Ob Niedrigzins, LVRG oder die Konkurrenz aus dem Internet – Viele Versicherer sind angehalten, massiv Kosten zu sparen. Dass dies oft zu Lasten der Angestellten geht, ist die Kehrseite eines hart umkämpften Marktes und des Zwangs, immer höhere Gewinne zu erwirtschaften. Aktuelles Beispiel hierfür ist die Nürnberger Versicherung, die ihren Vertrieb im neuen Jahr komplett umbauen und verkleinern will.

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Laut einem Bericht der Nürnberger Zeitung hat der Versicherer mit dem Gesamtbetriebsrat ein Programm mit dem Namen „Vertrieb 2015“ vereinbart. Ziel ist, so steht in dem Papier, „eine Weiterentwicklung von Struktur und Abläufen, um die Position auf dem Markt zu erhalten und auszubauen“. Doch das wird harte Einschnitte für die Mitarbeiter bedeuten, woraus das Papier auch keinen Hehl macht. Man habe „Vertriebskostennachteile gegenüber dem Markt“, speziell mit Blick auf die Lebensversicherung seien die Maßnahmen „alternativlos“.

Nürnberger Versicherung plant Reduzierung von Vertriebs- und Bezirksdirektionen

Was dies für die Beschäftigten bedeutet, wird deutlich, wenn man einen Blick auf die Details wirft. Sieben Vertriebsdirektionen sollen geschlossen und die Zahl der Bezirksdirektionen von 63 auf 34 eingestampft werden. Auch ist eine Bündelung der Aktivitäten an 14 Standorten geplant. Wie viele Arbeitsplätze dies kosten wird, ist noch nicht bekannt – die Nürnberger Zeitung geht von einer dreistelligen Zahl aus.

Für Unmut sorgt die Art und Weise, mit der die Nürnberger Versicherung ihren Vertriebsplan durchsetzen will. Stellen sollen neu ausgeschrieben werden, so dass sich langjährige Mitarbeiter neu bewerben müssen. Viel Zeit ist aber nicht dafür vorgesehen. Bis Ende März sollen die Verträge für Mitarbeiter, die an einen neuen Einsatzort wechseln, abgeschlossen sein. Wer in Altersteilzeit gehen will, muss sich bis Ende Februar entscheiden, Aufhebungsverträge sollen bis zum Ende des ersten Quartals 2015 unterzeichnet sein. Wer freiwillig geht, kann von einer „Turboprämie“ profitieren.

Betriebsbedingte Kündigungen nur als "Ultima Ratio"

Betriebsbedingte Kündigungen wolle man nur als „Ultima Ratio“ vornehmen, berichtet die Nürnberger Zeitung aus Unternehmenskreisen. Befristete Altersverträge und Teilzeitangebote sollen den Stellenabbau möglichst sozialverträglich gestalten. Dennoch ist der Ärger bei den Betroffenen groß. Angestellte sprechen von einer „Demontage der Außenbezirke“.

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Die Nürnberger Versicherung ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Franken. Nach Informationen der NZ beschäftigt der Versicherer 4.311 Mitarbeiter im Innendienst, zudem 23.000 Personen im Außendienst und Agenturen. Der Konzernumsatz lag zum dritten Quartal 2014 bei 3,616 Milliarden Euro. Doch speziell in der LV-Sparte sanken die Neubeiträge in den ersten drei Quartalen um 4,4 Prozent auf 400,6 Millionen Euro.

Nürnberger Zeitung

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