Mehr als 400 Gruppenverträge hat der Krankenversicherer mit Berufsverbänden und Großkonzernen wie Bayer, RWE oder Siemens abgeschlossen. Knapp 20 Prozent der Verträge in den Beständen ist ein Gruppenvertrag. Diese beinhalten für die Mitglieder der Verbände und Unternehmen oft Preisnachlässe, vereinfachte oder sogar den Wegfall der Gesundheitsprüfungen, verbesserte Tagegelder und Sonderkonditionen für die ganze Familie.

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Gruppenrabatte bringen oft Beitragsersparnis und bessere Leistungen

Bei der privaten Krankenversicherung sind drei bis fünf Prozent Beitragsrabatt bei der Ergo-Tochter üblich. Doch offenbar sind diese Rabatte über Jahre nicht bei allen Kunden angekommen. Viele Kunden, insbesondere Freiberufler, hätten durch Gruppenrabatte 1.000 Euro oder mehr sparen können. Das berichtet das Onlineportal Capital.

„Wenn eine Gruppenpolice vom Vermittler nicht explizit angeboten wird, hat der Kunde kaum eine Chance, den Rabatt auch zu erhalten“, sagt Peter Schramm, vereidigter Sachverständiger für private Krankenversicherungen. Früher hätten in der Regel die Verbände ihre Mitglieder über Gruppenversicherungen informiert, erklärte die DKV.

Provisionsunterschiede sind ein Grund für Verheimlichung der Gruppenrabatte

Ein Grund für die Verheimlichung der Gruppenrabatte könnte die mangelhafte Beratung gewesen sein. So vergaßen Vermittler schlichtweg zu erfragen, ob sich der Kunde in einem entsprechenden Konzern oder Berufsverband befand. Die schlüssigere Variante dürfte in der Höhe der Provision gelegen haben. So erhielten Vermittler bis Ende 2012 lediglich 3 Monatsbeiträge. Bei Einzelverträgen sind dagegen Provision von bis zu acht Monatsbeiträgen üblich.

Im Rahmen der Einführung der Unisex-Tarife erhöhte der zweitgrößte Krankenversicherer Deutschlands im vergangenen Jahr die Provisionen für Gruppenpolicen auf das Niveau von Einzelverträgen. Damit wolle der Versicherer sicherstellen, dass „ein Beratungsgespräch ohne Rücksicht auf die Höhe einer späteren Provision erfolgt“, begründet die DKV auf Anfrage des Onlineportals.

120.000 Altkunden könnten betroffen sein

Von den rund 750.000 Normalpolicen könnten gegebenenfalls 120.000 Altkunden von dieser Vertriebspraxis betroffen sein. Diese wurden im Rahmen einer Mailing-Aktion angeschrieben und auf die Option einer Gruppenversicherung hingewiesen. Allerdings nutzte weniger als ein Prozent von ihnen die angebotenen Sonderkonditionen. Versicherte können auch jetzt noch fälschlich abgeschlossene Verträge rückwirkend in Gruppenverträge umwandeln lassen. Dies ist allerdings nur nach Eigeninitiative möglich. Kunden müssen beim Versicherer nachfragen.

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Ähnliche Probleme wurden 2011 bei der Vermittlung der betrieblichen Altersversorgung festgestellt. Seinerzeit ermittelten externe Wirtschaftsprüfer rund 3.300 Geschädigte, die statt einer Lebensversicherung über einen Gruppentarif, Einzelverträge der Ergo unterschrieben.

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