Zu Beginn diesen Jahres hatte Sven Giegold (die Grünen) den Wettbewerb “Europa sucht das gefährlichste Finanzprodukt” ins Leben gerufen. Bürger, Organisationen, Verbraucherschützer, Finanzmarktexperten oder auch Initiativen von Geschädigten wurden aufgerufen, die gefährlichsten Finanzprodukte Europas zu nominieren.

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Die Vorschläge wurden von einer Jury bewertet und in zwei Kategorien unterteilt. Die Jurymitglieder Ulrike Herrmann (taz-Wirtschaftskorrespondentin), Klaus Müller (Vize-Vorsitzender des Bundesverbandesverbraucherzentrale vzbv), Markus Henn (Finanzmarktreferent, WEED), Sebastian Dullien (Professor für Volkswirtschaftslehre HTW Berlin) sowie Antje Schneeweiß (Südwind e.V) entwickelten zwei Kategorien, in welchen jeweils vier Produkte für die Endabstimmung verblieben.

Via Online-Abstimmung konnte dann das gefährlichste Finanzprodukt gekürt werden. Die Aktion wurde bis zum 14. März verlängert. Inzwischen stehen die Gewinner fest.

Credit Default Swaps (CDS) für Staatsanleihen von Schwellenländern schädigen Verbraucher und Investoren

Für Produkte aus der 1. Kategoie vergaben insgesamt 1.967 Teilnehmer ihre Stimme. In dieser Kategorie wurden Produkte bewertet, die Verbraucher oder Investoren schädigen. 46,8 Prozent der Stimmen, d.h. 920 Teilnehmer, plädierten für Credit Default Waps (CDS) als gefährlichstes Finanzmarktprodukt.

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CDS, also Kreditausfallversicherungen, für Staatsanleihen sollen das Risiko zwischen den Marktteilnehmern auf mehrere Schultern verteilen und zudem für niedrige Zinsen sorgen und zur Preisfindung beitragen. Doch konnten Staatsschulden, welche die Euro-Länder auf sich genommen hatten, trotz des CDS-Marktes nicht eingedämmt werden. Eher würde der CDS-Markt dazu beitragen, dass das betreffende Land zunehmende Schwierigkeiten kaum mehr allein lösen kann. „Dies gilt auch für Staatsanleihen von Schwellenländern“, erklärt Will Martindale, der dieses Produkt zur Abstimmung vorgeschlagen hatte: „Der Nutzen von Credit Default Swaps ist zu gering und das Risiko zu groß“.

Auch nach Auffassung der Jury hat die EU ungedeckte Leerverkäufe von CDS für Staatsanleihen der Länder der Europäischen Union verboten, weil sie erkannt hat, dass diese schädlich für den Handel mit den eigenen Staatsanleihen sein könnten. „Ein vorsorgliches Verbot von ungedeckten Leerverkäufen von CDS für Staatsanleihen von Schwellenländern wäre daher sehr hilfreich“, heißt es auf der Aktionsseite.

Fügen den Armen und der Umwelt den meisten Schaden zu: Nahrungsmittelfonds

In der zweiten Kategorie konnte für solche Produkte abgestimmt werden, welche die Umwelt, arme Menschen oder Dritte schädigen. Das „Gewinnerprodukt“ sind Nahrungsmittelfonds mit 1.403 der insgesamt 1.965 Stimmen (71,4 Prozent).

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Produkte, welche auf Preisentwicklungen von Nahrungsmitteln spekulieren, verursachen eine Erhöhung der Preise für Grundnahrungsmittel mit. Fast alle Preise der Grundnahrungsmittel orientieren sich an den Börsenkursen. Werden diese künstlich erhöht, bedeutet das in der Konsequenz, dass sich Menschen über längere Zeit ihre tägliche Nahrung nicht mehr leisten können - und sterben. “Selbst wenn man annimmt, dass kein eindeutiges Urteil möglich ist, sollte die Beweislast für die Unschädlichkeit bei der Finanzbranche liegen“ bezog die Jury eindeutig Stellung. Nominiert wurden dieses Produkt vom Geld mit Sinn e.V.

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Sven Giegold freut sich über die Beteiligung an der Aktion: “Damit haben wir undurchsichtige, gefährliche Finanzprodukte, die in Europa gehandelt werden, ermittelt und dafür Öffentlichkeit geschaffen.“ Und der Parlamentarier zieht Konsequenzen: „Nun will ich auf ein Verbot des gefährlichsten Finanzproduktes durch die Europäischen Finanzaufsichtsbehörden hinwirken.“

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