! Doch Potrafke will betont wissen: „"Es geht überhaupt nicht darum, die Rentner gegen die Flüchtlinge auszuspielen. Die Verlängerung trifft schließlich gerade nicht die aktuellen Rentner." Ob das die ohnehin etwas unruhige Stimmung im Land beruhigen kann, bleibt allerdings zweifelhaft.

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Es ist freilich nicht das erste Mal, dass das arbeitgebernahe ifo-Institut mit kontroversen Forderungen auffällt. Vor Einführung des gesetzlichen Mindestlohns präsentierten die Forscher Andreas Knabe (Magdeburg), Ronnie Schöb (Berlin) und Marcel Thum (Dresden) eine Studie, wonach der Mindestlohn zunächst nicht über 4,60 Euro pro Stunde liegen dürfe, sonst seien hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet. Der frühere ifo-Chef Hans-Werner Sinn forderte gar, wer nicht mindestens drei Kinder in die Welt gesetzt hat, soll zukunftig nur die Hälfte seiner gesetzlichen Rente erhalten.

focus.de

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