Die schwarz-rote Bundesregierung hat versprochen, gesetzlich Versicherte zu entlasten. Zum 1. Januar sank der allgemeine Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung von 15,5 auf 14,6 Prozent, Arbeitgeber beteiligen sich wieder zur Hälfte an den Kosten. Dafür darf nun jede der rund 130 Krankenkassen selbst einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag von ihren Mitgliedern erheben. Und dieser Zusatzbeitrag könnte sich langfristig als Kostenfalle für die Patienten entpuppen.

Krankenkasse: 2015 Ersparnisse, aber ab 2016 drohen hohe Zusatzbeiträge

Zwar sparen die meisten Krankenversicherten 2015 tatsächlich. Die AOK Sachsen etwa wird einen Beitragssatz von 14,9 Prozent erheben und damit 0,6 Prozentpunkte unter dem bisherigen liegen. Auch der Marktführer Techniker Krankenkasse, mit 9,2 Millionen Versicherten Nummer Eins auf dem Markt, senkt ihren Beitrag im Vergleich zum Vorjahr geringfügig – Mitglieder zahlen ab Januar 15,4 Prozent. Rund die Hälfte der Kassen reduziert laut Bundesversicherungsamt ihren Beitrag im Vergleich zum Vorjahr, die anderen Anbieter halten ihn weitestgehend stabil.

Aber das ist nur eine Momentaufnahme, denn schon 2016 müssen die Krankenversicherten wieder mit steigenden Beiträgen rechnen. Nach Berechnungen des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem von der Universität Düsseldorf könnten die Zusatzbeiträge dann auf 1,15 Prozent des Bruttolohns klettern. 2017 dürften sie sogar auf 1,7 Prozent steigen. Fatal wirkt es sich für die Versicherten aus, dass der Kostenanteil für Arbeitgeber zukünftig gedeckelt ist. Diese Zuschläge müssen von den Beschäftigten alleine getragen werden.

Krankenkassen schreiben rote Zahlen

Hintergrund der aktuellen Prognosen ist der Umstand, dass die Krankenkassen wieder rote Zahlen schreiben. 2013 hatten die Kassen in den ersten drei Quartalen noch 1,5 Milliarden Euro Überschüsse erwirtschaftet, von Januar bis September 2014 verzeichneten sie jedoch ein Defizit von 740 Millionen Euro. Versicherungsbote hatte bereits im Februar 2014 vor einer steigenden Belastung der Kassenpatienten gewarnt.

Durch die Beitragssenkung und die Möglichkeit, Zusatzbeiträge selbst festzulegen, will die Bundesregierung mehr Wettbewerb unter den Krankenkassen schaffen. Die Versicherten sollen vergleichen können, wer das günstigere Angebot hat.

Verlierer der Beitragsautonomie könnten jene Krankenkassen sein, die besonders viele alte und kranke Menschen versichert haben. Diese werden am schnellsten ihre Beiträge anheben müssen, um die Kosten zu decken. Auch könnte es passieren, dass sich die Versicherten auf weniger Leistungen einstellen müssen. In den letzten Jahren wurde vor allem bei der Prävention gespart: Allein zwischen 2008 und 2012 sanken die Ausgaben für Maßnahmen wie Wirbelsäulengymnastik, Burn-Out-Prävention oder Krebsvorsorge um 30 Prozent, wie aus Zahlen des GKV-Verbandes hervorgeht.