„Trotz Höchstständen an den Börsen, rekordhoher Dividendenausschüttungen der Unternehmen und historisch niedriger Zinsen meiden die Deutschen die Aktienanlage weitgehend. Dabei sind die Vorteile von Aktien im Vergleich zu Zinspapieren in diesem Umfeld offensichtlich. Nur wer die Ursachen für die deutsche Aktienabstinenz kennt, kann geeignete Maßnahmen zur Abhilfe ergreifen bzw. neue Impulse für eine bessere Aktienkultur setzen“, erklärt der Vorsitzende des Vorstands der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse Dr. Michael Völter, warum er die jüngste Studie zum Ruf der Aktie durchführen ließ.

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Das Ergebnis: Noch ist eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Aktienanlage spürbar. Immerhin fünfundfünfzig Prozent der Befragten würden, wenn sie 10.000 Euro für 25 Jahren anlegen sollten, auf keinen Fall auch nur einen einzigen Cent in Aktien oder Aktienfonds investieren. Die Studie bestätigt aber auch, dass fünfundvierzig Prozent der Umfrageteilnehmer theoretisch Interesse an einer langfristigen Aktienanlage hegen. „Das liegt deutlich über dem tatsächlichen Anteil der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer in Deutschland von aktuell 13,1 Prozent“, erläutert Dr. Christine Bortenlänger, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

Potential für die Gewinnung von Aktionären

„Es ist also Potential für die Gewinnung von mehr Aktionären vorhanden, das erschlossen werden kann. Insofern zeigt unsere Studie nicht nur Schatten, sondern auch Licht.“ Um dieses Potential erfolgreich zu erschließen, sei eine intensive Aufklärungsarbeit über die Aktienanlage notwendig, ergänzt Michael Völter, „denn eine bessere Aktienkultur nimmt in den Köpfen der Anleger ihren Anfang“. Dass es neuer Impulse bedarf, hat die Studie aufgezeigt, für die repräsentativ 2.019 Personen per Telefonbefragung interviewt wurden.

Christine Bortenlänger weiß: „Den Menschen ist vielfach bewusst, dass die Aktie als Sachwertanlage von den wirtschaftlichen Erfolgen der Unternehmen langfristig profitiert. Dennoch gibt es vor allem bei Nicht-Aktienbesitzern ein hohes Maß an Unsicherheit, für wen Aktien als Geldanlage überhaupt geeignet sind.“ Besonders unkaputtbar ist die Haltung, die Aktienanlage setze gute bisweilen gar ausgeprägte wirtschaftliche Kenntnisse voraus (74 Prozent der Befragten), zudem die Überzeugung, dass Aktien bei kleineren Anlagebeträgen nicht sinnvoll seien (55 Prozent) sowie außerdem zu unsicher und zu riskant. (44 Prozent).

Impulse für die Aktie aus allen Richtungen

Allerdings zu berücksichtigen ist bei aller Euphorie über all jene, die den Aktien in nicht unüberwindbarer Feindschaft gegenüber stehen, also als mögliche neue Aktienanleger in Frage kommen, dass die Finanzkrise die Einstellung zur Aktie noch einmal nachteilig beeinflusst hat - obschon die Ursachen für die Finanzkrise nicht in den Aktienmärkten zu suchen sind. Auch konnte nachgewiesen werden, dass das Thema Aktien und Aktienfonds in privaten Gesprächen einen wesentlich geringeren Raum einnimmt, als vor der Finanzkrise. „Wenn sich die Menschen über Aktien nicht mehr unterhalten, verlieren wir einen nicht zu unterschätzenden Katalysator für die Aktienkultur“, gibt Völter die Sorge der Studienautoren wider.

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„Dieser ist jedoch wichtiger denn je, weil sich schon Banken und Sparkassen aufgrund der Regulierung aus der Aktienberatung zurückziehen.“ Bortenlänger unterstreicht, dass in der Zukunft nicht nur die Marktteilnehmer gefordert sind: „Auch die Politik kann und muss Impulse für die Aktie setzen, damit die Deutschen Aktie und Kapitalmarkt für den Vermögensaufbau und die Sicherung des Lebensstandards im Alter stärker nutzen. Je länger die aktuelle Niedrigzinsphase dauert, desto wichtiger ist das.“

dai.de

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