Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bittet am Mittwoch nach Berlin zur Jahresmedienkonferenz 2020. Schon früh im Jahesverlauf wolle man wichtige Branchenzahlen kommunizieren, so hat der Verband zuletzt wiederholt bekanntgegeben: Dies soll Transparenz zeigen und auch Vertrauen schaffen.

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Überraschend starkes Wachstum in Lebensversicherung?

Zunächst kann der Verband gute Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr 2019 präsentieren. Die insgesamt eingesammelten Bruttobeiträge kletterten um 6,7 Prozent auf 216,0 Milliarden Euro. Dabei hätten alle drei Sparten bessere Ergebnisse verbuchen können als im Vorjahr, so der GDV in einem Pressetext. Die Zahlen sind vorläufig.

„Insgesamt war 2019 von den Beitragseinnahmen her ein ausgesprochen zufriedenstellendes Jahr. Das ist allerdings kein Grund für Euphorie, denn das Marktumfeld bleibt wegen der niedrigen Zinsen extrem herausfordernd“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Wolfgang Weiler, am Mittwoch in Berlin.

Vor allem in der Lebensversicherung hätte es ein „überraschend hohes Wachstum“ gegeben, so Weiler weiter. Demnach verzeichneten die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammen ein Beitragsplus von 11,3 Prozent auf 102,5 Milliarden Euro. Eine Zahl, die aufhorchen lässt. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinses, einer alternden Bevölkerung und vielfacher Kritik in den Medien war speziell für die Leben-Sparte ein schwieriges Geschäftsjahr erwartet worden.

Durchwachsene Zahlen in der Leben-Sparte 2019: Der Bruttobeitrag steigt deutlich, der Vertragsbestand insgesamt sinktgdv.de

Beim genauen Blick relativiert sich der Erfolg aber wieder. So fällt auf, dass fast das komplette Beitragsplus im Leben-Neugeschäft auf Abschlüsse gegen Einmalbeitrag zurückzuführen ist. So wuchs das Geschäft im laufenden Bestand lediglich um 0,1 Prozent auf 64,3 Milliarden Euro, oder anders formuliert: Es stagnierte. Die Einmalbeiträge schossen hingegen sogar um 37,1 Prozent in die Höhe: auf 38,2 Milliarden Euro. Die Beitragsentwicklung sei für die Branche ein „klarer Vertrauensbeweis der Kunden“, sagte Weiler.

Das Geschäft gegen Einmalbeitrag ist aber auch in der Branche umstritten. Diese Policen funktionieren eher wie Sparverträge. Sie sind in der Regel jederzeit kündbar, während Kunden gegen laufenden Beitrag ein fest vereinbartes Ablaufdatum haben. Und das kann für Versicherer ernste Probleme mit sich bringen. Kommt es zu Massenkündigungen, können Liquiditätsengpässe der betroffenen Versicherer die Folge sein. Zudem besteht der Verdacht, dass diese Policen durch die Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag quersubventioniert werden: also ausgerechnet von jenen Kundinnen und Kunden, die dem Versicherer lange Jahre treu sind.

Vertragsbestand schwindet

Zudem wird im GDV-Pressetext nicht auf den Vertragsbestand in der Lebensversicherung eingegangen, wo der Trend weniger erfreulich ist. Hier zeigt sich erneut, dass das Neugeschäft den Abgang an Verträgen nicht ausgleichen kann: Wenn auch immer noch die Gesamtzahl der Policen beachtlich ist. Demnach hielten die Versicherer (einschließlich Pensionsfonds und -kassen) zum Jahresende 2019 rund 86,7 Millionen Verträge: 0,9 Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Erneut zeigen sich in der Leben-Sparte zudem die Problemkinder, die schon in den letzten Jahren eher für Verdruss in der Branche sorgten. Das Riester-Neugeschäft schrumpfte mit Blick auf die Verträge erneut um 2,7 Prozent, so dasss rund 291.300 Neuverträge verkauft werden konnten (Vorjahr: 299.400). Hoffnung macht hingegen das Geschäft mit Basisrente-Verträgen: also die staatlich geförderte Altersvorsorge für Selbstständige. Hier konnten 82.700 Policen vermittelt werden, was ein beeindruckendes Wachstum von 7,6 Prozent bedeutet.

Insgesamt hielten die im GDV organisierten Lebensversicherer, Pensionsfonds und -kassen zum Jahresende 2019 circa 10,5 Millionen Riesterverträge, folglich 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Basisrenten-Bestand stieg von 2,2 Millionen auf nun 2,3 Millionen Verträge (+2,6 Prozent).

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