Versicherungsbote: In Ihrem Artikel „Risikolebensversicherung – So schützen Häuslebauer ihre Angehörigen vor dem Ruin“ empfehlen Sie Ihren Lesern, Versicherungen bei Check24.de sowie mr-money.de zu vergleichen. Zudem suggerieren Sie, dass man über diese Vergleichsportale tatsächlich die besten und günstigsten Angebote findet, und verlinken sie direkt. Bitte erklären Sie uns: Warum verlinken Sie als gemeinnütziges Verbrauchermagazin auf diese Vergleichsportale?

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Hermann-Josef Tenhagen: Ob es um den Mietwagen für den Urlaub geht, das beste Tagesgeldkonto oder eine Risikolebensversicherung: Für unsere Leser prüfen wir, wie sie zu dem besten und günstigsten Angebot kommen. Manchmal ist das die direkte Empfehlung für ein konkretes Produkt, ein anderes Mal empfehlen wir ein Vergleichsportal, um die individuell beste Lösung zu finden. Welchen Weg wir empfehlen, hängt ganz von der Sparte ab. Wenn unsere Experten herausfinden, dass im speziellen Fall ein Vergleichsportal der beste Weg zum günstigsten Angebot ist, haben wir das vorher ausgiebig getestet, die Möglichkeiten verglichen und geben Hinweise, worauf zu achten ist. Dabei geht es uns ausschließlich um die beste Lösung für den Verbraucher.

Versicherungsbote: „Wechselwillige sollten sich von einem seriösen Versicherungsberater helfen lassen“, schreiben Sie in einem Gastbeitrag für Spiegel Online, „Nicht von einem Makler!“. Nun verlinken Sie auf Vergleichsportale, die selbst als Makler registriert sind. Können Sie diesen Widerspruch bitte erklären?

Hermann-Josef Tenhagen: Wie gesagt, unsere Empfehlung hängt ganz konkret vom einzelnen Produkt ab. Für manche Versicherungen eignen sich Portale gut für einen Preisvergleich. Für andere sollte der Preis nicht ausschlaggebend sein und es bedarf einer intensiven persönlichen Beratung und Analyse der individuellen Situation. Für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel ist eine fundierte persönliche Beratung oft unerlässlich und hier empfehlen wir auch, sich von einem seriösen und spezialisierten Makler beraten zu lassen. Im konkreten Beitrag bei Spiegel Online ging es um die Frage, wie Verbraucher die beste Beratung bei Problemen mit ihrer existierenden privaten Krankenversicherung bekommen – unsere Antwort: beim Versicherungsberater. Wichtig ist uns immer, dass in der Beratung allein die Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt stehen.

Versicherungsbote: Erhalten Sie von Check24.de oder mr-money.de eine Vergütung, wenn Kunden bei diesen Portalen eine Versicherung abschließen oder diese Seiten besuchen? Wenn ja: Wie lässt sich dies mit dem Status der Gemeinnützigkeit und Unabhängigkeit vereinbaren, den Sie für sich beanspruchen?

Hermann-Josef Tenhagen: Links, für die wir gegebenenfalls eine Vergütung erhalten, sind auf unserer Seite transparent mit einem Sternchen gekennzeichnet. Welche Angebote wir empfehlen, entscheidet die Redaktion auf Basis gründlicher Recherchen und Tests – nach einem strengen Redaktionskodex, unabhängig und nur im Interesse der Verbraucher. Erst wenn der Artikel fertig ist, setzt eine andere Abteilung die Links und versucht, dafür Mittel einzutreiben. Auf diese Weise wollen wir die aufwendige redaktionelle Arbeit von Finanztip finanzieren. Sie finden auf Finanztip.de auch zahlreiche Empfehlungen, für die wir keine Vergütung erhalten und die daher kein Sternchen haben. Durch die anerkannte Gemeinnützigkeit ist klar, dass wir ausschließlich auf der Seite der Verbraucher stehen. Etwaige Gewinne dürfen nicht ausgeschüttet werden, sondern nur für den Gesellschaftszweck eingesetzt werden. Dieser besteht laut Satzung in der „Förderung der Finanzbildung in Deutschland“. Es handelt sich also um ein Non-Profit-Unternehmen und die Unabhängigkeit ist Kern unseres Angebots.

Versicherungsbote: Können Sie transparent machen, wie hoch die Vergütung ist, die Sie von Check24.de und mr-money.de erhalten? Immerhin fordern Verbraucherschützer seit Jahren, Abschlusskosten transparent gegenüber dem Kunden ausweisen. Sie müssten doch dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.

Hermann-Josef Tenhagen: Wenn die Redaktion einen Anbieter empfiehlt, vereinbart hinterher unsere Abteilung für Monetarisierung individuell mit diesem Anbieter eine Vergütung für einen gesetzten Link. Die Abrechnung erfolgt je nach Anbieter und Produkt entweder auf Basis von Klicks, Anfragen oder Abschlüssen. Die Beträge sind ganz unterschiedlich und liegen zwischen ein paar Cent und mehreren Euro. Oberstes Gebot ist für uns die klare Trennung zwischen Empfehlung, also Redaktion, und Vergütung, also der Abteilung Monetarisierung. Die Redakteure wissen bei der Erarbeitung ihrer Empfehlungen nicht, ob einzelne Anbieter hinterher einen Link vergüten und erfahren auch später nicht, wieviel es im Einzelfall ist – so stellen wir sicher, dass es ihre Arbeit nicht beeinflusst und die Ergebnisse unabhängig sind.

Versicherungsbote: Wenn Sie ein Onlineportal empfehlen, wie stehen Sie dann zu den Dokumentationspflichten, die jeder Vermittler im persönlichen Beratungsgespräch erfüllen muss?

Hermann-Josef Tenhagen: Wir sind keine Vermittler, weder rechtlich noch tatsächlich. Wir machen auch keine individuelle Beratung. Wir analysieren und testen. Für uns ist entscheidend, wo Verbraucher die Informationen oder die Produkte bekommen, die sie brauchen. Also ob das Portal die Einstellungsmöglichkeiten bietet, die einen sinnvollen Vergleich ermöglichen (was auch immer das im konkreten Fall bedeutet), eine ausreichende Auswahl an Produkten anbietet und die Auswahl auch tatsächlich anhand der Vorgaben vornimmt, die der Kunde gemacht hat.

Versicherungsbote: „Versicherungsvergleiche im Internet sind oft irreführend und wettbewerbsverzerrend“, hat sich Versicherungsexperte Hans-Peter Schwintowski von der Humboldt Universität zu Berlin positioniert. Explizit nennt er Check24.de als Beispiel hierfür. So würde ein Kunde bei Online-Abschluss nicht erfahren, ob das Portal als Makler oder gebundener Vermittler agiert. Auch würden die Portale nicht auf die individuellen Kundenwünsche eingehen, sondern so tun, als seien die Leistungen bei den Anbietern identisch. Warum die Vergleichsportale einen Anbieter empfehlen, sei hingegen wenig transparent. Wie stehen Sie zu diesen Vorwürfen als Verbrauchermagazin, das auf diese Portale verlinkt?

Hermann-Josef Tenhagen: Vergleichsportale für Versicherungen vergleichen in erster Linie den Preis. Für viele Versicherungen sollte aber nicht allein der Preis ausschlaggebend sein, sondern individuelle Bedürfnisse und vor allem die Leistungen. Wir erklären daher in unseren Ratgebern, worauf die Verbraucher achten sollten und prüfen genau, welches der beste Weg zur einzelnen Versicherung ist. Wir empfehlen nicht pauschal Vergleichsportale.

Im Fall Check24 haben wir in unseren Ratgebern grafisch dargestellt, wie man die Anzeigen vermeidet, mit denen das Portal seine vernünftige Rechercheleistung verdeckt (Zum Beispiel hier: www.finanztip.de/kfz-Versicherung/, unter: „Achtung, Werbung bei Check24“). Grundsätzlich gilt bei Produktportalen: Wenn wir sie empfehlen, haben wir sie vorher für das spezielle Produkt genau unter die Lupe genommen und weisen darauf hin, worauf man bei der Nutzung achten sollte.

Versicherungsbote: Auf Ihrer Webseite behaupten Sie unter dem Stichwort „Wie wir uns finanzieren“, dass Sie keine Werbung betreiben. Ist die Empfehlung eines Versicherungs-Abschlusses bei diesen Portalen keine Werbung? Was ist es dann?

Hermann-Josef Tenhagen: Es ist eine redaktionelle Empfehlung und ausdrücklich keine Werbung. Und diese Empfehlung ist komplett unabhängig von wirtschaftlichen Erwägungen. Eine Empfehlung kann man bei uns nicht kaufen und ein Test durch unsere Redaktion kann auch nicht in Auftrag gegeben werden. Wenn unsere Redaktion sich allerdings für eine Empfehlung entscheidet, ist ein zugehöriger Link manchen Unternehmen eine Vergütung wert. Sie unterstützen damit unser gemeinnütziges Projekt und haben selbst ja auch einen Nutzen von unserer Arbeit.

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Versicherungsbote: Sehr geehrter Herr Tenhagen, vielen Dank für das Interview! (Die Fragen stellte Mirko Wenig)

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