„Kritik ist wertvoll. Wenn sie konstruktiv ist“, heißt es im einem Beitrag auf dem Existenzgründer-Portal Startupbrett.de. Auch „Schmähkritik“ habe ihr Gutes. Was inhaltlich mit Schmähkritik gemeint ist? Der Leser kann es dem Beitrag nicht entnehmen und sich dementsprechend keine Meinung bilden. Der Versicherungsbote hat das Fairriester-Angebot des Betreibers Sutor Bank kürzlich in Zusammenarbeit mit Versicherungsmakler Joachim Haid anhand von Zahlen untersucht. Mit wenig schmeichelhaften Ergebnissen; unten werden die Hautkritikpunkte zusammengefasst.

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Fairr.de: Anfeindung oder Versicherungsmathematik

„Diese Anfeindungswelle ist das beste, was uns passieren konnte“, wird Alexander Kihm, Produktentwickler von Fairr im dem Beitrag auf Startupbrett zitiert. Eine solche Ausdrucksweise Kihms ist nüchtern betrachtet Polemik statt Mathematik: „Bitte die Kritikpunkte der Versicherungsmakler vernünftig und sachlich aufbereiten und nicht polemisch werden“, kommentiert dort etwa Matthias Bierl, Versicherungsmakler aus dem Raum Regensburg, den Artikel.

In der Sache „anzufeinden“ sind der mit 45 Euro zu hohe Rentenfaktor, mit dem das Unternehmen auf seiner Webseite künftigen Kunden die Riester-Rente des Hauses aufgrund von einem „Marktvergleich“ der Höhe nach vorrechnete.

Den Marktüberblick bei bei privaten Rentenversicherungen hat Franke und Bornberg. Das Analysehaus aus Hannover nannte dem Versicherungsboten auf Anfrage garantierte und prognostizierte Rentenfaktoren der Versicherer von etwa 27 beziehungsweise 31 Euro; also lebenslange Rente je 10.000 Euro. Aktuell hat Fairr seine Angaben zum Rentenfaktor leicht gesenkt. Auf „nur“ noch 44 Euro je 10.000 Euro für die Verrentung zur Verfügung stehendem Kapital.

Im Falle des Fairr-Fails können aus beispielsweise 100.000 Euro Kapital zum Rentenbeginn schnell nur noch 60.000 Euro werden. Auf der Webseite fehlen dort Angaben zu den Kosten für die verpflichtende Versicherung, die im Falle eines typischen Kunden, der heute mit Fairriester zu sparen beginnt und im Jahr 2040 an seine Rente will. Dann werden von Gesamtkapital bis zu 40 Prozent für die Versicherung abgezogen. Derartige Kosten-Dimensionen werden auf den Seiten von Fairr.de nicht genannt. Auch nicht in dem Beitrag auf Startupbrett.de:

Stattdessen beschäftigt sich der Beitrag mit den nominal geringen Kosten des Fairriester-Angebotes. Seit dessen Marktauftritt hätten „Bankberater und Versicherungsvertreter ein Problem“. Nämlich zu „erklären, warum ,normale’ Altersvorsorge-Produkte die Verbraucher nur vielleicht, die Vermittler aber sehr wahrscheinlich reich machen.“ Als Grund hierfür werden Provisionen und Kosten angeführt.

„Kostenquote horrend“

Die Kosten von Fairr, bezogen auf die Ansparphase, hat bereits im März das Blog Finanzwesir.com analysiert: „Was auffällt: In den ersten Jahren ist die Kostenquote horrend“ schreibt das Blog und: „Die Gesamtkosten sind am Anfang extrem hoch“. Sodann nennt der Autor für die Anfangsjahre eine Kostenquote von 5,48 Prozent. Die Argumentation des „Finanzwesir“ ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Fünf Prozent Schwund bei den Einzahlungen entsprechen der Höhe nach den bekannten Ausgabeaufschlägen von Publikumsfonds, wie man sie an jeder Ecke und von jedem Finanzvermittler kaufen kann.

„Mogelpackung“

Zurück zu dem Beitrag auf Startupbrett.de: Der Erfolg von Fairr rufe nun „Gegner auf den Plan, die sich normalerweise diskret zurückhalten, wenn es um die Nachteile von Finanzprodukten geht“. Inzwischen werde medial „heftig gegen den fairriester polemisiert“. Oder argumentiert: Versicherungsberater Christian Müller aus Kassel schreibt auf Startupbrett.de einen Kommentar, es sei „sehr interessant was in der Journaille zum besten gegeben wird ohne sich mit den Details zu beschäftigen. Dass dieses kommunikativ interessante Konzept eine Mogelpackung par excellence ist, wurde bereits mehrfach fachlich berichtet.

„Unterste Schublade“

Alexander Kihm, Produktentwickler von Fairr, wird wird bei Startupbrett.de so zitiert: „Was in der Maklerszene derzeit über uns verbreitet wird, ist teilweise unterste Schublade“. Auf die inhaltliche Kritik, einen auf der Webseite von Fairr mit jetzt 44 Euro zu hohen Rentenfaktor anzuwenden und fehlende Angaben zu den Kosten für die verpflichtende Versicherung, geht von den Befürworten von Fairr rechnerisch bisher niemand ein, bis auf eine Ausnahme:

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„Am Anfang hat Fairr mit unter 30 Euro Rentenfaktor gerechnet“

Auf Startupbrett.de wird auch anerkennend kommentiert. User Henrik Krüger findet es beispielsweise „schade, dass ein qualitativ sehr gutes Produkt so durch den Kakao gezogen wird“. Zum Rentenfaktor schreibt Krüger bemerkenswertes: „Die 40 Euro (angegeben werden von Fairr derzeit 44 Euro; Anmerkung der Redaktion) Rentenleistung je 10.000 Euro Kapital ist wirklich etwas hoch. Zum Anfang hat Fairr mit unter 30 € gerechnet. Die Kritik ist wirklich angebracht und ich hoffe, fairr kommt da wieder etwas runter.“

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