Marc GalalMarc GalalMarc M. Galal, Verkaufstrainer aus Frankfurt am Main Marc M. GalalBei facebook stieß ich kürzlich auf einen Artikel, der mich ungemein faszinierte. Er heißt: „Die Befreiung der Arbeit: Das 7-Tage-Wochenende“* und es geht darin um das Unternehmen Semco. Bei Semco bestimmen die Angestellten ihre Arbeitszeiten und ihr Gehalt selbst, sie wählen ihre Vorgesetzten, es gibt keine Geschäftspläne, keine Personalabteilung und fast keine Hierarchie. Was die Mitarbeiter für Geschäftsreisen oder ihren Computer ausgeben ist ihnen überlassen, ihre Mails sind strikt privat und alle Gewinne werden per Abstimmung aufgeteilt. Was nach purer Anarchie klingt ist ein Erfolgsmodell, das bereits seit 25 Jahren funktioniert. Als der Inhaber Ricardo Semler das Unternehmen damals umstellte, versechsfachte er offenbar den Gewinn auf 220 Millionen Dollar.

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Das neue Verständnis von Arbeit

Richardo Semler betrachtet eine Firma als Gemeinschaftsprojekt, in dem die Mitarbeiter nicht nur Rädchen im System sind, sondern Mit-Schöpfer. Während viele Unternehmen es als notwendig erachten, ihre Mitarbeiter zu kontrollieren und z. B. über Stechkarten die Anwesenheit überprüfen, ist es für Semler irrelevant, ob seine Mitarbeiter eine bestimmte Anzahl Stunden in der Firma verbringen. Wichtig sei das Ergebnis, nicht, ob sie vier, acht oder zwölf Stunden im Büro seien, sonntags arbeiten oder am Montag zuhause bleiben würden. Semlers Rezept: Behandle deine Mitarbeiter wie Erwachsene, dann verhalten sie sich auch so. Respekt führt zu Engagement, Engagement führt zu Erfolg.

Der Kreislauf des Suchens und Findens

Für viele Unternehmen ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern derzeit eine der größten Herausforderungen. Kaum ist jemand eingearbeitet, geht er auch schon wieder. Das Personalkarussell dreht sich immer schneller und schneller. Bei Semco liegt die Fluktuationsrate bei unter einem Prozent und Semler erklärt es in dem Artikel so: je mehr Freiheiten die Mitarbeiter bekommen, desto produktiver, zufriedener und innovativer werden sie. Das Engagement steigt also, wenn man Kontrolle durch Vertrauen ersetzt. Zusätzlich spart das Unternehmen Geld, denn permanente Wechsel in der Belegschaft sind teuer!

Glaubenssätze hinterfragen

Viele Glaubenssätze hören wir seit unserer Kindheit und geben sie ungefiltert wieder. Wir halten sie für wahr und folgen ihnen: „Wenn du nur hart genug arbeitest, dann wirst du auch erfolgreich werden.“, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“, „Alles muss ich alleine machen.“ Es ist erstaunlich, wie sehr wir uns darum bemühen, zu zeigen, dass wir die einzigen Menschen sind, die wirklich arbeiten, Leistung erbringen, nachdenken und Projekte realisieren. Wäre es denn so schlimm, diese Fähigkeiten auch anderen zuzutrauen? Würde es uns nicht viel freier machen, wenn wir sagen und leben: „Ich vertraue meinem Team voll und ganz.“, „Du bist im Lead, du entscheidest.“, und „Mein Job macht mir Spaß.“ Natürlich ist Vertrauen keine Einbahnstraße, doch wer möchte denn mit Menschen zusammen arbeiten, die man zu 100 Prozent kontrollieren muss, weil ihnen einfach nicht zu trauen ist?

Die richtige Schwingung

Wir Menschen sind Schwingungswesen. Das bedeutet: was wir aussenden, kommt auch zu uns zurück, denn „gleich und gleich gesellt sich gern“. Wenn es also ist wie der Volksmund sagt, dann sollten wir wirklich aufpassen, was wir aussenden und damit anziehen: Misstrauen, Kontrollzwang, Nehmerqualitäten versus Vertrauen, einem gesunden Verhältnis zum Geben und zum Nehmen sowie einer gehörigen Portion Respekt vor der Leistung anderer. Es geht nicht darum, aus einem Arbeitsverhältnis eine tägliche Strandparty zu machen, sondern vielmehr darum, Arbeit und Leistung wieder mehr mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter in Einklang zu bringen.

Stichwort Work-Life-Balance

In Zeiten, in denen die Unternehmen immer stärker um gute Mitarbeiter buhlen, reicht es einfach nicht mehr aus, eine ordentliche Kantine im Haus zu haben. Wenn Mitarbeiter sich ihre Arbeitgeber aussuchen können, dann möchten sie etwas geboten bekommen.

  • Flexible Arbeitszeiten
    Mal früher, mal später zur Arbeit kommen, vom Homeoffice aus arbeiten etc. Unternehmen, die flexibel agieren, werden belohnt. Im Idealfall checkt der Mitarbeiter dann auch im Urlaub seine Mails.
  • Zuschüsse vom Arbeitgeber
    Es gibt für Unternehmen viele Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter zu fördern. Ein Zuschuss zur KITA oder den Fahrtkosten oder die Übernahme des Beitrags für die private Altersvorsorge – all das signalisiert dem Arbeitnehmer, mein Unternehmen möchte mich halten.
  • Wäsche- oder Reparaturservice
    Wer viel arbeitet, der kommt kaum dazu, die Hemden zu bügeln oder das Auto zur Durchsicht zu bringen. Umso schöner, wenn das während der Arbeitszeit passiert und die Hemden gewaschen und gebügelt gebracht werden und das Auto geprüft und ggf. repariert wurde, während man selbst im Meeting war.
  • Essen ist immer ein Thema
    Selbst wenn es eine Kantine gibt, bei der man essen gehen kann, eine Einladung ist trotzdem eine schöne Idee. Ist ein Projekt gut gelaufen, genügt eine kurze Notiz vom Abteilungsleiter: „Gut gemacht, heute Mittag geht das Essen auf mich!“
  • Sonderurlaub
    Es gibt etwas zu feiern? 10 Jahre Firmenzugehörigkeit, eine Hochzeit, ein Baby? Wer seine Mitarbeiter mit Sonderurlaub belohnt, investiert in sie. Denn nach dem Urlaub sind sie entspannt und starten wieder voller Engagement.

Wer ist der Busfahrer in deinem Leben?

Entscheidungen tun manchmal weh. Sie können unbequem sein und unschöne Konsequenzen haben, sie können Menschen weh tun und stellen sich gelegentlich als falsch heraus. Es ist nachvollziehbar, sich drücken zu wollen. Doch wenn es um mich geht, sollte ich auch entscheiden. Ich bin der Busfahrer in meinem Leben, also lasse ich nicht jemanden anders ans Steuer. Wenn es so ist, warum entscheiden dann so viele Unternehmer für ihre Angestellten, wann und wie sie arbeiten und fragen nicht, wann es ihnen besser passt?
Vielleicht sollten wir damit anfangen, Effizienz höher zu schätzen als das tägliche Absitzen von 8 Stunden. Das Ergebnis sind bessere Zahlen, weniger Kranktage und ein angenehmeres Miteinander. Und dennoch: es klingt in der Tat irritierend, was Semco propagiert. Keine Kontrolle, keine festen Arbeitszeiten, kaum Hierarchien. Vielleicht muss man nicht gleich alles Gelernte über Bord werfen, doch es ist gewiss Zeit für ein Miteinander auf Augenhöhe. Denn wenn es den Unternehme(r)n nicht gelingt, gute Mitarbeiter zu rekrutieren und zu halten, dann wird die Konkurrenz sie holen und ihnen das geben, was sie wollen. Und wer macht dann die ganze Arbeit?

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* Quelle: http://www.freiwilligfrei.info/archives/737

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Marc M. Galal ist Verkaufstrainer und gilt als Experte für Verkaufspsychologie und -linguistik. Auf Basis von NLP™ entwickelte Marc M. Galal das Verkaufskonzept nls® neuro linguistic selling. Er trainierte mehr als 110.000 Seminarteilnehmer, und Unternehmen wie Deichmann, Bang & Olufsen, Skandia, Toyota, Renault und Sparkasse setzen auf nls®.

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